Die Wut des Sandstrums

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Das Schreien erwies sich als fataler Fehler. Sand stürmte in meinen Mund, füllte meine Kehle, und ich begann unkontrolliert zu husten. Der Hustenreiz war unerbittlich, als würde er mich zerreißen, und dennoch klammerte ich mich mit aller Kraft an das Zepter. Es war meine einzige Verbindung zur Realität, mein einziger Anker in diesem wirbelnden Chaos. 

"Bitte... hör auf!" dachte ich, mein Inneres schrie nach einem Ende dieses Sturzes, doch nichts geschah. Der Strudel aus Sand war unbarmherzig, ein endloser Abgrund, der mich nicht losließ. 

Mit der Zeit fand ich heraus, wie ich meinen Körper bewegen musste, um nicht ständig herumzuwirbeln. Ich legte mich rücklings, so gut es ging, und ließ mich weiter nach unten treiben. Es war kaum besser, aber wenigstens drehte sich die Welt um mich nicht mehr wie ein Karussell aus Albträumen. 

Doch bald wich der anfängliche Schrecken einer ernsten Erkenntnis: Was, wenn es hier kein Ende gab? 
Die Vorstellung, für immer zu fallen, ohne Boden unter den Füßen, ohne Ziel, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. 

„Nein, nein, nein,“ murmelte ich verzweifelt, doch meine Stimme wurde vom Sand verschluckt. Kein Echo, kein Widerhall. Nur Stille und das endlose Rauschen der Sandkörner, die mich umgaben. 

Die Männer... Sie waren mir wohl nicht gefolgt. Ob sie überhaupt hätten springen können, war fraglich, aber im Moment war das mein kleinstes Problem. 

Ein neues Grauen kroch in mir hoch: Was, wenn ich hier nie wieder herauskam?
Die Vorstellung wuchs, unaufhaltsam und überwältigend. Keine Rhun, keine Insel, keine Flucht, keine Rettung – nur ich, verloren in diesem Strudel, für immer. 

Unaufhaltsam stürzte mein Körper weiter. 

Die Sandkörner, so klein und unscheinbar, wurden allmählich zu einer neuen Tortur. Wie winzige Nadeln prasselten sie auf mich ein, schmerzten bei jedem Aufprall. Mein Gesicht, meine Hände, alles brannte, als ob der Sand jede Schutzschicht meiner Haut abtragen würde. 

"Das kann nicht ewig so weitergehen," dachte ich und biss die Zähne zusammen. Mein Griff um das Zepter verstärkte sich, als wäre es ein Schutzschild, obwohl es nichts gegen den endlosen Sandregen ausrichten konnte. 

"Reiß dich zusammen, Cassy," befahl ich mir selbst. "Wenn das Ding hier kein Ende hat, dann musst du eins finden."

Doch wie sollte ich etwas finden, wenn alles, was ich sah, Sand war? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, meinen Verstand zu fokussieren, während mein Körper unaufhaltsam weiterstürzte.

„CASSY?“ 
Die Stimme war wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit. Verwirrt öffnete ich meine Augen, den Geschmack von Sand noch immer in meinem Mund, und blickte nach oben. Was ich sah, ließ mich kurz den Atem anhalten: Zeke. Oder besser gesagt, eine fast comichafte Version von Zeke, der über mir in diesem endlosen Strudel hing, Arme und Beine ausgestreckt wie eine Sternschnuppe, die im Sand gefangen war. 

Seine Brille schützte wie immer seine Augen, doch sein Gesicht war ernst, und sein Ausdruck spiegelte eine Mischung aus Verwirrung und Faszination wider. Mit einer schnellen Bewegung zog er sich ein Tuch von der Nase, um besser sprechen zu können. 

„Bei allen Monden, was machst du in einem Sandstrudel?“ rief er herunter, als ob das eine alltägliche Frage wäre. 

Ich konnte nur starr zurückblicken, die Worte fehlten mir, während mein Körper weiter fiel. Sein Blick fiel auf das Zepter, das ich krampfhaft in meinen Händen hielt. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. 

„Nimm meine Hand!“ schrie er, während er sich mir näherte. 

Mit ausgestrecktem Arm schwebte er plötzlich schneller auf mich zu, die Dynamik des Strudels zog uns zueinander wie Magnete. Bevor ich richtig reagieren konnte, packte er meine Hand mit einer Kraft, die mir beinahe die Finger aus dem Gelenk riss. 

Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt