2. Roter Holzstift

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Es klingt vermutlich seltsam, aber irgendwie konnte ich meine Augen von dem ungleichen Paar nicht lassen. Denn aus irgendeinem Grund bekam ich die beiden in meinem Kopf einfach nicht zusammen. Hochbegabt plus Tutorin? Zu abwegig. Außerdem schien die Kleine  - bei aller Liebe - nicht hochbegabt, sondern für ihr Alter einfach total normal entwickelt. Geschwister? Auch eher unwahrscheinlich vor allem bei dem Altersunterschied und warum würde die ältere Schwester denn ihr mindestens 10 Jahre jüngeres Geschwisterlein mit zu einer Vorlesung in die Uni nehmen. Noch dazu bei einem so langweiligem Thema, welches nur die rechtlichen Grundlagen einiger Therapieansätze erläuterte, womit ein Kind in dem Alter definitiv nichts anzufangen wüsste. Blieb eine Möglichkeit noch offen: Mutter und Tochter? 

Ich schüttelte den Kopf. Nein. Dann wäre sie extrem früh schwanger geworden und auch wenn es vielleicht böse klingen mag, aber sie passte nicht in das Klischeebild der jungen Mutter, das leider nur zu oft zutraf, wenn man mal längere Zeit am Alex saß und die Leute ein wenig beobachtete. 

Die Ältere der beiden packte gerade noch ein paar Sachen aus (darunter auch ein Malbuch), als der Professor, der zuvor noch genüsslich seinen Kaffee getrunken hatte, mit seiner Vorlesung anfing. Eins muss ich zugeben, für ihr Alter schien die Kleine extrem gut erzogen zu sein - oder vom Charakter her extrem ruhig. Zu Beginn hatte ich noch vermutet, dass sie das ein oder andere Mal die Vorlesung stören würde, denn so waren Kinder in dem Alter eben. Ich erinnerte mich noch zu gut an die Geschichten meiner Mutter, was für ein Zappelphilipp ich doch gewesen sei. Aber das Mädchen blieb still, kritzelte in dem mitgebrachten Malbuch mit den Mandalas herum oder schaute nach vorne und beobachtete die anderen Studenten, während sie an ihrem Orangensaft schlürfte. 

Nur einmal tippte sie die Ältere neben sich an, die voll konzentriert schien und sich, genauso wie ich es eigentlich auch sollte, Notizen machte oder Zusammenhänge, die vorne vorgestellt wurden, aufskizzierte. "Ich find die Rot nicht..", schwappte die zarte Kinderstimme über das durchs Mikrofon verstärkte Gebrabbel des Professors, der zugegeben wenig Bock auf sein eigenes Thema der Vorlesung zu haben schien. Die Ältere kruschelte kurz in dem Mäppchen vor ihr, schien aber selbst die gewünschte Farbe nicht zu finde. "Ich find grad auch keine. Warte doch bis zuhause und lass die roten Flächen erstmal aus." Sie schob das Mäppchen zu der jüngeren rüber. "Dauert nicht mehr lange. Kannst auch gerne selbst nochmal schauen", meinte sie noch leise flüsternd, als sie ihr kurz über die Haare strich. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Egal ob hochbegabt, Geschwister oder Mutter und Tochter, süß waren sie auf jeden Fall. Und die Stimme von ihr gefiel mir. Sie hatte etwas Weiches und trotzdem Klares wie jemand, der eben wusste, was er will und das auch ausdrücken konnte. Sie klang fast schon zu erwachsen für ihr Aussehen...

Nach kurzem Suchen hatte ich gefunden, was ich wollte. Frodos roten Holzmalstift, der eigentlich nicht ihm gehört hatte, sondern den er einst im Studio hatte rumliegen sehen und partout nicht ausfindig hatte machen könne, wem er denn jetzt gehörte, was auch der Grund war, weshalb er seit über einem halben Jahr in meiner Tasche lag. Kurz überlegte ich, ob ich die Kleine wirklich kurz antippen sollte und ihr den Stift geben oder ob das creepy rüber kommen würde. Scheiß drauf. Die Kleine will malen. Braucht ne Rot. Ich hab eine. Warum also nicht?

Ich beugte mich etwas nach vorne über und tippte die Kleine mit dem Stift auf die Schulter. "Hier.", meinte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Die Kleine blickte mich verwundert an, griff aber nach dem Stift. Der Braunhaarigen neben ihr mit der unglaublich liebevollen Stimme war das natürlich nicht unbemerkt geblieben. Sie drehte sich leicht, musterte mich für den Bruchteil einer Sekunde, was ausreichte, dass ich begriff, dass sie die Mutter der Kleinen sein musste. Es war dieses Etwas, das in ihrem Blick lag, ehe sie die Situation analysiert hatte und sie leicht zu lächeln begann, während sich kleine Grübchen an ihren Wangen bildeten und das Etwas wieder verschwand. "Was sagt man?", kam es von ihr, als sie die Kleine leicht mit dem Ellbogen anstubste, ihre Blicke jedoch immer noch auf mir verweilten. "Danke.", meinte die Kleine etwas zurückhaltend. 

"Das kriegen wir doch noch besser hin, oder?",  wendete sich die Braunhaarige aufmunternd an die Kleine, die zugegeben recht schüchtern wirkte. Ich winkte kurz ab. "Passt schon." 

"Sie ist manchmal etwas schüchtern Fremden gegenüber.", kam es erklärend von der Braunhaarigen, als müsse sie sich für irgendetwas entschuldigen. "Schon in Ordnung. So sind Kinder eben." Die Braunhaarige lächelte leichte und drehte sich mit einem "Danke" ihrerseits für den Stift wieder nach vorne. 

Den Rest der Vorlesung war es wieder still zwischen uns geworden. Die Kleine malte. Die Große schrieb sich ihre Notizen und ich versuchte mich auf die wirklich verdammt langweilige Vorlesung zu konzentrieren. Und um ehrlich zu sein, ich hätte mir die Vorlesung auch sparen können: Erstens, weil ich mich eh nicht richtig konzentrieren konnte, da das ungleiche Paar eine Reihe vor mir immer wieder seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Und zweitens, weil uns am Ende dann bekannt gegeben wurde, dass das -wesentlich ausführlichere- Manuskript online als pdf-Datei auf der Uni-Seite zum Herunterladen stand...

Uni-Proffs eben.

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Kapitel zwei :3 

Schon irgendwelche Meinungen zu den neuen Hauptpersonen? ;) 

Btw: Ich bin wieder zurück aus BERLIN! :DDD War ne mega geile Zeit! Hab verdammt viel gesehen, auch wenn es furchtbar anstrengend war und erstmal das Wochenende gebraucht hab, um mich von der ganzen Rennerei wieder zu erholen. Zum Glück war es nicht zu heiß und ich bin heil und ohne Sonnenbrand wieder zurück gekommen :3 

Ein paar Bilder von den Museu

LG Eure Heide :x

Adult Love (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt