Pov Cassy
Ich hatte mich also nicht getäuscht. Die Kette mit dem goldenen Ei war von Fips. Warum auch immer sie jetzt um den Hals von einer dieser komischen Gestalten hang.
Wir wurden in eines der Zelte gebracht.
Zu meiner Überraschung ließen sie uns einfach allein im Zelt zurück.Das Zelt war still, bis auf das leise Rascheln des Stoffes, das vom Wind verursacht wurde. Ich konnte fühlen, wie die Anspannung in der Luft wuchs, wie sie fast greifbar zwischen uns schwebte. Die ganze Situation war absurd, und doch fühlte es sich an, als würde sie uns verschlucken.
Zeke zögerte keine Sekunde, nachdem die Gestalten uns allein gelassen hatten. Seine Hände begannen zu leuchten, ein helles, intensives Licht, das die Schatten im Zelt tanzen ließ. Mit einem Ruck fielen seine Fesseln zu Boden, und er zog den Knebel aus seinem Mund, bevor er mich finster ansah.
"Das machen wir nie wieder auf deine Art!" stellte er scharf fest und trat hinter mich.
Seine Finger waren rau, aber geschickt, als er meine Fesseln löste. Mit einem weiteren Ruck waren meine Hände frei, und ich begann hastig, den Knoten des Knebels zu lösen.
"Wie hätte ich dir denn bitte heimlich sagen sollen, dass ich glaube, Fips ist hier?" fragte ich, als ich endlich frei war, meine Stimme schärfer als beabsichtigt.
Zeke verzog das Gesicht, als ob er das Argument nur ungern akzeptierte. "Keine Ahnung. Aber was nützt es uns, wenn wir in diesem dämlichen Zelt gefangen sind? Fips weiß nicht mal, dass wir hier sind. Und selbst wenn er es wüsste – wie sollte er uns bitte helfen?"
Seine Stimme war laut, genervt, und ich konnte die Spannung in seinen Bewegungen sehen. Klar, das hier war völlig außerhalb seiner Kontrolle. Genau das, was er hasste.
"Kannst du uns nicht aus dem Zelt befreien?" fragte ich ruhig und hoffte, seine Wut etwas zu dämpfen.
"Ausgeschlossen," knurrte er. "Die Barriere am Eingang war nicht zu übersehen. Alles, was lebendig ist, kann ohne Schlüssel nicht hinein- oder hinausgehen."
Ich hielt inne, während ich seine Worte verarbeitete. Dann sah ich ihn an. "Alles, was lebendig ist," wiederholte ich langsam, und mein Blick fiel auf meine Armbänder. Azhar und Seraphine.
Ohne weiter nachzudenken, streifte ich die Armbänder ab. Die beiden Drachen waren in ihrer Schmuckform nicht lebendig – zumindest nicht so, wie diese Barriere es definieren würde.
"Wenn ich sie rauswerfe, könnten sie Fips suchen," schlug ich vor und hielt Zeke die Armbänder hin.
Er sah mich an und nickte schließlich. "Gar nicht mal so dumm," murmelte er, wobei sein Blick zu seinem Schatten wanderte. "Oder, was meinst du?"
Ich runzelte die Stirn, fragte aber nicht nach. Stattdessen beugte ich mich zum Eingang des Zelts hinunter und warf die Armbänder vorsichtig durch den schmalen Schlitz.
Es vergingen ein paar Sekunden, dann hörte ich Azhars vertraute Stimme. "Geht klar, Cassy."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es hatte funktioniert. Ich drehte mich zu Zeke um, doch mein Lächeln verschwand, als ich ihn beobachtete.
Er stand da, die Arme ausgestreckt, und streichelte die Luft, als würde er etwas Unsichtbares berühren. Seine Bewegungen waren sanft, fast ehrfürchtig.
"Was machst du da?" fragte ich verwirrt.
"Ist das nicht wunderschön?" fragte er, seine Stimme fast verträumt.
Ich schaute ihn an, die Stirn gerunzelt. "Was? Da ist nichts."
Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn aus einem Traum gerissen. Schnell nahm er die Hände zurück und grinste. "Kleiner Scherz," sagte er, doch das Grinsen war nicht das typische Zeke-Grinsen. Es war gezwungen, künstlich – und es machte mir eine Gänsehaut.
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Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanfictionKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...