Mona ließ sich in den darauffolgenden Tagen kaum blicken. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, ihre Tür war stets geschlossen, und wenn ich anklopfte, bekam ich meist nur ein kurzes „Ich bin beschäftigt“ zu hören. Ich versuchte, ihr Raum zu geben – die Zeit, die sie offenbar brauchte, um was auch immer in ihrem Inneren vorging, zu sortieren. Doch mit jedem Tag, der verstrich, nagte die Angst in mir, sie könnte sich noch weiter von mir entfernen.
Heute schien nicht anders zu sein. Ihre Abwesenheit hatte sich wie ein Schatten über den Tag gelegt, und so suchte ich Ablenkung. Irgendwann fand ich mich unter der Dusche wieder, das heiße Wasser prasselte auf meine Haut und hüllte mich in eine dichte Wolke aus Dampf. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf, unfähig, die Sorge um Mona abzuschütteln. Warum verschloss sie sich so? War es etwas, das ich getan hatte? Oder etwas, das ich nicht getan hatte? War ich nicht genug für sie da? Aber wie sollte ich für sie da sein wenn sie mich von sich stößt.
Ich schloss die Augen und seufzte leise. Die Wärme des Wassers half, die Anspannung in meinem Körper zu lösen, doch meine Gedanken ließen sich nicht so einfach beruhigen. Nach einigen Minuten entschied ich, dass ich genug hatte. Ich drehte das Wasser ab, lauschte dem Geräusch, wie die letzten Tropfen aus der Dusche fielen, und griff nach meinem Handtuch.
Das weiche Material fühlte sich kühl auf meiner feuchten Haut an, als ich es um meinen Körper wickelte. Ich trat aus der Dusche, zog mit einem Fuß die Badematte glatt und griff nach einem zweiten Handtuch, um mein Haar abzutrocknen.
Da hörte ich es – ein leises, kaum wahrnehmbares Klopfen an der Badezimmertür.
Ich erstarrte für einen Moment und legte den Kopf schief, unsicher, ob ich es mir nur eingebildet hatte. „Ja?“ rief ich, meine Stimme hallte leicht in dem kleinen Raum wider.
Keine Antwort.
Ich schüttelte den Kopf, ein bitteres Lächeln huschte über mein Gesicht. Natürlich hatte ich mir das eingebildet. Vielleicht lag es daran, dass ich Mona ständig im Kopf hatte. Sie war der Mittelpunkt all meiner Gedanken.
Zögernd legte ich die Hand auf den Türgriff und öffnete die Badezimmertür. Mein Atem stockte als ich in Monas Gesicht blickte. Ihre großen, unsicheren Augen suchten meinen Blick und für einen Moment war es, als hätte die Zeit angehalten. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen, doch kein Ton kam heraus.
Sie sah überrascht aus – oder war es Verlegenheit? Ich konnte es nicht genau deuten. War sie überrascht, mich in diesem Moment nur mit einem Handtuch bekleidet zu sehen? Über meine Anwesenheit konnte sie kaum erstaunt sein, schließlich war es mein Badezimmer.
„Mona, ich–“ begann ich, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Ehe ich mich sortieren konnte, trat sie plötzlich einen Schritt vor, entschlossener, als ihre unsicheren Augen vermuten ließen. Ihre Bewegungen waren schnell, beinahe überstürzt und ehe ich reagieren konnte, spürte ich ihre Hände auf meinen Schultern.
Ihre Berührung war fest, fast schon fordernd, und im nächsten Moment drängte sie mich sanft, aber bestimmt zurück ins Badezimmer. Mein Rücken berührte die kühle Fliese der Wand, während Mona die Tür hinter sich schloss, das leise Klicken des Schlosses hallte in der dampfgeschwängerten Luft wider.
Ich wollte etwas sagen, wollte verstehen, was hier geschah, doch sie ließ mir keine Gelegenheit. Ihre Augen funkelten jetzt vor einer Entschlossenheit, die ich an ihr so selten gesehen hatte, und bevor ich noch einen klaren Gedanken fassen konnte, überbrückte sie den letzten Abstand zwischen uns.
Ihre Lippen fanden meine in einem Kuss, der so plötzlich kam, dass ich im ersten Moment regungslos blieb. Doch da war keine Unsicherheit in ihrer Bewegung, nur Leidenschaft – heiß und drängend. Ihre Hände, die eben noch meine Schultern gehalten hatten, wanderten höher, strichen über meine nassen Haare, während sie mich noch näher an sich zog.
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Die Professorin- Grenze Der Macht
Short StoryDies ist die Fortsetzung von dem ersten Teil ,,Die Professorin - Das Machtspiel", es empfiehlt sich also diesen Teil zuerst zu lesen. Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, den Moment zu zerstören. Ihre Berührungen waren vertraut, aber...