Die Nacht war klar, der Mond warf sein silbernes Licht durch die Baumkronen und tauchte den Wald in eine geheimnisvolle Atmosphäre. Ich stand am Rand der Lichtung, die sich in den letzten Tagen zu meinem persönlichen Trainingsplatz entwickelt hatte. Der Wind spielte sanft mit meinem Haar, doch ich spürte die stille Kraft, die in ihm lag.
„Du bist früh dran.“
Jaspers Stimme ließ mich zusammenzucken, obwohl ich ihn hatte kommen spüren. Er war leise wie ein Schatten, aber seine Präsenz war unverkennbar.
„Ich konnte nicht ruhen“, antwortete ich und drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war ruhig, aber seine goldenen Augen hatten diesen forschenden Ausdruck, den er immer zeigte, wenn er mich beobachtete.
„Das ist verständlich“, sagte er und verschränkte die Arme. „Nach allem, was passiert ist, würde es mich mehr überraschen, wenn du entspannt wärst.“
Ich lächelte schwach. „Entspannt zu sein ist ein Luxus, den wir uns gerade nicht leisten können.“
Jasper nickte, trat näher und ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen. „Also, was hast du bisher geübt?“
„Ich habe versucht, die Luft präziser zu kontrollieren“, erklärte ich. „Nicht nur, um eine Barriere zu schaffen, sondern auch, um gezielt zu handeln. Es ist… schwierig.“
Jasper musterte mich aufmerksam. „Zeig es mir.“
Ich hob die Hand und konzentrierte mich. Die Luft um mich herum begann sich zu bewegen, erst als leichter Hauch, dann als gezielter Windstoß, der die Blätter am Boden aufwirbelte. Ich ließ den Wind um einen Baum kreisen, seine Richtung ändern und dann abrupt stoppen. Es war anstrengend, aber ich hielt durch.
„Gut“, sagte Jasper nachdenklich. „Aber du bist zu vorsichtig. Deine Kontrolle ist beeindruckend, aber in einer echten Auseinandersetzung hast du keine Zeit, vorsichtig zu sein. Du musst instinktiv handeln, ohne zu zögern.“
Ich senkte die Hand und sah ihn unsicher an. „Was, wenn ich jemanden verletze? Was, wenn ich die Kontrolle verliere?“
„Fjella“, sagte Jasper ernst und trat näher, „Kontrolle zu verlieren ist ein Risiko, das jeder eingeht. Aber die Alternative ist, gar nichts zu tun – und das kann noch schlimmer sein. Du hast eine Verantwortung, nicht nur für dich, sondern auch für die, die dir wichtig sind.“
Ich nickte, obwohl seine Worte schwer wogen.
„Lass uns etwas ausprobieren“, sagte er schließlich. „Ich werde dich angreifen, und du wirst dich verteidigen – ohne zu überlegen. Vertrau auf deinen Instinkt und deine Fähigkeiten.“
„Angreifen?“ fragte ich skeptisch.
Er lächelte, ein seltenes, beinahe schelmisches Lächeln. „Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein.“
Bevor ich antworten konnte, war er schon in Bewegung. Jasper war schnell, viel schneller, als ich erwartet hatte. Ein Teil von mir wollte ausweichen, aber mein Instinkt übernahm. Die Luft um mich herum verdichtete sich zu einer Barriere, die Jaspers Angriff stoppte. Doch er gab nicht auf – er wich zurück, änderte die Richtung und griff erneut an.
Mein Herz raste, aber ich hielt durch. Ich ließ den Wind wirbeln, ihn abschirmen, und spürte, wie mein Vertrauen in meine Fähigkeiten wuchs. Jasper war unerbittlich, doch ich merkte, dass er mich nicht wirklich verletzen wollte. Er testete mich, forderte mich heraus, und genau das brachte mich dazu, alles zu geben.
Nach mehreren Minuten hielt er inne und hob die Hand, ein Zeichen, dass wir aufhören sollten. Ich ließ die Luft um mich herum zur Ruhe kommen, mein Atem ging schwer, aber ich fühlte mich… stärker.
„Das war beeindruckend“, sagte er, während er mich musterte. „Du bist besser, als du denkst. Aber du musst dich noch daran gewöhnen, in einem echten Kampf zu denken wie ein Kämpfer. Du hast Potenzial, Fjella – mehr, als du dir vorstellen kannst.“
Ich schluckte, unsicher, ob ich das als Kompliment oder als Bürde ansehen sollte. Doch dann legte Jasper eine Hand auf meine Schulter und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte er. „Ich werde dir helfen, dieses Potenzial zu entfalten. Du bist nicht allein.“
In diesem Moment fühlte ich zum ersten Mal seit Tagen einen Funken Hoffnung. Vielleicht war ich wirklich stärker, als ich dachte. Und vielleicht, nur vielleicht, würden wir das hier überstehen – zusammen.
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Bis(s) in die Ewigkeit
FanfictionFjella Holm gerät in den Bann des mysteriösen Vampirs Carlisle Cullen und entdeckt eine gefährliche, übernatürliche Welt. Ihre aufkeimende Liebe wird von düsteren Visionen und inneren Konflikten bedroht, während sie sich immer tiefer in das Geheimni...