Irgendwann schien ich eingeschlafen zu sein. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich müde war. Aber mein Körper war wahrscheinlich einfach zu erschöpft gewesen.Immerhin war ich etwas ausgenüchterter, ich konnte ein wenig klarer denken. Es konnte aber nicht von langer Dauer sein, denn in diesem Moment öffnete sich wieder die Tür und Licht flutete den Raum.
„Guten Morgen." sagte der Mann von gestern. Ich schaute ihn durch zusammengekniffene Augen an, das Licht waren sie so plötzlich nicht gewohnt.
„Steh auf!" befahl er mir. Ich stütze mich an der Wand ab und versuchte beim richten mein Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Das erste Mal sah ich, dass meine Arme übersäht mit Blutergüssen war. Ich konnte mich nicht einmal dran erinnern, woher sie kamen. Kein Wunder, dass ich solche Schmerzen hatte.
Der Mann kam mir entgegen und zog mich raus auf einen Flur, welchen wir runtergingen. Nur wenige Meter weiter befanden sich Toiletten, brachte er mich dahin?
„Einmal morgens und einmal Abends, verstanden?" sagte er und schmiss mich in eine Kabine. Immerhin musste ich nicht in meinen eigenen Ausscheidungen liegen, nett...
Als ich mir die Hände wusch konnte ich das erste Mal in einen Spiegel gucken. Ich hatte ein blaues Auge, es war extrem angeschwollen, ein Wunder, dass ich überhaupt noch was auf ihm sehen konnte. An meiner Nase klebte getrocknetes Blut und meine Lippe war an drei Stellen aufgeplatzt. Ich erkannte mich schon fast nicht wieder.
Sobald ich fertig war, zerrte mich der Mann zurück in den Raum, aus welchem ich gekommen war. Der Weg dahin zurück war schrecklich, jetzt wo ich für ein paar Minuten draußen war, hätte ich mir gewünscht einfach drin zu bleiben.
Ich wusste was mich erwarten würde. Der Mann schmiss mich auf den Boden und ich konnte mich nicht mal mehr richtig auffangen.
Kaum hatte ich mich hingesetzt, so kam er auch schon wieder. Und direkt erblickte ich ein Glas Wasser in seiner Hand. „Trink das!" befahl er mir.
Bitte nicht, nicht nochmal, ich konnte gerade erst wieder einen klaren Gedanken fassen. „Bitte nicht." flüsterte ich, woraufhin er mir wieder ins Gesicht schlug. „Was hast du gesagt?!" brüllte er mich an.
Ich musste wach bleiben, ich hatte Angst was sonst mit mir passieren würde. Ich konnte in diesem Zustand kaum einen klaren Gedanken fassen, ich musste doch etwas tun.
Der Mann trat auf mich ein, ich versuchte zwar ihn mit meinen Händen aufzuhalten, aber es brachte nichts. Was wenn er mir was brechen würde?
„Trink es jetzt, du hast sowieso keine andere Wahl!" schrie er mich wieder an. Ich brauchte einen Moment, bis ich mich auf was anderes als die neuen Schmerzen konzentrieren konnte. Ich schüttelte mit dem Kopf.
Ich konnte das nicht. Wie konnte ich etwas trinken, von dem ich wusste, dass es mich noch wehrloser machen würde?
Der Mann packte von hinten mein Kinn und zog meinen Kopf hoch und klemmte ihn zwischen seine Knie, sodass ich ihn nicht mehr bewegen konnte. Er setzte das Glas an meine Lippen und hielt mir die Nase zu.
So musste ich irgendwann den Mund öffnen, um atmen zu können... ich versuchte standhaft zu bleiben, aber ich war zu schwach, das beklemmende Gefühl in meiner Lunge hatte gewonnen und ich atmete tief ein.
Kurz darauf kippte der Mann mir das Wasser in den Mund. Ich hatte verloren. Er kippte es immer schneller und ich kam mit dem schlucken kaum hinterher. Er ließ mich aber erst Husten, als ich das Glas leergetrunken hatte.
„Besser ist es." lachte der Mann nur, nahm das leere Glas wieder mit und verschwand. Lieber bewusstlos, als verprügelt zu werden, dachte ich mir. Aber eine andere Wahl hatte ich auch nicht mehr.
Jetzt war ich wieder im dunklem, ich legte mich auf die Seite, damit ich gleich nicht meinen Kopf aufschlagen würde. Und nur ein paar Sekunden später, verlor ich mein Bewusstsein.
Ich kroch vorsichtig in eine Ecke des Raumes, ich brauchte eine Wand hinter mir, sonst würde ich noch komplett den Boden unter den Füßen verlieren.
Scheiße, mein Kopf tat so verdammt weh, als ich an meine Stirn packte, um ihn halten zu können, fasste ich in etwas feuchtes. Was war das!? War das mein Blut?
Ich konnte die Flüssigkeit in der Dunkelheit nicht erkennen, aber ich schätze, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Hatte es nicht gereicht angeschossen zu werden? Hatte es nicht gereicht Suchtkrank zu sein? Hatte es verdammt nochmal nicht gereicht all meine Liebsten zu verlieren?
Warum musste mir sowas passieren? Warum ausgerechnet mir? Ich wollte nicht mehr leben, alles was ich anfasste machte ich kaputt und im Endeffekt auch mich selber. Ich hätte realistischer mit Ezra sein müssen.
Ich meine verdammt, Ich hatte Sex mit einem gesuchten Schwerverbrecher und noch schlimmer, ich liebte ihn und das war das einzig ehrliche was mir blieb.
Die Zeit schien nicht mehr zu vergehen zumindest hatte ich das Gefühl. Entweder war ich bewusstlos oder es wurde auf mich eingeschlagen, viel dazwischen gab es nicht.
Mein Bauch fing an zu knurren, stimmt ich hatte eine Weile schon nichts mehr gegessen, wahrscheinlich wirkten die Mittel die sie mir gaben dadurch noch besser und ich wurde noch schwacher.
Wie es wohl weitergehen würde? Sie würden mich schließlich nicht ewig so hierbehalten, das wäre viel zu viel Aufwand um nichts. Aber bisher schienen sie es zu genießen.
Nach einer Weile des rumsitzens, öffnete sich wieder die Tür. Evelin betrat wieder einmal den Raum. „Du bist wach, gut. Komm mit." befahl sie mir. Ich fürchtete die Konsequenzen zu sehr, um ihr zu widersprechen, weshalb ich mich ein weiteres Mal aufraffte.
Als ich stand brauchte ich eine Weile um mein Gleichgewicht zu finden, ich bewegte mich langsam auf sie zu. Ich fühlte mich, wie ein Zombie.
Wir gingen den Flur in die andere Richtung runter und ich betrat mit ihr ein kleines Büro. Dort warteten schon zwei Männer auf uns, man deutete mir an mich zu setzen.
„Wie hast du es angestellt?" fragte sie mich mit erhobenen Blick, als sie sich gegenüber von mir setzte.
„Ihr müsst mir glauben, ich hab damit nichts zutun. Ich würde Ezra niemals verraten. Ich schwöre es." Ich versuchte es verzweifelt zu erklären. Sie schüttelte mit ihrem Kopf.
Ohne, dass ich es bemerkt hatte, stand einer der Männer plötzlich hinter mir und schlug mir mit voller Wucht in die Rippen.
Ich stöhnte vor Schmerzen auf. „Ich frage dich das noch einmal: Wie hast du den Geheimdienst in dieses Vorhaben involviert?" drohte sie mir.
Ich hätte Lügen können und mir was ausdenken können, aber hinterher würden sie es Ezra erzählen, sie würden ihn bestimmt irgendwie wieder befreien.
„Ich hab nichts mehr mit dem Geheimdienst zutun, ich bin nur deiner Bitte gefolgt, um bei Ezra bleiben zu können." Ich wurde immer verzweifelter, warum hatten sie mich nicht einfach in dieser Zelle gelassen.
„Bullshit!" rief die Frau und knallte ihre Fäuste auf den Tisch. „Du wirst noch eine lange Zeit hierbleiben, also mach es dir selbst nicht noch härter. Deine Leute suchen nicht mal nach dir!" brüllte sie mich an.
„Das sind nicht meine Leute, ich habe wirklich gekündigt. Ich- ich wollte nur bei Ezra sein." ungewollt liefen wir die Tränen durchs Gesicht.
„Nagut, du bist anscheinend noch nicht bereit zu reden, vielleicht musst du noch ein wenig länger drüber schlafen." sagte sie mit einem so bösen Lächeln im Gesicht, dass es mir kalt den Rücken runter lief.
Im nächsten Moment legte man mir Handschellen um und hielt mich fest. Der andere Mann kam mit einer Spritze auf mich zu.
„NEIN, WAS IST DAS? BITTE NICHT!" rief ich panisch, ich versuchte mich vergeblich zu wehren. Der Mann kam mir immer näher und rammte mir die Spritze anschließend in den Arm. Ich schrie vor Schmerzen.
„Wir sehen uns in zwei Tagen wieder." sagte Evelin. Zwei Tage?! So lange wirkte der Scheiß!? Ich weinte und schrie, bis ich spürte, wie das Mittel anfing zu wirken. Ich merkte nur noch wie mein Kopf vor Schmerzen anfing zu pochen, ehe ich das Bewusstsein verlor.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Short StoryMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...