Unterschiede

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Es war ein Moment, der ewig hätte andauern können, und doch wusste ich, dass er irgendwann enden müsste. Trotzdem fühlte es sich traumhaft schön an, wie ein Nachhausekommen. Langsam lösten wir uns voneinander und schauten uns an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es wirkte immer noch zu unwirklich, zu surreal, um echt zu sein, und doch war es zu intensiv, um ein Traum zu sein. Gleichzeitig spürte ich, dass es nie wieder so sein würde.

Er sah mich genauso an, wie ich ihn. Vollkommen überwältigt. Es war sogar noch intensiver als beim ersten Mal. Ich war so voller Gefühle, denselben Sturm erkannte ich auch in seinen Augen. Doch gleichzeitig strahlten sie vor Licht und Hoffnung. Von dem dunklen Schatten, den Nolan hinterlassen hatte, war nichts mehr zu sehen.

„Ngiyakuthanda", sagte Melcon schließlich leise.

Ich kicherte. „Du solltest endlich lernen, dass ich deine Sprache nicht beherrsche."

„Zu meinem Glück", flüsterte er. Seine Worte klangen, als stecke ein überwältigendes Geheimnis darin – eins, das er mir noch nicht erzählen wollte. Vielleicht würde ich es irgendwann verstehen.

Er saß weiter neben mir und hielt meine Hand fest in seiner. „Woher kanntest du ihn?" fragte er plötzlich, während er nachdenklich in den Himmel starrte.

„Deinen Namen?" fragte ich nach. Er nickte.

„Weißt du, unter uns Seytanen haben Namen eine sehr große Bedeutung. Sie sind deine größte Stärke – und doch auch deine größte Schwäche."

Ich kannte die Antwort, bevor ich fragte. „Weshalb?"

Er lächelte sanft. „Ich weiß nicht, woher du dein Wissen nimmst, aber dir ist doch inzwischen bewusst, was wir Seytane eigentlich sind, oder?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich."

„Wir sind jene, die man Engel nannte. Aber auch jene, die man Dämonen nannte. Gleichzeitig sind wir Menschen."

„Äh... ich verstehe nicht", gab ich zu.

Er seufzte tief. „Puh, es ist schwierig. Also... erinnerst du dich daran, als du kurz Nolans Präsenz gespürt hast?"

Ich nickte zögerlich. Das war doch der dunkle Schleier in seinen Augen gewesen, oder?

„Genau. Du hast gemerkt, dass er eine separate Person ist?"

Ich nickte wieder.

„Gut. Ja, er ist mein Dämonenteil. Es ist schwierig zu erklären."

Ein dunkler Schleier legte sich erneut über seine Augen, doch er sprach weiter. „Ich bin nicht einfach sein Dämonenteil. Ich bin sein Idimoni-Teil." Der Schleier verschwand wieder. „Mein Gott, stell ihn dir einfach als meine böse Hälfte vor."

„Ah... ja", murmelte ich. „Und er ist du und du bist er?"

Melcon schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist er, und ich bin ich."

Hatte er jetzt eine Persönlichkeitsstörung?

„Auch nicht so ganz", sagte er plötzlich, als hätte er meine Gedanken gehört. Oh, hatte ich das laut gesagt? Ups.

Er seufzte und setzte sich auf, ließ dabei meine Hand los. Im Schneidersitz schloss er die Augen und atmete langsam ein und aus.

„Ähm, Melcon?" fragte ich verwirrt.

„Setz dich einfach vor mich und atme mit mir", sagte er ruhig.

Okay... was das auch immer bringen sollte. Ich setzte mich ihm gegenüber und begann, seinen Atemrhythmus nachzuahmen.

„Schließ die Augen", wies er mich an.

Ich tat es, und plötzlich hatte ich das Gefühl, in einen Strudel gezogen zu werden – einen Strudel aus allem, was existierte. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich auf einer riesigen Wiese. Sie war atemberaubend. Überall blühten Blumen, die Sonne schien, und die Luft fühlte sich magisch an. Es war ein Ort wie aus einem Märchen.

Melcon stand neben mir. „Gefällt dir der Ort? Ich habe ihn extra ausgewählt."

Ich nickte. Es war wunderschön. Doch was machten wir hier?

„Kommt mal raus, ihr beiden", rief Melcon plötzlich.

Ein anderer Mann erschien. Nein – es war nicht irgendwer. Er sah Melcon ähnlich, aber seine Haare waren kürzer, und er wirkte dunkler. Um ihn herum verwelkten die Blumen, das Gras trocknete aus. Dennoch spürte ich eine seltsame Wärme von ihm ausgehen. Das war Nolan. Ich war mir sicher.

Nolan lachte. „Feigling", sagte er spöttisch.

Melcon seufzte. „Milan, jetzt komm schon. Mari beißt nicht."

„Hoffentlich", fügte Nolan mit einer tiefen, kehlig klingenden Stimme hinzu. Seine Stimme war anders als die von Melcon – rauer und grummelnder. Melcons Stimme hingegen hatte eine tiefere, melodische Klangfarbe.

„Ich komme ja schon."

Ein weiterer Mann trat hervor, und ich war sprachlos. Umgeben von Licht wirkte er ganz anders als Melcon oder Nolan. Seine langen, blonden Haare und die weichen Gesichtszüge ließen ihn fast verletzlich erscheinen. Um ihn herum schimmerte ein warmes, helles Licht. Schüchtern sah er mich an.

„Hi", murmelte er und schaute direkt wieder weg.

Wow. Das war Milan? Er war das komplette Gegenteil von Melcon. Mehr wie Finn, und ihm fehlte eindeutig das Selbstbewusstsein.

„Also seid ihr beide Teile von Melcon, aber doch dieselbe Person?" fragte ich unsicher.

„Nein", antworteten Melcon und Nolan gleichzeitig. Milan murmelte nur etwas Unverständliches.

Vielleicht war ich einfach zu dumm, um es zu verstehen. „Also seid ihr drei unterschiedliche Personen im selben Körper?"

Nolan lächelte mich an – ein Lächeln, das fast hypnotisch war. „So könnte man das sagen."

Melcon verdrehte die Augen. „So selten, wie die beiden rauskommen, könnte man auch sagen, sie sind verdrängte Teile meines Unterbewusstseins."

Nolan sah wütend aus, während Milan leise murmelte: „Jetzt verwirr sie doch nicht noch mehr."

Das war alles so viel. Moment... warum teilen sich drei Personen überhaupt einen Körper? Ist das nicht nervig? Und... müssten sie sich dann nicht ständig streiten?

•••
Und wie ist dieses Kapitel? Und wie findet ihr die Erklärung zu den Seytanen? Bin mir nicht sicher ob ich es richtig rübergebracht hatte und es verständlich ist und gefällt euch die Entwicklung so oder soll ich lieber was ändern? Habe meine ursprüngliche Story line nämlich komplett über Bord geworfen. Würde mich wirklich sehr über eine Rückmeldung oder votes freuen. Liebe Grüße Damfene und Happy Thanksgiving an alle

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⏰ Letzte Aktualisierung: 3 days ago ⏰

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