57. es geht los

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Die gemeinsamen Tage mit Ezra waren wirklich schön gewesen. Wir hatten die Zweisamkeit auf vielen verschiedenen Ebenen genießen können und ich hatte das Gefühl es war etwas Alltag in unsere Beziehung gekommen, Ezra fühlte sich, wie Zuhause an.

Aber jetzt waren wir auf dem Weg zu Evelin, Morgen war es schon soweit und sie wollte das ganze nochmal mit uns beiden durchgehen.

Ich war sehr aufgeregt, ich versuchte mir zwar einzureden, dass alles gut gehen würde, aber das Unbekannte machte einem eben Angst. Auch Ezra schien ein wenig angespannt zu sein und so kam es, dass wir die Hinfahrt über nicht miteinander sprachen.

Evelin begrüßte uns in ihrem Büro und wir beide setzten uns vor ihren Schreibtisch. Es handele sich bei der Fracht um eine Ladung Drogen, wobei sie nicht spezifizierte um welche es genau ging.

Ich hatte nichtmal eine richtige Aufgabe bekommen. Ich sollte dabei sein, zusehen und die Leute beobachten. Rein theoretisch klang alles sehr simpel. Wir geben die Ladung an den Käufer und nehmen das Geld mit, das war's.

„Ich erwarte von dir, dass du dich an den Plan hältst, ruhig bleibst und keine hektischen Bewegungen machst. Es soll so aussehen, als ob du zu uns gehörst und das für dich eine alltägliche Aufgabe wäre, okay?" fragte Evelin mich und schaute mich mit skeptischem Blick an.

„Ja, das werde ich hinbekommen." sagte ich und nickte entschlossen. Nur diese eine Sache und ich müsste mir keine Sorgen mehr um den Geheimdienst machen.

Am Ende unseres Gesprächs gab Evelin mir eine Sturmhaube und eine Waffe für den morgigen Tag. Sie und Ezra unterhielten sich nochmal ohne mich und dann fuhren wir beide wieder Nachhause.


Ezra guckte mich skeptisch an. „Was ist?" „Bist du bereit für morgen?" „Ja Ezra, schenk mir ein bisschen mehr von deinem Vertrauen, ich krieg das schon hin." versuchte ich ihn zu besänftigen.

Also wirklich, jetzt langsam kratzte es doch ein wenig an meinem Ego. Ich war nicht aus Zucker und schon garnicht unvertraut mit gefährlichen oder angespannten Situationen. Ich war sogar darauf trainiert und nur weil ich in so einer Situation noch nicht war, hieß das noch lange nicht, dass ich sie nicht meistern würde.

Ezra und ich machten uns einen ruhigen Abend. Es war sein Wunsch gewesen, ich sollte mich ausruhen und meine Kraft für morgen aufbewahren, so seine Worte.


Gegen 15 Uhr machten Ezra und ich uns auf den Weg zu seinem Büro. Dort würden wir uns mit drei anderen Treffen, welche auch Teil der Übergabe werden würden.

Was ich vorher nicht wusste war, dass einer dieser Männer der Mann war, der mir damals den Drink gemacht hatte. Er schaute mich ein wenig skeptisch an, machte aber keine Anstalten mit mir sprechen zu wollen. Aber man spricht ja auch nicht mit jedem den man kennt.

„Wenn unser Kunde fragt, warum Marlon heute dabei ist, dann sagen wir, dass er neu bei uns ist. Habt ihr das verstanden? Das ist sehr wichtig, es geht hier sowohl um seine, als auch um meine Sicherheit, also keine Spielchen." erklärte Ezra den anderen drei Männern und alle nickten sofort.

Ich merkte direkt, dass Ezra sich anders verhielt, er war ernst. Keine Spur von Gefühlen, hier ging es nur ums Geschäft.

Ezra teilte die Aufgaben auf. Ich und zwei andere Männer sollten die Ware mit zum Treffpunkt tragen, der Cocktail Mann sollte das Geld zählen und Ezra war selbstverständlich der Leader.

Als alles abgeklärt war bewegten wir uns Richtung eines schwarzen Autos, als ich einstieg konnte ich im Fußraum mehrere große, schwarze Taschen sehen, sie waren prall gefüllt.

Da waren wohl die Drogen drin. Ich konnte nicht anders als dran zu denken, wie befriedigend es wäre diese Taschen zu konfiszieren und mitnehmen zu können. Das hätte sich bei der Polizei gut sehen lassen, aber dieser Teil lag nun hinter mir.

Jetzt tat ich das, wogegen ich immer angekämpft hatte. Und warum? Aus Liebe. Alles nur aus Liebe, was war ich nur für ein Idiot. Aber es war zu spät ich hatte mich entschieden. Und so dumm es auch klang, das alles tat ich nur für Ezra.

Wäre ich nicht bei ihm, dann würde ich diesen ‚Schutz' garnicht brauchen. Und ich müsste nicht Teil eines Drogenverkaufs sein.

Während ich so in meinen Gedanken war merkte ich garnicht, das wir schon losfuhren oder wie Ezra seinen Arm nach mir ausstreckte. Er packte mich am Kragen und gab mir einen Kuss, welchen ich ein wenig erschrocken erwiderte. War ihm das nicht peinlich vor seinen Mitarbeitern? Also mir war es das schon ein wenig.

„Danke." flüsterte er mir zu und ich nickte. „Deine Liebe muss wehtun, Chef." lachte der Cocktail-Mann. Wenn ich mich an die eine Nacht zurückerinnerte, dann musste ich ihm rechtgeben...

„Hättest wohl auch gerne jemanden, hm?" lachte Ezra, woraufhin die anderen beiden auch einstiegen. „Nene, lass mal. Das ist mir zu viel Arbeit." sagte der Mann und lachte ironisch.

„Ach Quatsch, du kannst die ganz zahm machen." „Was soll das denn heißen?" fragte ich Ezra aufgesetzt und boxte ihn gegen die Schulter. Er lachte wieder, es war ein ehrliches Lachen und die anderen taten es ihnen gleich.

So fühlte sich wahrscheinlich eine Familie in diesen Kreisen an. Zumindest dachte ich mir das so. „Kann er auch Tricks?" fragte einer der anderen Männer, er hatte eine überraschend tiefe Stimme.

„So einige, aber er ist ein bisschen schüchtern. Manchmal muss man ihm zu seinem Glück ein bisschen zwingen." lachte Ezra wieder. Der schien ja einen großen Spaß daran zu haben sich über mich lustig zu machen.

Wir fuhren garnicht lange, vielleicht 15 Minuten? Die Männer witzelten die ganze Zeit hin und her. Trotzdem merkte ich eine gewisse Anspannung. Wahrscheinlich lenkten sie sich so davon ab.

Angekommen betraten wir klischeehafterweise in eine alte, leergeräumte Lagerhalle. Überraschenderweise erinnerte sie mich an unsere erste Begegnung. Ich erinnerte mich noch gut daran wie ängstlich ich war.

Ezra befahl uns direkt unsere Hauben aufzusetzen, wobei ich der einzige war, der das noch nicht getan hatte. Ich holte einer der Taschen aus dem Auto, verdammt waren die schwer. Ob es wohl Kokain war?

Ich schaute mich ein wenig um, es war genau so staubig und dreckig wie damals. In so einem großen Raum fühlte man sich schnell verloren. So weit von den Wänden entfernt, ich fühlte mich wie ein Reh, was sich vom Licht der Autoscheinwerfer blenden ließ.

Ich schaute mich weiter um, bis mein Blick an Ezra kleben blieb. Ich hatte ihn lang nicht mehr mit Maske gesehen und genau in diesem Moment wurde mir klar, warum ich mich so schnell in ihn verliebt hatte.

Er sah mit dieser Maske einfach verdammt heiß aus. Es machte mich sogar schon ein wenig eifersüchtig, dass die anderen drei Männer ihn auch so sehen konnten.

Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt