Die nächsten Tage vergingen in einer angespannten Stille. Jeder im Haus wusste, dass sich etwas Unausweichliches näherte, und wir alle hatten unsere eigenen Arten, mit der drohenden Gefahr umzugehen. Emmett trainierte fast ununterbrochen mit Jasper, während Alice ihre Visionen zu entschlüsseln versuchte. Rosalie war ständig in der Garage, wo sie an ihrem Wagen arbeitete - ihre Art, sich abzulenken. Lena zog sich zurück, oft mit einem Buch in der Hand, doch ich bemerkte, wie sie mich immer wieder besorgt musterte.
Carlisle hingegen blieb bei mir, wann immer er konnte. Er wusste, dass ich mich nicht nur körperlich, sondern auch mental vorbereiten musste. Die Verantwortung, die auf mir lastete, war erdrückend, doch seine beruhigende Präsenz half mir, einen klaren Kopf zu bewahren.
An einem kühlen Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken drangen, stand ich allein im Garten hinter dem Haus. Die Luft war frisch, doch sie trug eine Schwere in sich, die ich nicht abschütteln konnte. Meine Kräfte schienen mit meinem inneren Chaos zu resonieren. Ein sanfter Wind wehte um mich, doch ich spürte, dass er stärker werden könnte, wenn ich wollte.
„Du bist angespannt," sagte eine ruhige Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und sah Jasper, der mich mit seinen scharfen, goldenen Augen musterte. Er lehnte locker an der Tür zum Garten, doch seine Haltung verriet, dass er bereit war, auf jedes Zeichen von Gefahr zu reagieren.
„Das ist eine Untertreibung," antwortete ich und ließ den Wind um mich herum abflauen. „Es fühlt sich an, als ob ich jeden Moment auseinanderbrechen könnte."
Jasper trat näher, seine Schritte leise wie die Schatten der Bäume. „Das ist normal. Diese Art von Druck kann selbst die stärksten unter uns erschüttern. Aber du hast etwas, das viele nicht haben: Kontrolle."
Ich lachte trocken. „Das sieht vielleicht so aus, aber innerlich bin ich ein einziges Chaos."
Er legte mir eine Hand auf die Schulter, und ich spürte, wie eine Welle der Ruhe durch mich strömte. Es war nicht erzwungen, sondern wie ein sanfter Stoß, der mich daran erinnerte, dass ich durchatmen konnte.
„Chaos ist nichts Schlechtes, Fjella," sagte er leise. „Es bedeutet nur, dass du lebendig bist. Und lebendig zu sein, bedeutet, dass du kämpfen kannst."
Ich sah ihm in die Augen und spürte eine neue Entschlossenheit in mir aufsteigen. „Danke, Jasper," flüsterte ich.
Er nickte knapp. „Lass uns trainieren. Wenn du deine Kräfte besser verstehst, wirst du Aro und den anderen viel weniger angreifbar erscheinen."
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Wir trainierten stundenlang. Jasper brachte mir bei, wie ich meine Kräfte mit meiner körperlichen Stärke kombinieren konnte. Der Wind, den ich kontrollierte, wurde nicht nur ein Schutzschild, sondern auch eine Waffe. Ich lernte, ihn gezielt einzusetzen - um Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihre Sicht zu behindern oder ihre Angriffe umzulenken.
„Du bist besser, als du denkst," sagte Jasper, als wir eine Pause machten. „Aro mag stark sein, aber er unterschätzt dich. Und das ist dein größter Vorteil."
Ich wollte ihm glauben, doch ein Teil von mir wusste, dass ich Aro nicht unterschätzen durfte. Er war nicht nur stark, sondern auch strategisch und geduldig.
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Am Abend saß ich mit Carlisle im Wohnzimmer. Die anderen waren in ihren jeweiligen Zimmern, und die Ruhe im Haus war fast gespenstisch. Carlisle hatte eine Hand auf meine gelegt, und wir sprachen leise über das, was vor uns lag.
„Ich frage mich oft, wie wir in diese Situation geraten sind," sagte ich schließlich und blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit.
„Manchmal sucht uns das Schicksal aus," antwortete Carlisle. „Und manchmal sind es die Entscheidungen, die wir treffen. Aber egal, wie wir hierhergekommen sind - wir stehen das durch. Gemeinsam."
Ich sah ihn an, seine goldenen Augen voller Wärme und Zuversicht. „Was, wenn ich einen Fehler mache?" flüsterte ich.
„Dann machen wir ihn gemeinsam wieder gut," sagte er und lächelte sanft.
Seine Worte gaben mir mehr Trost, als ich erwartet hatte. Ich lehnte mich an ihn und spürte, wie meine Anspannung ein wenig nachließ.
„Wir schaffen das," sagte er schließlich.
„Wir schaffen das," wiederholte ich, mehr für mich selbst als für ihn.
Doch in meinem Herzen wusste ich, dass die wahre Herausforderung noch bevorstand.
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Bis(s) in die Ewigkeit
FanfictionFjella Holm gerät in den Bann des mysteriösen Vampirs Carlisle Cullen und entdeckt eine gefährliche, übernatürliche Welt. Ihre aufkeimende Liebe wird von düsteren Visionen und inneren Konflikten bedroht, während sie sich immer tiefer in das Geheimni...