Die junge Frau nickt nur als sie ihren Helm vom Boden aufhebt und bedeutet mir ihr zu folgen.
Schweigend gehen wir nebeneinander her.
Während sie die Zeltgruppe anstarrt, auf die wir zusteuern, drehe ich meinen Kopf in alle Richtungen.
Um alles auf einmal zu sehen hätte ich mindestens vier Augenpaare mehr gebraucht, doch jetzt muss ich mich mit dem einen das ich schon besitze abfinden.
Es passiert so viel um mich herum, dass ich nicht mal alles gleich registrieren kann, was andererseits nicht so gut ist.
Kampfjets und Hubschrauber rasen über unseren Köpfen vorüber, Militär Fahrzeuge und Panzer verlassen das Gebiet durch ein großes Tor, an dem sich Dutzende von Zes drängen um frisches Menschenfleisch zwischen die Zähne zu bekommen.
Doch sobald der Erste Panzer die ersten Zes erreicht, überfährt er die Viecher als wären sie unwichtig.
Ich meine, ja, sind sie ja irgendwo auch aber es verblüfft mich trotzdem etwas, dass der Panzer sie mit so einer Leichtigkeit überfährt.
Sobald das letzte Fahrzeug den Bereich verlassen hat, schließt sich eine Linie aus Soldaten, die die Zeds zurück drängen die natürlich versuchen einzudringen.
Einige Schritte vor mir geht Nastya und ich habe Schwierigkeiten ihr mit meinem noch immer verletzten Knöchel zu folgen. Als sie es bemerk geht sie langsamer und dreht sich zu mir um.
„Wann hat es begonnen? Der Ausbruch, meine ich?", ich sehe sie fragend an. Ich muss meine Stimme heben damit sie mich verstehen kann.
„Mitten in der Nacht. Vor einer Woche ist bei uns gegen 01:30 Uhr der Alam angegangen. Es ging alles sehr schnell und wir wurden ohne richtige Erklärung in den Kampf geschickt. Niemand von uns weiß wirklich mit was für Wesen wir es zu tun haben.", sie verschränkt die Arme und sieht mich mit durchdringenden Augen an als sie fortfährt „Ich hoffe du kannst uns das erklären."
Ich seufze und sehe sie mit hängenden Schultern an.
„Ich weiß nicht viel mehr als ihr. Ich weiß nicht einmal wie ich dort hingekommen bin – wo auch immer ihr mich aufgegabelt habt...", antworte ich kleinlaut.
Ich bin schon froh das ich mich noch an meinen Namen erinnern kann, aber außer an einige Fakten über die Zes und den Tod meiner Mutter kann ich mich an fast nichts erinnern, nur dass mein Vater verrückt ist und ich ihn nicht mag.
Scheinbar glaubt Nastya mir nicht denn sie hebt eine Augenbraue und bedenkt mich mit einem abschätzigen Blick, dann schüttelt sie den Kopf und sagt: "Wie auch immer. Du kommst in den Zivilbereich dort drüben." Mein Blick folgt ihrem Finger, der auf eine große Ansammlung von dunkelgrünen Tarnzelten deutet.
Zwischen den Zelten tummeln sich die Überlebenden. Einige leicht verletzt, andere mit verschiedenen Verbänden. Die meisten der Leute haben Blutflecken auf der Kleidung, und so ziemlich alle sehen sehr mitgenommen aus.
Als wir durch die Zeltreihen gehen, bemerke ich das in einem Zelt ungefähr die sechs Personen Platz haben. In den meisten befinden sich aber um die 10 Personen.
Überall sind Menschen. Es ist schwer nicht den Überblick zu verlieren, und ich befürchte, wenn ich Nastya hier einmal verliere finde ich nie wieder raus.
Außerdem macht mich die Menschenansammlung nervös. So viele Personen an einem Ort. Das kann einfach nicht gut gehen.
Ich beschleunige meine Schritte etwas und gehe nun neben Nastya her. „Gibt es noch andere?", frage ich. Als sie mich verständnislos ansieht füge ich schnell hinzu: "Sicherheitszonen, meine ich."
Ihr Gesichtsausdruck verändert sich wieder und sie nickt:"Achso. Ja.". Unsicher ob sie noch mehr sagen soll, blickt sie wieder gerade aus doch dann fährt sie fort: „Wir haben fünf große Sicherheitszonen hier in Bayern. Rosenheim, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Passau. Weitere kleine Sicherheitszonen sind in verschiedenen Ortschaften verteilt"
Verstohlen sieht sich die junge Frau um, dann lehnt sie sich näher zu mir und sagt leise:" Wir hatten auch eine Sicherheitszone in München. In der Allianz-Arena. Aber die wurde wenige Stunden später überrannt."
Ich sehe Nastya mit großen Augen an, doch die zuckt nur mit den Schultern. Dann sagt sie gelassen:" Es war klar das so etwas passieren würde. Über 75000 Menschen haben sie dort reingepfercht. Wie auch immer, keine drei Tage später ist einer mit einer unbemerkten Bisswunde reingekommen und den Rest der Geschichte kannst du dir sicher denken."
Langsam nicke ich. Vor meinem inneren Auge scheinen Bilder einer Massenpanik auf. Verwundete Menschen, die verzweifelt versuchen durch die verschiedenen Ausgänge nach draußen zu gelangen. Menschen die sich gengenseitig niedertrampeln, verbissen auf das eigene Überleben. Kinder die ihre Eltern verlieren, oder zurückgelassen werden. Blutbespritzter Beton und der blutgetränkte Rasen des Spielfeldes.
Durch einen Rempler werde ich wieder ins hier und jetzt zurückgeholt. Ich schüttle meinen Kopf kurz um die grauenhaften Bilder verschwinden zu lassen, dann sehe ich mich um. Wir sind vor einem Zelt am hinteren Rande der Sicherheitszone angekommen. Hinter einer hohen Betonmauer vernehme ich die Schreie der Zes, die mit scharfen Krallen darüber kratzen und versuchen hinein zu gelangen.
„Und die Zes kommen hier wirklich nicht rein?", leicht beunruhigt beäuge ich die Mauern die uns
umgeben. „Hoffen wir es.", sagt sie nur und zuckt mit den Schultern.
„Hoffen?", entgeistert hebe ich die Augenbrauen „Warum nur hoffen?"
Sie seufzt resigniert:" Hey. Wir verstehen hier genau gar nichts von allem was gerade abgeht. Wir können nur versuchen das beste aus der Situation zu machen und so viele Menschen zu retten wie möglich. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest. Ich muss meinen Bruder suchen. Der gute braucht schon wieder viel zu lange für seinen Bericht."" Das wird nicht nötig sein, Mironow.", ertönt plötzlich eine tiefe Stimme hinter uns.
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Maze of Memories | Prove them wrong
TerrorIn einem Hochsicherheitslabor, das von Wahnsinn und Verzweiflung geprägt ist, wird Victoria Moreau von den grausamen Experimenten ihres Vaters, eines besessenen Wissenschaftlers, gefangen gehalten. Die Patienten, darunter auch ihre eigene Mutter, di...