Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich, als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Jeder Muskel schmerzte, und ich konnte kaum ertragen, daran zu denken, wie ich wohl aussehen musste. Panisch wanderte mein Blick durch den Raum, auf der Suche nach einem Anzeichen dafür, dass Magan hier sein könnte. Doch zum Glück war sie nicht da. Ein Hauch von Erleichterung mischte sich in mein schmerzendes Bewusstsein, gefolgt von einem Schauer des Entsetzens bei den Gedanken an die vergangene Nacht.
Sie hatte mich einfach angefasst, ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht. Ich hatte ihr gesagt, sie solle aufhören, hatte es wiederholt, mit flehender Stimme – doch sie hatte nicht auf mich gehört. Stattdessen hatte sie einfach weitergemacht, fast wie besessen, und hatte dabei meine Qualen beobachtet, als wären sie Teil eines kranken Spiels. In meinem Geist brach eine erschreckende Erkenntnis hervor, die sich in die Wirklichkeit einbrannte: Sie hatte mich vergewaltigt. Das Wort fühlte sich surreal an, doch seine Kälte kroch in meine Glieder, bis meine Hände zu zittern begannen.
Mit wackeligen Beinen stand ich auf und schleppte mich ins Badezimmer, den Drang unterdrückend, zu schreien oder einfach wegzulaufen. Ich schloss die Tür hinter mir ab und lehnte mich für einen Moment dagegen, die Augen fest geschlossen, um meine wackelige Fassung zu bewahren. Ich wusste nicht, wo Magan war, und der Gedanke, ihr jetzt zu begegnen, schnürte mir die Kehle zu.
Jeder Schritt war eine Qual, und als ich schließlich in den Spiegel schaute, verschlug es mir den Atem. Mein Körper war übersät mit blauen Flecken, die sich wie ungewollte Dekorationen über Arme, Beine und Rücken verteilten, so sichtbar und unvermeidbar wie glitzernde Narben. Einige dieser Flecken könnte ich vielleicht irgendwie verbergen, verdecken, unsichtbar machen. Doch am Hals – dort, wo die blauen Male wie ein dunkles Tuch meine Haut zu umschließen schienen – dort war jede Tarnung unmöglich.
Erschrocken hob ich die Hand an meinen Mund, als ob das irgendwie den Schluchzer unterdrücken könnte, der in meiner Kehle aufstieg. Doch es war vergeblich. Die Tränen, die ich so krampfhaft zurückgehalten hatte, brachen nun hervor, stumm und heiß.
Zitternd öffnete ich die Badezimmertür, mit dem einzigen Wunsch, so unauffällig wie möglich zu bleiben. Doch das Glück war nicht auf meiner Seite. Kaum war die Tür einen Spalt breit offen, trat Magan in den Flur. Ihr Blick fand mich sofort – dunkel und durchdringend, voller etwas Bedrohlichem, das mich erstarren ließ.
„Pack deine Sachen und verschwinde!“ Ihre Stimme hallte wie ein kalter Schlag durch die Stille. Sie klang so bedrohlich, dass ich für einen Moment vergaß zu atmen, gefangen in ihrer Macht. Ich starrte sie an, völlig verwirrt, fast wie in einem Albtraum. Sollte ich nicht diejenige sein, die sie hier rauswarf, nach allem, was sie mir angetan hatte? Die Realität kam mir surreal und verdreht vor, als ob ich in einem Film gefangen wäre, in dem alles auf den Kopf gestellt wurde.
Ich schüttelte leicht den Kopf, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, doch das schien sie nur noch mehr zu provozieren. Ihr Gesicht verhärtete sich, und ihre Stimme schnitt kalt wie Eis durch die Luft. „Verschwinde! Bevor du mich nochmal so wütend machst und das wieder passiert.“
Ihre Worte ließen mich bis ins Mark erschauern, so kalt, so grausam. Sie sprach mit einer Kälte, die ich noch nie bei ihr erlebt hatte, als wäre die Frau, die ich einmal gekannt hatte, gar nicht mehr da. In diesem Moment wurde mir klar, dass der Mensch vor mir völlig fremd geworden war – eine Seite, die ich nie zuvor gesehen hatte und die mich vor Angst fast lähmte.
Ich stand wie versteinert im Flur, unfähig, meine Gedanken zu ordnen. Ihr Blick, ihre kalten Worte – sie schnürten mir die Kehle zu und ließen meine Beine zittern. Alles in mir wollte weg, so weit wie möglich von ihr entfernt sein, doch ich war wie gelähmt. Die Erinnerungen an die letzte Nacht drängten sich unaufhaltsam an die Oberfläche, zusammen mit der Gewissheit, dass ich hier nicht sicher war.
„Hast du mich nicht gehört?“ Ihre Stimme klang jetzt fast wie ein Zischen, kalt und unnachgiebig. „Verschwinde.“
Mit letzter Kraft zwang ich mich zu einem Nicken, unterdrückte die Wut und die Scham, die in mir aufstiegen. Ich konnte es nicht riskieren, dass sie noch wütender wurde – nicht, wenn ich jetzt allein hier mit ihr war. Langsam, jeden Schritt sorgsam abwägend, ging ich in unser Schlafzimmer und zog eine Reisetasche hervor. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir folgen würde, also hielt ich den Atem an, lauschend, während ich hastig ein paar Sachen zusammenpackte.
Meine Hände zitterten so stark, dass es mir schwerfiel, die Kleidungsstücke zusammenzuraffen. Jeder Schritt, jedes Rascheln von Stoff schien die Stille zu durchbrechen, und ich rechnete jeden Moment damit, dass Magan plötzlich wieder hinter mir stand. Die Angst saß tief, und mein ganzer Körper schrie danach, so schnell wie möglich aus dieser Wohnung zu entkommen. Doch ich wollte mich auch nicht beeilen, nicht, bevor ich alles Wichtige eingepackt hatte – als ob diese Gegenstände das letzte bisschen Sicherheit und Würde wären, das mir geblieben war.
Als ich endlich die Tasche schloss, warf ich einen letzten Blick auf den Raum, den wir so lange geteilt hatten. Es schien unwirklich, dass dieser Ort, der einst Zuflucht war, nun wie ein Ort der Gefahr wirkte. Ein Zittern durchlief mich, und ich wusste, ich konnte hier keine Sekunde länger bleiben.
Ich trat zurück in den Flur und fand sie immer noch dort, lauernd und wachsam. Ihre Augen folgten mir, und ein leises, fast unmerkliches Lächeln umspielte ihre Lippen – ein Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ohne ein weiteres Wort drückte ich mich an ihr vorbei, hielt den Blick stur gesenkt und spürte ihre Augen in meinem Rücken brennen, als ich die Wohnungstür öffnete und hinaustrat.

DU LIEST GERADE
Die Professorin- Grenze Der Macht
Short StoryDies ist die Fortsetzung von dem ersten Teil ,,Die Professorin - Das Machtspiel", es empfiehlt sich also diesen Teil zuerst zu lesen. Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, den Moment zu zerstören. Ihre Berührungen waren vertraut, aber...