Ella ließ sich nach unserer gemeinsamen Dusche auf das Sofa sinken. Ihre nassen Haare bildeten kleine, dunkle Flecken auf dem hellen Stoff, doch das schien sie nicht zu kümmern. Ich machte es mir im Sessel gegenüber bequem und streckte die Beine aus. Der Raum war in ein sanftes Halbdunkel getaucht, und das leise Ticken der Wanduhr füllte die Stille, die zwischen uns herrschte.
Ihr Blick ruhte auf mir, intensiv und unverwandt, wie ein Schatten, der mich nicht losließ. Minuten vergingen, doch sie sagte kein Wort. Schließlich betraten Lisa und Hannah den Raum, jede eine dampfende Tasse in der Hand. Der Geruch von heißen Zitronen stieg mir sofort in die Nase.
„Hier“, sagte Hannah sanft, als sie mir die Tasse reichte. Auch Ella nahm ihre mit einem kurzen, dankbaren Nicken entgegen. Ihre Finger schlossen sich um das warme Porzellan, während sie auf die gelbliche Flüssigkeit blickte, als läge dort eine Antwort auf all ihre Fragen verborgen.
Die Stille dehnte sich weiter aus, bis Ella sie schließlich durchbrach. „Sie hat mir gesagt, dass sie mich betrogen hat.“ Ihre Stimme war ruhig, fast zu ruhig, doch in ihrem Ton lag eine Schwere, die den Raum zu erfüllen schien.
Ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Mein Blick wanderte zu ihr, doch sie sah weiterhin nur auf die dampfende Flüssigkeit in ihrer Tasse. „Also habe ich ihr auch gesagt, dass ich sie betrogen habe.“
Ach, Ella. Ich schloss die Augen für einen Moment und seufzte innerlich. Es war meine Schuld. Alles davon war meine Schuld.
Ich hatte meine Gefühle nicht unter Kontrolle, ich wollte Ella und es war mir egal, dass sie in einer Beziehung war.Lisa, die bisher still gewesen war, starrte Ella an, als hätte sie gerade etwas völlig Absurdes gesagt. „Du hast sie betrogen?“ Ihre Stimme klang ungläubig, fast vorwurfsvoll.
Ella reagierte nicht sofort. Sie zog die Tasse näher an sich heran, als könnte sie sich daran festhalten. „Natürlich wollte sie wissen, mit wem“, fügte sie schließlich hinzu. Ihre Stimme war so leise, dass ich Mühe hatte, die Worte zu verstehen.
„Und?“ Lisa beugte sich vor, die Augen weit vor Erstaunen. „Mit wem hast du sie betrogen?“
Ellas Finger spannten sich um die Tasse, und dann hob sie langsam den Kopf. Ihr Blick traf meinen, fest und direkt.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, doch das Schweigen danach war ohrenbetäubend.
„Ohh!“ Lisa und Hannah schnappten fast gleichzeitig nach Luft, ihre Reaktionen ein perfektes Echo voneinander.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Ohren rauschte, und dennoch wagte ich nicht, den Blickkontakt mit Ella zu brechen.
Hannah war die erste, die sich wieder fasste. Sie stellte ihre Tasse auf den Couchtisch, der leicht wackelte, und sah Ella mit gerunzelter Stirn an. „Aber warte mal“, begann sie langsam, als würde sie versuchen, die Worte sorgfältig abzuwägen. „Sie hat dich doch selbst betrogen. Warum ist sie dann bei dir so ausgerastet?“
Ellas Mundwinkel zuckte leicht, aber ihr Blick blieb ernst. Sie zog die Knie an ihre Brust und schlang die Arme darum, während ihre Tasse in einem unsicheren Gleichgewicht auf dem Sofa lag.
„Es hat ihr nicht gepasst, mit wem“, warf ich ein, bevor Ella antworten konnte. Mein Tonfall war ruhiger, fast nüchtern, aber in meinem Inneren brodelte es.
Ella nickte. „Es hätte sie mit jedem sauer gemacht. Aber dass es mit dir war...“ Ihre Stimme brach kurz ab, als würde ihr die Luft fehlen. Sie hob ihre Tasse an, nahm einen kleinen Schluck und stellte sie dann behutsam auf den Tisch, ohne den Blick von mir abzuwenden. „Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“
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Die Professorin- Grenze Der Macht
Short StoryDies ist die Fortsetzung von dem ersten Teil ,,Die Professorin - Das Machtspiel", es empfiehlt sich also diesen Teil zuerst zu lesen. Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, den Moment zu zerstören. Ihre Berührungen waren vertraut, aber...