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"Miss Layson?", die Stimme drang aus dem Mund einer Frau die einen weißen Kittel trug, mit einem Klemmbrett in der Hand wo womöglich meine ganzen Identifikationen standen. Was man halt so als ein Kind, dass keine Eltern hatte, auffand, denn ich nannte meine richtigen Eltern liebevoll Erzeuger ohne Rückgrat, eine, wie ich finde, viel zu hohe Bezeichnung, 

Ja, denn ich hatte einen tiefen Hass auf meine Eltern aufgebaut, seit ich mich an den ersten Schlag meines Pflegevaters mit Sechs erinnere, er war Alkoholiker und in meinen 16 Jahren, könnte ich sagen, dass ich ein ganzes Leben als Boxsack erlebt habe. Ich hatte schon alles, Drogensüchtige, Vergewaltiger, Alkohlabhängige, Schläger....

Ich könnte ein ganzes Gericht damit füllen. Mir entfährt ein kurzer sarkastischer Lacher. Ja, und deswegen gebe ich meinen Eltern die volle Schuld. Sie sind an meinem Unglück Schuld. Und natürlich hasse ich auch das Jugendamt.
Ich weiß eigentlich gar nicht, wem ich mehr Hass entgegenbringe... ich glaube, sie kriegen beide die gerechte Mitte: Unendlich.
"Miss Layson??" fragte die Schwester nun eindringlicher.
"Ja entschuldigen Sie, ich komme.", sagte ich, nahm meine Tasche vom Stuhl und folgte ihr.
Man, welches Insekt hat sie denn gestochen? Sie läuft regelrecht so,  wie wenn sie heute noch einen Marathon gewinnen wollte. Ich lief ihr, so gut es mit einem schmerzenden Bein ging, hinterher.
Als wir endlich vor dem Behandlungszimmer angekommen sind, danke ich Gott nochmal leise, dass der Raum nicht noch entfernter lag.
"Setzten sie sich doch!", sagte die Ärztin überschwänglich mit einem Grinsen im Gesicht, was womöglich den schlimmsten Depressiven geheilt hätte.

 Aber ich war noch eine Stufe drunter. 

Also dachte ich mir nur eins: 

wieso lächelt sie mich an? Was macht sie an dieser beschissenen Welt so glücklich?

Ich setzte mich, ohne ein dankendes Wort.
"Was haben sie denn für Beschwerden?", fragte sie, dabei bedacht, ihr Lächeln keine Sekunde schwinden zu lassen. Es wurde sogar immer breiter, wenn ihr mich fragt. Was ich kaum für möglich gehalten hätte.
"Mein Leben, aber das wollen sie bestimmt nicht hören." Keiner will das. Die Menschheit will nichts von Problemen wissen. Nicht von Ernsten.
Also spiele ich das gekünzelte Spiel mal für eine Runde mit.
"Mein Bein tut schrecklich weh und mein Rücken ziert ein tolles Gemälde verschiedener Blutergüsse. Rottöne, die noch nicht mal Picasso herstellen konnte." Ihr merkt meinen speziellen Humor? Wie soll ich auch sonst mein Leben nehmen? Auf die Schublade Depressionen und Selbstmord hab ich grad kein Bock.
"Lassen sie mal sehen, ich guck es mir mal an und wegen ihrem Bein kommen sie in den Ultraschall", sagte die Ärztin und stand auf.

Nachdem sie es mit ein paar "Oh" und "Ah" inspiziert hatte, sagte sie, dass es kein normaler Bluterguss ist und ich es nicht auf die leichte Schulter nehmen soll. 

Bla bla bla...

"Ich schreibe ihnen ein paar Salben auf, die sie bitte auftragen müssen. Aber eins muss ich sie noch fragen, ich hab ja in meiner Zeit als Ärztin vieles gesehen, aber sowas schlimmes ist mir noch nie unter die Augen getreten," 

Oh soll ich mich jetzt geehrt fühlen, weil ich was besonderes bin? Wie zb. 》Wow, sowas schlimmes wie dich hab ich noch nie gesehen... Glückwunsch!《,

"woher haben sie das?", sie guckt mich fragend an. 

Oh kann es sein, dass sich gerade jemand um mein Wohlergehen kümmert?

Nein, Ausgeschlossen.

"Naja,...", begann ich.
"Entschuldigen sie, ich wollte nicht neugierig sein."
"Naja... also... meine Pflegefamilie hat eine besondere Erziehungsmethode", beichte ich ihr.
Ja, ich war wieder in einer Schlägerfamilie. Warum ich im Krankenhaus bin? Mir hat es endgültig gereicht. Heute haben sie mich wieder geschlagen. Richard, mein 14. Pflegevater hatte mal wieder Wut auf seine Frau und weil ich da war und nicht sie, hat er mich geschlagen. Nach dem Dritten Mal, hab ich ihm unter Tränen zugeschrien, wenn er noch ein Schlag auf meinen Körper macht, gehe ich weg. Seine Antwort? "Na gerne, verschwinde du nichtsnütziges Balg.", und seine Hand traf mein Gesicht mit voller Wucht, also soviel wie er konnte. Tja und jetzt sitze ich hier und gucke in das ungläubige, schreckerfüllte Gesicht einer Krankenhausärztin. Nach einem Moment des Schocks erholt sie sich und fragt: "Wie bitte? Deine Eltern haben dich so zugerichtet?"
"Nein, meine Pflegeeltern.", herrsche ich sie an.
"Ohje,... das tut mir so leid, " mein Beileid. Ihr bemerkt meinen Sarkasmus? Diese Heuchelei kann ich schon seit fast sechs Jahren nicht mehr ab, "Du kannst da nicht mehr bleiben. Ich ruf mal beim Jugendamt an. Warte kurz.", schon hatte sie das Telefon gezückt und ich konnte nichts dagegen tun.
Ja, das gute alte Jugendamt. Was würden wir ohne die Guten machen.
Kaum auszudenken.
Sarkasmus lässt grüßen.

Verfolgt von dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt