Kapitel 107: Schatten und Licht

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Es war einige Tage her, seit Edward, Bella und Renesmee uns besucht hatten, und ihre Anwesenheit hatte ein Echo hinterlassen, das ich nicht so recht abschütteln konnte. Besonders Renesmee – sie war so einzigartig, so faszinierend, dass ich mich dabei ertappte, immer wieder an sie zu denken. Ihre Fragen, ihre Neugier, aber auch die Wärme, die sie ausstrahlte, waren mir im Gedächtnis geblieben.

Heute jedoch war ich allein im Wald unterwegs. Die kühle Luft strich sanft über mein Gesicht, und ich ließ meinen Blick über die hohen Bäume schweifen, die sich wie eine grüne Kathedrale über mir erhoben. Ich nutzte diese Spaziergänge oft, um meinen Gedanken nachzugehen und Ruhe zu finden. Doch heute war etwas anders.

Ein Geräusch ließ mich innehalten. Es war leicht, kaum mehr als ein Flüstern im Wind, aber meine Sinne waren geschärft, und ich wusste, dass ich nicht allein war.

„Wer ist da?“ rief ich, meine Stimme ruhig, aber fest.

Ein Moment der Stille folgte, bevor eine bekannte Gestalt aus den Schatten trat. Es war Jasper. Seine Haltung war entspannt, aber seine Augen suchten meinen Blick, als wollte er mich einschätzen.

„Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte er mit einem leichten Lächeln.

„Das hast du auch nicht“, antwortete ich, obwohl mein Herz schneller schlug. „Was machst du hier?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe gesehen, dass du allein unterwegs bist, und dachte, ich schaue nach dir.“

Ich schnaubte leise. „Du meinst, du wolltest sicherstellen, dass ich keinen Ärger mache?“

Sein Lächeln vertiefte sich. „Vielleicht ein bisschen von beidem.“

Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, der Waldboden federnd unter unseren Füßen. Jasper schien etwas auf dem Herzen zu haben, aber ich wusste, dass es besser war, ihn sprechen zu lassen, wenn er bereit war.

„Was hältst du von Renesmee?“ fragte er schließlich, und seine Stimme war ungewohnt weich.

Ich dachte kurz nach, bevor ich antwortete. „Sie ist außergewöhnlich. So jung und doch so… weise. Sie hat etwas an sich, das schwer zu beschreiben ist.“

Jasper nickte, als ob meine Worte seine eigenen Gedanken bestätigten. „Sie ist wirklich etwas Besonderes. Und sie hat eine Art, Menschen zu erreichen, selbst mich.“

Ich sah ihn neugierig an. Jasper war nicht gerade bekannt dafür, offen über seine Gefühle zu sprechen. „Hat sie dich beeindruckt?“

Er hielt inne und blickte in die Ferne. „Vielleicht. Sie erinnert mich daran, dass es in dieser Welt noch Unschuld gibt, trotz allem, was wir erlebt haben.“

Seine Worte trafen etwas in mir, und ich nickte langsam. „Ja, das tut sie.“

Unsere Unterhaltung wurde unterbrochen, als ich eine plötzliche Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Ich drehte mich um, meine Muskeln angespannt, doch es war nur ein Hirsch, der durch die Bäume huschte.

„Deine Reflexe werden besser“, bemerkte Jasper, und ich spürte einen Hauch von Stolz in seiner Stimme.

„Vielleicht liegt es an deinem Training“, antwortete ich mit einem schiefen Lächeln.

Er lachte leise. „Vielleicht. Aber ich denke, es liegt mehr an dir, Fjella. Du bist stärker, als du glaubst.“

Seine Worte lösten etwas in mir aus – eine Mischung aus Dankbarkeit und Zweifel. Doch bevor ich etwas sagen konnte, legte Jasper eine Hand auf meine Schulter.

„Denk daran, dass du nicht allein bist“, sagte er leise. „Egal, was kommt.“

Ich nickte, unfähig, die richtige Antwort zu finden. Doch in diesem Moment wusste ich, dass seine Worte wahr waren. Egal, welche Herausforderungen vor mir lagen, ich hatte eine Familie, die hinter mir stand.

Und das war alles, was ich brauchte.

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