Kapitel 25 - Sie ist tot

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Ein bitteres Lachen entrang sich meiner Kehle, schrill und verzweifelt, bevor ich es zurückhalten konnte. „Du wusstest davon“, wiederholte ich, dieses Mal lauter, die Worte schwer vor Vorwurf. „Meine beste Freundin... und du hast es mir verschwiegen?“

In meinem Kopf wirbelten die Erinnerungen an unzählige Momente, in denen ich nach ihrer Frau gefragt hatte. Nach ihrer Vergangenheit, nach ihrer Geschichte. Lisa und Hannah hatte immer ausgewichen, die Themen gewechselt, mich mit leeren Antworten abgespeist. Und ich, blind und naiv, hatte es hingenommen.

„Ich habe euch so oft gefragt!“ Meine Stimme überschlug sich vor Emotionen, die kaum zu kontrollieren waren. „Ich wollte wissen, was mit ihr ist, warum sie so... verschlossen ist! Aber ihr? Ihr habt einfach... nichts gesagt!“

Die Wahrheit war ein Dolch, der tief in mein Herz schnitt, und mit jedem Wort, das ich sprach, drückte ich die Klinge tiefer. Meine Gedanken schrieen, rebellierten, doch der Schmerz ließ sich nicht abschütteln. Und jetzt? Jetzt war alles klar. Mona hatte ihre Frau wieder.

Der Gedanke traf mich wie ein Schlag. Ich spürte, wie die Luft aus meinen Lungen wich, als die Erkenntnis sich unaufhaltsam ausbreitete. Mona brauchte mich nicht mehr. All die Momente, all die Nächte, die wir zusammen verbracht hatten – ich war nicht mehr als ein Lückenfüller gewesen, ein vorübergehender Trost in einem Leben voller Verlust.

„Das war’s,“ flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu irgendjemandem. Mein Blick wanderte zu der halb geöffneten Tür, hinter der Olivia Black lag – die Frau, die Mona einst geliebt hatte und offensichtlich immer noch liebte? Die Frau, für die ich niemals mehr sein würde als ein Schatten.
Die Bitterkeit in meiner Brust wurde von einem kalten, lähmenden Schmerz abgelöst. Es fühlte sich an, als würde ich in der Luft hängen, irgendwo zwischen Realität und einem Traum, aus dem ich vergeblich zu erwachen versuchte. Aber dies war kein Traum. Es war die Wahrheit. Mona hatte ihre Frau wieder. Und ich? Ich war nichts mehr.

Die Tür des Zimmers schwang langsam auf, ein leises Quietschen begleitete die Bewegung. Mona trat heraus, ihre Schultern straff, ihre Haltung starr wie die einer Soldatin, die sich zum Gefecht bereit macht. Doch ihre Schritte waren mechanisch, fast taumelnd, als ob sie nicht wirklich wusste, wohin sie ging.

Ihre Augen schienen uns nicht zu registrieren, ihr Blick war leer, gefangen irgendwo zwischen Schmerz und Verzweiflung. Ohne ein Wort marschierte sie den Flur hinunter, zielgerichtet, als hätte sie einen festen Plan – oder als müsste sie der erdrückenden Realität einfach entkommen.

Dann stand sie plötzlich vor dem Tresen. Mit einer Bewegung, die aus purer Emotion zu bestehen schien, schlug sie mit voller Wucht gegen die kühle Oberfläche. Der Knall hallte durch die sterile Stille des Ganges, scharf und unerwartet.

Alle Anwesenden erstarrten. Die Krankenschwester hinter dem Tresen zuckte zusammen, hielt jedoch ihre höfliche, professionelle Fassade aufrecht. Mona ließ ihren Arm langsam sinken, während ihr ganzer Körper zu zittern begann. Für einen Moment war es, als ob sie jeden Muskel, jede Faser in ihrem Körper anspannen müsste, um nicht auseinanderzufallen.

Dann, plötzlich, ließ sie sich nach vorne sinken und verbarg ihren Kopf in ihren Händen. Ihre Finger krallten sich in ihre Haare, und ein leises Schluchzen, kaum hörbar, entwich ihrer Kehle. Sie stand da, mitten in dem hell erleuchteten Flur, doch sie wirkte so verloren, als wäre sie in völliger Dunkelheit.
Es war, als hätte sie den letzten Funken Kontrolle verloren, den sie so verzweifelt zu bewahren versucht hatte. Und wir? Wir saßen nur da, starrten wie gelähmt, unfähig, uns zu bewegen oder irgendetwas zu sagen.

Hannah war die Erste, die aus der erstarrten Stille erwachte. Ihre Bewegungen waren zögerlich, fast vorsichtig, als ob sie sich selbst erst wieder daran erinnern musste, wie man sich bewegte. Schließlich erhob sie sich langsam von ihrem Stuhl, strich sich fahrig über die Jeans, bevor sie mit bedachten Schritten zu Mona hinüberging.

Die Professorin- Grenze Der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt