The Fire

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________Your touch fixed my broken soul________


15. Juli 2014

Alaska:


In den nächsten Wochen passiert nichts außergewöhnliches. Nichts, was ich noch nicht kennen würde und was irgendwie erwähnenswert ist.

Die Tage ziehen an mir vorbei, obwohl ich jeden einzelnen davon die Zähne zusammenbeißen und mich daran erinnern muss, weshalb ich hier bin und diesen Job mache. Meine Schlafstörungen werden schlimmer, während Zayn wieder umgänglicher wird. Ich versuche, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, obwohl wir beide wissen, dass es leere Stunden sind.

Alles in Allem ist es einfach nur Zeit, die verstreicht. Momente, die ich hauptsächlich mit zwei Menschen verbringe. Harry, der neben mir herlebt und Zayn, neben dem ich herlebe. Einer von uns dreien ist immer passiv. Mit ihnen zu leben ist, als würde ich einem Ozean beiwohnen. Entweder ich tanze auf einer Welle, oder werde davon hinabgezogen und erdrückt. Es ist ein einziges auf- und abtauchen, atmen und ersticken, hell und dunkel- jeden Tag.

Ein verschwommenes Chaos- bis heute. Diesem seltsamen Tag, dem vielleicht Seltsamsten von allen. Denn als ich an diesem Morgen aufstehe, ahne ich nicht, dass dies der Anfang vom Ende sein wird. Von meinem Ende, das unweigerlich auf mich wartet, wie eine dunkle Bestimmung.

„Alaska?", flüstert mir Louise von hinten ins Ohr, während sie mein dunkles Haar zu einem straffen Knoten zusammenbindet. Bei dem Klang ihrer Stimme- bei den so fremdvertrauten Silben zucke ich immer noch zusammen. Ich fühle mich nicht gut dabei, dass sie meinen Namen kennt und gleichzeitig will ich, dass sie ihn immer wieder sagt. Auf diese wundervoll, weiche, beinahe zärtliche Art. Sie nimmt ihn so vorsichtig zwischen die Lippen, dass ich mich am liebsten in ihre Arme stürtzen und ihren Cashmer Pullover vollheulen würde.

Doch ich reiße mich am Riemen und unterdrücke das ungute Gefühl, das mich jedes Mal überkommt, wenn wir uns in der Öffentlichkeit befinden. Zwar wuseln nur Caroline, die Stylistin der Jungs und Monica, Harveys und Lees Laufbursche duchrs Zimmer. Sicher beachten sie uns gar nicht, so geschäftig, wie sie wirken, aber ich traue selbst ihnen nicht über den Weg.

Louise scheint meine Angst zu spüren, oder sie deutet meine Blicke einfach verdammt gut, denn sie verstummt augenblicklich und wartet geduldig, bis die beiden Frauen den Raum verlassen haben und wir die einzigen sind, die vor dem erleuchteten Schminktisch sitzen. Es ist noch zu früh, für die anderen im Team, um sich schminken zu lassen. Ich bin nur schon hier, weil wir vor dem Frisieren meine Haare geschnitten und gewaschen haben. Nun fühlen sie sich samtweich und irgendwie leichter an, aber mir geht es trotzdem nicht besser. Die Aussicht auf heute Abend macht mich- wie immer, wenn etwas Größeres ansteht- nervös. Die Tatsache, dass wir eine todschicke Galaveranstaltung besuchen, lässt die Aussicht auf reges Paparazziinteresse leider nicht schrumpfen. Die Mistkerle sind einfach überall, wie lästiges Ungeziefer. Allein bei dem Gedanken an ihr lautes Rufen und das unheilvolle Klicken ihrer Kameras durchläuft mein Körper ein Schauer und die feinen Härchen auf meinen Armen stellen sich auf.

„Alaska.", wiederholt Louise noch einmal. Ihre eine Hand rastet auf meiner rechten Schulter und obwohl das Gefühl beruhigend ist, legt sich meine Angst auf das Kommende nicht. Seufzend kommt Lou hinter dem Drehstuhl hervor und kniet sich vor mir auf den grauen Linoleumboden der Umkleide. „Möchtest du über irgendwas reden?" Die Frage kommt zögerlich über ihre Lippen, als wisse sie längst die Antwort darauf, aber dennoch: Sie kommt und gegen meinen Willen bewundere ich sie dafür. Sie riskiert, dass ich sie von mir stoße. Zum hundertsten Mal und doch fragt sie immer wieder nach meinem Wohlbefinden.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now