Unfreiwillige Modeberatung

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Irgendwann hatte Zeke genug von seinen Albernheiten, und wir konnten wieder normal reden. Was für eine Erleichterung. 

„Wann erlöst du uns endlich von dieser dämlichen Wanderung?" fragte ich und ließ mich einfach in den Sand fallen. Ich hatte offiziell keine Lust mehr. 

Zeke blieb stehen und blickte auf mich herab. „Wenn ich weiß, warum wir hier sind. Aber wir können gerne eine Pause machen." Damit setzte er sich mir gegenüber und ließ zwei Wasserflaschen erscheinen. 

Dankbar nahm ich eine und leerte sie zur Hälfte. Mein Hals fühlte sich nicht mehr so trocken an, und meine Energie kehrte langsam zurück. Zeke hingegen rührte seine Flasche nicht an. Stattdessen drehte er gedankenverloren an der Sanduhr, die an seinem Gewand hing. 

Ich beobachtete ihn für einen Moment, bevor ich das Thema wechselte. „Ich habe die Seiten gelesen, die du für Fips' Buch geschrieben hast." 

Zekes Blick hob sich, und seine Mundwinkel zuckten amüsiert. „Hast du mich wirklich so vermisst, dass du versucht hast, von mir zu träumen?" 

Es war eine unangenehme Frage, aber sie beschäftigte mich. Ich hielt seinem Blick stand. 

Zeke zog die Knie an und legte seine Arme lässig darauf ab. „Es hat dem Buch eine gewisse Tiefe verliehen, findest du nicht?" 

„Das beantwortet nicht meine Frage." 

„Das Buch konnte ein wenig Drama vertragen, und es diente rein wissenschaftlichen Zwecken." Seine Stimme klang betont gleichgültig. „Aber das Ergebnis war nicht so zufriedenstellend. Ich werde es auch kein weiteres Mal testen." 

Er hatte meine Frage wieder nicht wirklich beantwortet. Ich öffnete den Mund, um nachzuhaken, doch dann veränderte sich sein Blick. Seine Augen funkelten verschmitzt, und sein Grinsen wurde noch breiter. 

„Du hast also wirklich alles gelesen?" fragte er betont unschuldig. 

Ich runzelte die Stirn. „Natürlich habe ich alles gelesen. Warum—?" 

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. 

Zeke lachte. „Also weißt du auch, dass Fips von unserem Kuss weiß." 

Mein Magen zog sich unangenehm zusammen, während ich versuchte, Zekes Blick standzuhalten. Natürlich wusste ich, dass er mich nur provozieren wollte – das war schließlich sein Standardmodus. Aber allein der Gedanke, dass Fips Bescheid wusste ... dass er gelesen hatte, was in dem Zelt passiert war ... ließ meine Wangen heiß werden. 

„Daran hast du gar nicht gedacht, was?" Zeke lehnte sich auf die Arme zurück, sein Grinsen breiter als je zuvor. „Fips ist sicher hoch begeistert." 

„Du bist so ein Idiot." Ich nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn demonstrativ durch meine Finger rieseln. 

„Danke, das höre ich wirklich oft." Zeke zwinkerte. 

Ich stieß ein genervtes Seufzen aus. „Fips weiß es also ... und? Hat er irgendwas gesagt?" 

Zeke tat nachdenklich. „Hm ... also, er hat mich nicht umgebracht, falls das deine Sorge war. Aber er war auch nicht gerade begeistert, sagen wir mal so. Ich glaube, er ist sich nicht sicher, ob er sich mehr Sorgen um mich oder um dich machen soll." 

Ich rieb mir mit der Hand über das Gesicht. „Großartig. Das ist genau die Art von Drama, die ich nicht gebrauchen kann." 

Zeke zuckte mit den Schultern. „Ich fand, es hat das Buch aufgewertet." 

„Du hast das nur geschrieben, um mich in Verlegenheit zu bringen, oder?" Ich schielte zu ihm rüber. 

„Nein, ich wusste doch nicht das du es je lesen wirst." Er grinste noch breiter. „Aber vielleicht weil ich es spannend fand." 

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen – irgendetwas –, doch dann schüttelte ich nur den Kopf. Ich weigerte mich, weiter in seine Spielchen hineingezogen zu werden. Stattdessen trank ich den Rest meiner Wasserflasche aus, setzte mich auf und sah ihn ernst an. 

„Also gut, Mister Chaos. Hör auf, mich aufzuziehen, und sag mir lieber, was wir als Nächstes tun. Oder willst du noch drei Stunden über mein Liebesleben reden?" 

Zeke schnaubte amüsiert. „Ach, Cassy. Wenn du glaubst, ich würde das nicht mindestens drei Tage lang auskosten, kennst du mich wirklich schlecht." 

„Dann hoff ich mal, dass wir hier schnell rauskommen." Ich rappelte mich auf. 

Zeke stand ebenfalls auf, klopfte sich den Sand von der Kleidung und sah in die Ferne. „Dann los. Irgendwas muss uns hierhergebracht haben – und ich hab das Gefühl, wir finden es schneller, wenn wir aufhören, nur rumzusitzen." 

Mit einem letzten Seitenblick auf sein immer noch grinsendes Gesicht stapfte ich los. Ich würde mir definitiv noch was dazu anhören müssen ...

Nach wenigen Schritten spürte ich plötzlich eine Veränderung an mir. Der Stoff auf meiner Haut fühlte sich anders an, leichter, enger. Mein Magen zog sich zusammen – ich kannte dieses Gefühl mittlerweile gut genug. 

„Oh nein ..." Ich blieb abrupt stehen und sah an mir herunter. 

Zeke hatte mir schon wieder ein anderes Outfit verpasst. 

Ich trug nun ein dunkles Steampunk-Korsett mit bronzefarbenen Schnallen, das meine Taille betonte und verdächtig wenig der darunterliegenden Bluse übrig ließ. Der Rock bestand aus mehreren Lagen Stoff, war vorne gefährlich kurz und hinten länger, sodass er wie ein abenteuerliches Kleid wirkte. Über meinen Beinen spannten sich kunstvoll verzierte Strapse, die in robusten Stiefeln endeten. An meinen Armen hatte ich fingerlose Handschuhe aus Leder, verziert mit kleinen Zahnrädern. Sogar eine Steampunk-Brille mit kupferfarbenen Verzierungen hing lässig an meinem Gürtel. 

Ich riss den Kopf hoch und funkelte Zeke böse an. 

„Zeke!" fauchte ich. 

„Also mir gefällt's." Er grinste überheblich und musterte mich von oben bis unten, als hätte er gerade ein Kunstwerk erschaffen. 

Ich bückte mich, griff eine Handvoll Sand und warf sie in seine Richtung. „Du kannst nicht immer mein Outfit wechseln, wie du lustig bist!" 

Zeke wich dem Sand lachend aus. „Du siehst doch, dass ich es kann." 

„Wie konnte ich bloß denken, du seist erwachsen?" Ich stemmte die Hände in die Hüften. 

Er legte den Kopf schief, trat einen Schritt auf mich zu und säuselte: „Oh, kleiner Stern, ich bin älter als du, vergiss das nicht." 

Ich wich instinktiv zurück. „Davon ist aber nicht viel zu merken." 

Zeke lachte. „Du hast einfach nicht genug Spaß im Leben." 

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin nicht so verrückt wie du." 

Er blieb stehen, wandte sich seinem Schatten zu und zog eine gespielte Schnute. „Da nennt sie uns doch glatt verrückt." 

Sein Schatten zuckte mit den Schultern und nickte dann eifrig. 

Ich verdrehte die Augen. „Schön, dass wenigstens dein Schatten versteht, wie anstrengend du bist." 

„Komm schon, gib's zu – ein kleines bisschen gefällt es dir." Zeke zog die Brille von meinem Gürtel und setzte sie mir auf die Nase. 

Ich funkelte ihn über die runden Gläser hinweg an. „Wenn du das noch einmal machst, werde ich persönlich dafür sorgen, dass dein nächstes Outfit aus einem rosafarbenen Tutu besteht." 

Zeke riss theatralisch die Augen auf. „Nicht das Tutu!" 

Ich verdrehte die Augen und stapfte weiter, während hinter mir sein lautes Lachen über die Wüste hallte.

Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt