Kapitel 94: Es muss endlich enden

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Der Wald war ruhig, aber die Stille schien schwerer als zuvor. Jeder von uns wusste, dass der Frieden nur von kurzer Dauer war. Wir standen in einer kleinen Gruppe, die Spannung zwischen uns fühlbar. Aro hatte sich zurückgezogen, aber ich konnte seinen Blick in meinen Gedanken spüren – kalt, berechnend und immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, uns zu zwingen, uns ihm zu unterwerfen.

„Was jetzt?“, fragte Lena, ihre Stimme war ruhig, aber der Ausdruck in ihren Augen verriet ihre Unruhe. „Wir können nicht einfach abwarten, bis sie wiederkommen.“

Carlisle seufzte leise und drehte sich zu uns. „Wir müssen handeln, aber weise. Aro wird uns nicht einfach in Ruhe lassen, und seine Geduld ist ebenso gefährlich wie seine Macht. Wir müssen uns vorbereiten, auf alles.“

Ich nickte zustimmend, doch ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich an die Möglichkeit dachte, dass der Angriff der Volturi unvermeidlich sein könnte. „Wie können wir uns vorbereiten? Wir wissen nicht, was sie als Nächstes tun werden.“

„Demetri hat recht“, sagte Carlisle nach einer Pause. „Wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein, ohne dabei in Panik zu geraten. Jeder von uns sollte seine Fähigkeiten weiter ausbauen, und wir müssen zusammenarbeiten, um uns gegenseitig zu schützen. Aber vor allem…“, er drehte sich zu mir, „du musst dir im Klaren darüber werden, wie du deine Kräfte einsetzen kannst. Du hast mehr Kontrolle über die Luft, als du denkst. Wenn du es richtig machst, kann es nicht nur als Schutzschild dienen, sondern auch als Angriff.“

Ich nickte, obwohl mir die Idee, meine Kräfte offensiv einzusetzen, irgendwie fremd war. Mein Schutzmechanismus war immer passiv gewesen – ich hatte die Luft kontrolliert, um mich zu schützen, nicht, um zu verletzen. Aber die Realität war, dass ich nicht immer nur verteidigen konnte. In einer Konfrontation mit den Volturi würde Verteidigung allein nicht reichen.

„Ich werde mit Jasper und Alice sprechen“, sagte Carlisle nachdenklich. „Wir brauchen einen Plan, wie wir uns im Notfall verteidigen können. Und ich möchte, dass du dich mit allen austauschst, Fjella. Deine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Du musst lernen, deine Kräfte zu beherrschen.“

Ich wollte etwas erwidern, doch der Gedanke, meine Fähigkeiten so weit zu entwickeln, dass ich sie als Waffe einsetzen konnte, überforderte mich. Ich fühlte mich nicht bereit. Aber ich wusste, dass es keine Wahl gab. Wenn die Volturi zurückkamen, mussten wir stark genug sein, um uns zu verteidigen. Und das bedeutete, dass ich meine Ängste überwinden und die Kontrolle über meine Kräfte erlangen musste.

„Ich werde es tun“, sagte ich schließlich und blickte in Carlisles Augen. „Ich werde lernen, wie ich mich und meine Familie beschütze.“

Lena trat einen Schritt näher und legte mir eine Hand auf den Arm. „Du bist stärker, als du denkst“, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln. „Ich habe es schon lange gewusst.“

Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln, doch die Unsicherheit in mir blieb. Ich wusste nicht, ob ich die richtige Entscheidung traf oder ob ich am Ende versagen würde, wenn es darauf ankam.

„Dann lasst uns handeln“, sagte Carlisle mit einem entschlossenen Blick. „Jeder von uns hat eine Rolle zu spielen. Wir können es schaffen, wenn wir zusammenhalten.“

Die Gruppe zerstreute sich, jeder von uns ging seinen Aufgaben nach. Ich ging zu meinem Zimmer, ließ mich auf das Bett sinken und schloss die Augen, um mich zu sammeln. Die Dunkelheit hinter meinen Lidern schien mich zu umhüllen, doch in meinem Kopf hörte ich das leise Rauschen der Luft – mein Element. Ich konnte es spüren, es war stärker als je zuvor. Und während ich mich darauf konzentrierte, wuchs das Gefühl, dass ich die Kontrolle übernehmen konnte.

Aber es reichte nicht, nur zu fühlen. Ich musste handeln.

Ich atmete tief ein und versuchte, die Luft um mich herum zu lenken. Zuerst war es nur ein leichter Hauch, dann ein stärkerer Wind, der durch den Raum wehte. Ich ließ ihn durch meine Hände fließen, ließ ihn die Formen verändern, wie ich es wollte. Ich übte stundenlang, immer wieder, bis mein Körper ermüdete, doch in mir wuchs das Vertrauen in meine Fähigkeiten.

Vielleicht war ich bereit, die Volturi zu bekämpfen. Vielleicht war ich stärker, als ich dachte. Doch die wahre Frage war: War ich bereit, alles zu riskieren, um diejenigen zu schützen, die mir am meisten bedeuteten?

In der Dunkelheit der Nacht, mit den Winden, die ich beherrschte, wusste ich, dass die Zeit, in der wir uns nur verteidigen konnten, bald vorbei sein würde.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt