Ein Raum voller Bücher

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Pov Cassy

Der Wind zerrte an meiner Kapuze und trieb kalten Regen in mein Gesicht, während ich die Straße entlanglief. Das Jahr schien plötzlich im Galopp zu enden, und der Winter machte keinen Hehl daraus, dass er hier war.

„Das ist gar kein Drachenwetter," maulte Azhar aus meiner Jackentasche heraus, tief eingekuschelt zwischen Stoff und Handwärmer.

„Ich habe dir doch extra den Handwärmer mitgenommen," entgegnete ich, den Blick auf den rutschigen Gehweg gerichtet.

„Der ist schon seit Minuten eiskalt," klagte er weiter.

„Wenn das dein einziges Problem ist..." murmelte ich. Ein feuchter Windstoß ließ mich schaudern, und ich zog meine Jacke enger um mich.

„Nein, nicht ganz," erwiderte er mit seinem typischen Schnurren, das bedeutete, dass er gleich etwas loswerden würde, das mir den Tag nicht einfacher machen würde.

„Fang jetzt bloß nicht wieder mit dem Adventskalender an," seufzte ich und warf einer älteren Dame ein höfliches Lächeln zu, die mich ansah, als hätte ich gerade mit einem Geist gesprochen.

„Aber ich möchte die nächste Tür öffnen! Warum sollte ich bis morgen warten?" Azhar klang, als wäre es für ihn eine unlösbare Ungerechtigkeit.

„Weil sich das mal jemand so ausgedacht hat. Jeden Tag eine Tür, bis Weihnachten ist," erklärte ich geduldig, während ich versuchte, den Regen zu ignorieren, der durch die dicke Stoffschicht meiner Jacke sickerte.

„Dieser Jemand ist mir unsympathisch," murrte er und schien sich noch tiefer in meine Tasche zurückziehen zu wollen.

Ich schüttelte leicht den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass Azhar ein Thema so lange breittrat, bis ich entweder lachte oder kapitulierte – oder beides.

„Vielleicht solltest du dich darüber beschweren, wenn wir zu Hause sind," schlug ich vor und duckte mich unter den breiten Ast eines Baumes, der kaum noch Blätter trug, aber genug, um mir einen Moment Schutz vor dem Regen zu bieten.

„Das werde ich! Und ich schreibe einen Brief an diesen Weihnachtsmann, den du erwähnt hast," verkündete Azhar mit so viel Ernsthaftigkeit, dass ich lachen musste.

„Das kannst du gerne machen," antwortete ich, ein Schmunzeln auf den Lippen. „Aber ich bezweifle, dass er sich von einem kleinen, frechen Drachen beeindrucken lässt."

„Frech? Ich bin alles andere als frech!"

Ich ließ ihn weiterreden, während ich meinen Weg zur Bibliothek fortsetzte. Der Regen ließ nicht nach, aber Azhar, trotz seines Meckerns, machte das grässliche Wetter ein klein wenig erträglicher.

Die warme Luft in der Bibliothek umfing mich wie eine Decke, und ich ließ einen erleichterten Seufzer entweichen, als ich den durchnässten Mantel auszog. Die Pfütze unter mir wurde immer größer, während ich den Mantel sorgfältig neben den knisternden Kamin hängte. Azhar ließ ein wohliges Brummen hören.

„Endlich," murmelte er, „ich dachte, ich verwandle mich in einen Eisblock."

„Das wäre tragisch gewesen," antwortete ich trocken und begann, meine Haare etwas trockener zu wringen.

Seit die Kälte Einzug gehalten hatte, nutzte Azhar jede Gelegenheit, um mir zu erklären, wie gefährlich niedrige Temperaturen für einen Drachen wie ihn seien. Jedes Mal hatte ich ihm angeboten, in seine warme magische Heimat zurückzukehren, aber er hatte das jedes Mal vehement abgelehnt.

„Cassy, wie schön, dass du schon da bist," begrüßte mich meine Chefin mit einem dankbaren Lächeln. Sie trug einen Mantel und hatte offensichtlich keine Zeit, sich lange aufzuhalten.

Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt