Das Seil

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Der Schacht war mehrmals abgeknickt, sodass ich bei jeder Abknickung hart gegen die Schachtwand prallte. Entweder war er echt beschissen durchdacht oder es war mit voller Absicht. Am Ende des Schachts fiel ich von der Decke auf meinen Pullover, welcher vor mir auf dem Betonboden im Raum gelandet ist. Stöhnend vor Schmerz, aber wissend, dass ich dort keine Sekunde länger liegen durfte, rollte ich mich schnell von der Aufprallstelle, damit Lydia nicht auf mir landete. 

Meine rechte Hüfte, auf der ich gelandet war, schmerzte. Aber mehr als einen späteren Bluterguss vermutete ich nicht. Lydia landete, wie vorhergesehen, nach mir. Jedoch im Gegensatz zu mir ziemlich geschickt auf den Füßen. Nach ihr fiel Rayle aus dem Schacht auf ihren Po. Keine Sekunde später kam auch schon Demi hinterhergeschossen, sodass Rayle keine Zeit hatte, um auszuweichen. Sie landete halb auf Rayle, die so schon Schmerzen an ihrem Hintern hatte. 

,,War keine so gute Idee, gleich hinterher zu rutschen", stöhnte Demi mit schmerzverzerrtem Gesicht. Sie hielt ihren Arm, während Rayle sich jetzt auch noch an der Schulter verletzt hatte. 

Ich stand derweil auf und klopfte meinen Pullover aus, bevor ich ihn wieder anzog. Dann sah ich mich um. Wir befanden uns in einer Art Halle, wobei die Deckenhöhe nicht allzu hoch war, die Raumgröße jedoch riesig. An der gesamten Decke hingen mit Abständen um die 200 Seile bis zum Boden und ein wenig mehr hinunter. An der Decke, wo sich jeweils ein Seil befand, war eine geschlossene Luke. Man musste nicht lange überlegen, um zu verstehen, was man zu tun hatte. Die Frage war nur noch, wozu?

Beim Aufstehen, verlor Rayle ihr Gleichgewicht und schwankte leicht nach hinten. Dabei trat sie aus Versehen auf eines der Seile hinter ihr. Die Luke darüber öffnete sich sofort und ein Glassplitterregen entfachte über ihr. Kleine und große Glassplitter im Gemisch streiften sie beim Fall oder bohrten sich in ihre Haut. Genauso verfingen sie sich auch in ihrem Haar. Rayle schrie am Anfang vor Schreck, dann vor Schmerz. Als der Splitterregen aufhörte, eilten wir sofort zu ihr, um sie von den Glassplittern zu befreien. Da sie ihr Gesicht mit den Händen geschützt hatte, war ihre Haut überwiegend an den Händen verletzt. Ein paar der Splitter bohrten sich durch ihr Langarmshirt und hinterließen kleine Einschnitte auf ihrem Arm. Am längsten waren wir mit ihrem Haar beschäftigt. 

,,Wenn ich nicht getötet werde, dann sterbe ich an einer Blutvergiftung", schnief Rayle und heulte unkontrolliert.

,,Beruhig dich, okay. Es wird alles gut", sagte Demi und strich nochmals über ihr Haar, um sicherzugehen, dass wir auch alle Splitter entfernt hatten.

,,Es wird nicht alles gut! Seht ihr denn nicht, dass wir hier so oder so alle sterben werden!? Denkt ihr ernsthaft, dass die uns einfach laufen lassen, wenn wir hier lebend herauskommen sollten?! Einen Scheißdreck werden die tun! Es werden immer wieder neue Experimente an uns gemacht BIS wir sterben!", schrie Rayle nun hysterisch, schlug Demis Hände weg und wollte Abstand zu ihr schaffen, indem sie rückwärts lief, jedoch stoppte ich sie noch gerade so, bevor sie erneut auf ein Seil treten konnte.

,,Du kannst auch jetzt sterben, indem du auf ein weiteres Seil trittst, aber bitte auf eines das weiter weg von uns ist", knurrte ich wütend. Sie konnte nichts dafür, dass ihre Nerven blank machten. Schließlich war sie verletzt und hatte Todesangst. Aber das hatten wir alle. Wir alle wussten nicht, wie es weiter gehen sollte und welches Schicksal uns hier ereilen wird. Aufgeben war aber keine Option. Zumindest nicht für mich. Und je länger sie sich ihre Gedanken und Schlüsse eintrichtert, desto früher wird sie draufgehen. 

,,Da ist eine Tür", bemerkte Lydia und unterbrach somit unseren kleinen Streit. Sie schlängelte sich langsam und darauf bedacht, auf keines der am Boden liegenden Seile zu treten, auf die andere Seite des Raumes zu der entdeckten Metalltür.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 05 ⏰

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Mister X - Das ExperimentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt