P.o.V.: Tim/MCExpertDE
„Warum, sag mir doch nur warum!" brülle ich Stegi an. „Du verstehst das doch eh nicht!" beleidigt dreht sich der Blonde weg. „Pah, war ja mal wieder klar, dass ich nichts verstehe." Ich verschränke die Arme vor der Brust und baue so eine imaginäre Barriere zwischen uns auf. „So war das nicht gemeint, ach was erklär ich denn wieder, ist eh nur für die Katz." Entmutigt wirft er die Arme in die Luft. „Ich versteh nur nicht was dein Problem ist?" werde ich lauter. „Na, dass ich für dich nur ein dummes Geheimnis bin!" „So ist das gar nicht." Kontere ich obwohl ich ihn ja verstehe. Er ist echt beleidigt weil ich ihn vor meinen Freunden geheim halte, und das schon seit 7 Monaten. „Natürlich ist das so. Komm mir nicht damit an. Öhh, Stegi ich lieb dich voll, aber du weißt ich kann dir niemandem von mir erzählen weil ich zu feige bin meinen Freunden zu erzählen, dass ich eine Schwuchtel bin" äfft Stegi mich nach. Ich bin ziemlich schockiert über sein Verhalten. So benimmt er sich sonst doch nie. „Es muss ihn echt verletzten, ihn so für mich zu behandeln. Aber ich wurde schon in der Schule dafür gemobbt, dass ich schwul war und das kann ich nun mal nicht ändern. „Du weißt genau warum ich das mache." Melde ich mich unsicher. „Du bist nicht der einzige mit nem verkackten Leben Tim. Ich hatte nicht mal Leute die mich mobben konnten. Ich war nämlich Spielesüchtig falls es auch einmal in deinem Kopf klingelt und du dich daran erinnerst." Blafft der Kleinere mich an. Ich nutze das aus und baue mich vor ihm auf. „Jetzt halt mal die Klappe und versetz dich doch mal in meine Situation, es hat schon so seine Gründe warum ich meine Entscheidungen treffe!" schreie ich Stegi an. „Du und deine scheiß Entscheidungen! Tim ich kann das nicht mehr!" flucht er lauthals um sich. Langsam staut sich immer mehr Wut über seine riesige Naivität auf. „Stegi, langsam aber sicher reicht es auch mir!" „Dir reicht es, Tim ich bin der der der ganze Welt verheimlicht wird. Ich bin es der sein Leben lang zurück gezogen gelebt hab. Ich bin es der das ändern wollte. Und ich bin es dem du das verboten hast." Bei jedem „ich" Schubst er mich ein Stück an meiner Schulter zurück bis ich an der Wohnzimmerwand angekommen bin. „Jetzt beruhig dich doch mal!" schreie ich so laut ich kann. Der Blonde zuckt zusammen und als ich ihn wie er mich nach hinten schubse stolpert er und fällt nach hinten. Ich habe meine Kraft falsch eingeschätzt und so knallt er mit dem Kopf direkt auf dem Glastisch. „Ich liebe dich doch und du musst mich verstehen." Werde ich wieder ruhiger. Als längere Zeit keine Antwort kommt öffne ich meine Augen welche ich wutsträubend geschlossen hatte. Erst jetzt erkenne ich, dass Stegi regungslos am Boden liegt. Rote Flüssigkeit bildet eine kleine Lacke um seinen Kopf. „Verdammte Scheiße, Stegi alles okay?" die Frage war wohl die unnötigste die ich jemals gestellt habe. Schnell werfe ich mich auf die Knie und lege den Kopf welcher ein Loch von dem Aufschlag auf der Tischkante hat, auf meinen Schoß. Seine Augen sind geschlossen und sein Gesicht schmerzverzerrt. Ich strecke mich nach das Handy welches auf dem Glastisch liegt um den Notarzt zu rufen. Schnell tippe ich die drei Zahlen ein und warte ungeduldig bis das Piepen zu Ende geht und sich eine leicht verzerrte Stimme meldet. „Bitte melden Sie Unfallort Unfall und den Grad der Verletzungen." Tönt die mechanische Stimme aus dem Hörer. Stotternd spreche ich die Adresse der Wohnung und atme danach tief durch um nicht völlig auszurasten und loszuheulen. „M, m, mm.. mein... mein, mein, mein f, f, f... Mein Freund" spreche ich zittrig das aus was ich immer verheimlicht habe aus. „Er liegt Bewusstlos auf meinem Schoß und hat eine stark blutende Wunde an seinem Kopf. Er ist auf die Tischkante geschlagen." Reiße ich mich zusammen und spreche einigermaßen in ganzen Sätzen. „Drücken Sie die Wunde mit einem Handtuch zu und pressen fest dagegen um die Blutung zu stoppen. Wir werden in ca. 5 Minuten da sein." Zum Glück ist das Krankenhaus nur 10 Minuten von unsrer Wohnung entfernt und wenn man wie man will durch die Straßen brausen kann, braucht man anscheinend nur 5 Minuten. Nur ungern nehme ich Stegis Kopf behutsam von meinem Schoss und lasse ihn in seinem eigenen Blut liegen. Schnell sprinte ich in das Badezimmer und hole von dort ein Handtuch. Das Handtuch aus dem Kasten gerissen mache ich kehrt und laufe zurück zu Stegi welcher unaufhaltsam blutet. Ich rolle das Handtuch zusammen und wickle wie eine Art Turban um seinen Kopf um die Wunde an seinem Hinterkopf zu Überdecken. „Immer wenn ich diese Narbe sehen werde, werde ich mich daran erinnern, dass das meine Schuld war. Langsam beginne ich zu wimmern und Tränen bahnen sich ihren Weg meine Wange hinab. Immer wieder wippe ich hin und her um die letzten Minuten seiner Rettung irgendwie schneller vergehen zu lassen. Jede Sekunde fühlt sich an wie Stunden. Und die Uhr an meinem Handy will einfach ihre Zahlen nicht ändern. Eine Minute kriecht dahin und ich kauere immer noch auf dem Boden. Kurz bevor ich Stegi hochheben möchte und eigenhändig zum Krankenhaus getragen hätte klingelt es. Wieder sprinte ich los und drücke auf den Knopf um die Eingangstür im Erdgeschoß zu öffnen. Ich höre bereits die Schritte mehrerer Personen welche die zwei Stockwerke zu unserer Wohnung überbrücken. Ein halbes Dutzend Männer unter denen auch 3 Frauen sind, kommen nach die Treppen nach oben gesprungen. „Sind Sie die Person die uns angerufen hat?" fragt die Frau freundlich nach. Schwer schluckend nicke ich. „Ja" die Person die ihm das angetan hat, die bin ich. Füge ich in Gedanken hinzu. Ich führe die Ärzte zu Stegi welche wieder blutet, da sich das blutdurchträngte Handtuch wieder von seinem Kopf gelöst hat. Zwei Männer klappen eine Liege aus und zwei andere heben ihn darauf. Die zwei anderen Frauen untersuchen die Wunde und stöpseln ihn an irgendwelche Schläuche an. „Beruhigen Sie sich. Wie heißt denn ihr Freund?" erst als mich die Frau welche mich auf vorhin schon angesprochen hat, versucht zu beruhigen, merke ich, dass ich schon wieder wie ein kleines Kind wimmere. „Er heißt Stegi u, u, und i, i, i, i, ich, ich, ich liebe ihn" schluchze ich laut auf. „Stegi befindet sich in den besten Händen. Wir werden unser Bestes geben um ihn wieder an Sie übergeben zu können." Sie spricht wie mit einem kleinen Kind. Aber genau das brauche ich auch gerade. Mit verschwommener Sicht sehe ich wie die Liebe meines Lebens weggebracht wird. Ich bleibe jedoch wie angewurzelt stehen. Unfähig auch nur eine Bewegung oder auch nur eine Mimik zu machen. Ein tiefer zuerst stechender, dann dumpf abschwächender Schmerz macht sich in meiner Brustgegend breit. Zuerst denke ich wahrhaftig, dass die Ärztin neben mir mich erstochen hätte, doch kein Messer, noch irgendeine andere Waffe steckt in meiner Brust. Es war schlicht und weg mein Herz welches gerade zerbrochen ist. Es ist zerbrochen weil in dieser Sekunde Stegi gestorben ist. Ich weiß das einfach. Und ich alleine bin daran schuld. Ich hätte ihn nicht schubsen dürfen. Ich weiß ja wie zierlich er ist. Ich hätte auch nicht mit ich streiten dürfen. Ich hätte ihn meinen Freunden nicht verheimlichen dürfen. Ich werde meinen Freunden erzählen wer er war. Was für ein wunderbarer Mensch er war. Was wir alles erlebt haben. Und dass er wegen mir tot ist. Ich habe ich ermordet. Wegen einer so dummen Sache ist er gestorben. Er ist weg. Nie konnte er sein Ziel erreichen. Endlich seine Vergangenheit vollkommen hinter sich zu lassen. Er wollte ein neues Leben mit MIR beginnen. Aber ich habe es ihm verboten du ihn als mein Geheimnis weggesperrt. Nie hat er nur einen Mucks darüber verloren, dass ihn das stört. Bin gerade eben. Und dafür musste er sein Leben lassen. Ich weiß nicht wieviel Zeit vergangen ist, aber die nette Frau winkt vor meinem Gesicht herum. Nachdem ich kurz geblinzelt habe sehe ich sie wieder scharf vor mir stehen. Ein bedauerndes Gesicht bestätigt meinen Schmerz. „Stegi ist leider soeben verstorben. Wir haben versucht ihn zu reanimieren, leider ist es uns nicht gelungen. Es tut uns sehr leid." „Ist in Ordnung ich habe es bereit gewusst. Sie haben ihr Bestes gegeben und es hat nicht gereicht. „Woher wussten Sie das?" fragt die Frau erstaunt nach. „Weil ich gespürt habe wie mein Herz mit ihm gestorben ist."
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