Pov Fips
Guten Morgen! Was soll ich sagen? Endlich hatte ich wieder richtig gute Laune. So gute Laune, dass ich draußen vor Rhuns Hotel ein Möhrenfeld angelegt hatte. Ja, wirklich. Ein richtiges Möhrenfeld! Der Boden hier war so voller Magie, dass ich den kleinen grünen Blättchen höchstens noch fünf Minuten gab, bevor sie aus der Erde springen würden wie kleine freche Kobolde.Ich stand da und betrachtete mein Werk, Hände in die Hüften gestemmt, und überlegte, ob ein Apfelbaum nicht auch eine nette Ergänzung wäre. Äpfel und Möhren – das klang nach einem Garten, auf den man stolz sein konnte. Fips wunderbarer Wundergarten, das würde ich auf den großen Stein schreiben, der ein Stück weiter lag. Nur fehlte mir leider immer noch die richtige Farbe. Ich hatte das ganze Hotel durchsucht, aber nichts gefunden, was den Namen würdig auf den Stein bannen konnte.
Gerade als ich gedanklich dabei war, die erste Ernte der Supermöhren zu planen, hörte ich schlurfende Schritte. Langsam drehte ich mich um und entdeckte Cassy, die aus dem Hotel kam. Sie sah aus wie ein Pandabär. Zumindest wie ein sehr müder Pandabär mit tiefen, dunklen Ringen unter den Augen.
„Du siehst schrecklich aus – oder ist das ein Panda-Cosplay?" fragte ich grinsend.
„Ich hab kaum geschlafen," murmelte sie, während sie sich schwer auf den Stein plumpsen ließ, den ich später beschriften wollte. Ihre Schultern waren gesenkt, ihre Bewegungen langsam.
Ich runzelte die Stirn. „Was ist los?" fragte ich besorgt und setzte mich neben sie.
„Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich, wie ... wie ..." Ihre Stimme brach ab, und sie starrte auf ihre Hände. Ihre Finger zitterten leicht.
„Schon gut," sagte ich schnell und legte eine beruhigende Hand auf ihre Schulter. „Das braucht eben seine Zeit."
„Ich weiß." Sie seufzte schwer und zog ihre Knie an die Brust. „Aber ich dachte, ich hätte mich an all das hier gewöhnt. Magie, Zeitreisen, euch alle. Aber dann merke ich, dass es mir immer noch Angst macht."
„Weißt du was?" Ich sprang auf und zog sie mit einem Schwung auf die Füße. „Heute machen wir uns einfach einen schönen Tag! Minty macht uns Popcorn, und dann schauen wir einen Film – irgendeinen lustigen, mit sprechenden Tieren oder so."
Cassy ließ sich von meiner Begeisterung ein wenig anstecken. „Ein Film klingt eigentlich ganz nett," sagte sie, ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
Zufrieden gingen wir Richtung Hotel zurück. Gerade, als wir die große Eingangstür erreichten, schwang diese auf, und Zeke trat hinaus.
„Weißt du was?" rief ich schnell und drehte Cassy mit einem energischen Schwung in die entgegengesetzte Richtung. „Schwimmen im See – das wäre doch viel besser! Ein bisschen frische Luft, Wasser, Sonne! Perfekt, oder?"
„Schwimmen?" fragte Cassy verwundert. „Wir haben doch gar keine Badesachen dabei."
„Ach, die können wir herschnipsen," winkte ich ab und zog sie einfach weiter.
Der Weg zum See führte uns einmal um das Hotel herum. Als wir am Rosenbeet vorbeikamen, blieb mein Blick kurz an einem seltsamen Haufen hängen. Dort lag, mitten in den Blumen, der Tannenbaum von Klaus. Ich grinste. Rhun hatte ihn also schon rausgeworfen. Das war seine ganz eigene Art, Weihnachten zu beenden – für ihn war das Entfernen des Baums fast eine Tradition. Die glitzernden Kugeln und Lichterketten trieben ihn jedes Jahr in den Wahnsinn.
„Da liegt der Baum," bemerkte Cassy leise, aber ich zog sie weiter.
„Ja, ja, Rhun hat seine Freude gehabt. Komm, der See wartet!"
Der Sandweg knirschte unter unseren Füßen, und schon von Weitem sah ich den schmalen Steg, der in den See hinausragte. Leider saß dort jemand.
Rhun.
Natürlich. Seit wann waren meine Brüder eigentlich so oft draußen? Normalerweise waren sie viel zu beschäftigt damit, entweder grimmig in dunklen Ecken zu sitzen oder ihre düsteren Geheimnisse zu bewahren.
„Da fällt mir ein," sagte ich schnell, packte Cassys Schultern und drehte sie energisch wieder um. „Ich wollte dir noch etwas zeigen!"
Cassy lachte überrascht. „Was ist denn bloß los mit dir?"
Ich konnte schlecht sagen, dass ich sie vor Zeke und Rhun beschützen wollte – ohne dass sie davon Wind bekam. Also lächelte ich nur geheimnisvoll und zuckte mit den Schultern. „Es sollte doch ein schöner Tag werden, nur ... es ist schwer, das Richtige Schöne zu finden."
„Du bist unmöglich," murmelte Cassy, aber sie ließ sich ohne Widerstand zurück zum Hotel ziehen.
„Weißt du was? Ich zeige dir einfach das Buch, an dem ich arbeite," erklärte ich, während wir die Stufen hinaufgingen. „Unser Abenteuer, von mir geschrieben! Ich bin sicher, das wird dir gefallen!"
Cassy wirkte kurz überrascht, dann schmunzelte sie leicht. „Du schreibst ein Buch?"
„Klar! Über uns! Über alles, was wir durchgemacht haben, von Anfang bis jetzt." Ich grinste stolz. „Du wirst es lieben. Es ist lustig, spannend, ein bisschen romantisch – alles drin!"
„Romantisch?" Cassy zog die Augenbrauen hoch.
„Natürlich!" Ich zwinkerte ihr zu. „Die Leute lieben so was. Außerdem macht das unsere Geschichte noch besser. Warte, ich hole es."
Ich lief voran und kramte mein Notizbuch aus dem Regal in meinem Zimmer. Als ich zurückkam, saß Cassy auf der Couch im großen Salon und wartete gespannt.
„Hier." Ich überreichte ihr das Buch, und sie begann zu blättern.
Ihre Augen wurden größer, als sie die ersten Seiten las. „Du hast das wirklich alles aufgeschrieben?" fragte sie leise.
„Natürlich. Es ist unsere Geschichte – und sie soll erzählt werden."
Cassy las weiter, während ich mich neben sie setzte. Für einen Moment war alles ruhig, und ich fühlte mich ... zufrieden.
„Weißt du, Fips," sagte Cassy schließlich, ihre Stimme weich. „Manchmal bist du echt der Einzige, der mich daran erinnert, dass das trotz allem noch irgendwie normal ist"
Ich lachte. „Das liegt daran, dass ich der Beste bin."
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. „Danke, Fips."
„Für was?"
„Für alles," sagte sie einfach und lehnte sich zurück.
Manchmal waren die besten Tage die, an denen nichts wirklich wie geplant lief, aber trotzdem alles irgendwie gut wurde.
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100 Kapitel sind hiermit geschafft, aber ich muss zugeben, dass ich bei der Story gerade ein kreatives blackout habe. Deshalb kommt hier auch gerade so wenig
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Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanfictionKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...