Pov Fips
Der Tag, den ich gleichermaßen herbeigesehnt und gefürchtet hatte, war da: Weihnachten. Der eine Tag im Jahr, an dem Klaus das absolute Sagen hatte. An diesem Tag durfte sich keiner streiten – seine oberste Regel. Und obwohl wir uns alle mühten, an diesem einen Tag Harmonie zu bewahren, war es jedes Mal eine Herausforderung.
Minty hatte uns ein Festmahl gezaubert, das himmlisch roch. Zeke hatte, zu aller Überraschung, tatsächlich mal geduscht, und Rhun hatte die Knochen an seiner Kleidung poliert, sodass sie fast glänzten. Ich hatte widerwillig zugelassen, dass Minty mein Fell gebürstet hatte – eine wahre Tortur – und Azhar trug eine kleine Fliege, die ihm viel zu groß vorkam, aber irgendwie süß aussah. Selbst Seraphine schien sich besonders herausgeputzt zu haben; ihre Schuppen schimmerten stärker als sonst.
Wir saßen nun am großen Tisch, der festlich gedeckt war. Doch etwas stimmte nicht. Es war ein Gedeck zu viel. Ein Teller, ein Glas und ein Stuhl mehr, als wir brauchten.
Klaus stand an der Stirnseite des Tisches, die Arme verschränkt, und betrachtete uns zufrieden. Doch bevor er seine übliche Weihnachtsrede beginnen konnte, erhob sich Rhun.
„Bevor Klaus seine übliche Predigt über Weihnachten hält,“ begann er mit einer Stimme, die keine Widerrede duldete, „möchte ich als Hausherr gerne das Wort ergreifen.“
„Oh, mal was Neues,“ flüsterte ich Azhar zu, der neben mir saß, während ich meinen Stuhl leicht nach hinten kippelte.
Zeke, der neben Rhun saß, beäugte unseren Bruder misstrauisch. Sein Messer, das er sonst nur für seine Braten benutzte, balancierte er gefährlich auf seinem Finger. Seraphine hingegen saß ruhig und betrachtete Rhun mit einer Mischung aus Neugier und Sorge.
„Klaus, du sagst selbst immer, dass wir an Weihnachten alle zusammenkommen sollen,“ begann Rhun und richtete sich dabei direkt an unseren ältesten Bruder. Klaus nickte zustimmend, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.
„Dieser Aufforderung kommen wir nun schon seit Jahrhunderten nach,“ fuhr Rhun fort, und seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Und eine deiner obersten Regeln ist es, dass wir uns an diesem Tag alle benehmen und die üblichen Streitereien beiseitelegen.“
Rhun ließ seinen Blick über uns schweifen. Ich nickte hastig, um nicht aufzufallen, doch Zeke rollte nur genervt mit den Augen, bevor auch er – widerwillig – nickte.
„Aus diesem Grund habe ich einen weiteren Gast an unseren Tisch geladen.“
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ehe ich reagieren konnte, schwenkte Rhun sein Zepter, und plötzlich waren Schritte zu hören, die sich uns näherten.
Mein Stuhl kippelte gefährlich, und ich ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Neben mir erstarrte Azhar, und Zeke ließ das Messer fallen, das er zuvor noch so lässig balanciert hatte.
„Das ist nicht dein Ernst,“ zischte Zeke, seine Augen blitzten vor Wut.
„An Weihnachten kommen wir zusammen,“ sagte Rhun mit Nachdruck, „und wir sind nicht vier. Wir sind fünf.“
Ich spürte, wie mir die Nackenhaare zu Berge standen, während Eos den Raum betrat. Sein Blick war starr und kalt, und doch war da etwas in seinen Augen, das ich nicht ganz deuten konnte. Er blieb zögerlich stehen, als wäre er sich unsicher, ob er wirklich bleiben sollte.
„Setz dich,“ befahl Rhun, und Eos gehorchte – wenn auch mit offensichtlichem Widerwillen.
„Das ist in der Tat überraschend,“ sagte Klaus schließlich, nachdem er den Neuankömmling einen Moment lang betrachtet hatte. Seine Stimme klang ruhig, aber ich konnte die Anspannung dahinter hören.
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Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanficKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...