Kapitel 3

2.2K 120 12
                                    

Jack wusste nicht viel, was ihnen weiterhelfen konnte. Eigentlich kannte er nur ihr Aussehen, wusste, dass sie König und Königin sind, dass sie ein Kind erwarteten und er kannte ihre Vornamen. Adgar und Idun.
"Tut mir leid, ich weiß nicht mehr.", endete Jack, nachdem er alles, was er bei seiner Begegnung mit dem Königspaar erfahren hatte, erzählt hatte.
"Danke, Jack. Fee, Hasemann und Sandy. Ihr suchen nach weiteren Informationen zu der Legende. Vielleicht ihr finden einen Hinweis auf die Bedrohung. Jack und ich suchen nach Königspaar.", wies North die Hüter an.
Der Hase nickte: "Geht klar, Keule. ", und huschte davon. Auch Sandy und Tooth begaben sich zur Bibliothek.
Als Jack schließlich mit North allein im Globusraum stand, richtete der Weihnachtsmann das Wort an ihn: "So, Jack. Du zeigst mir Ort, wo du gewesen, als du das Pärchen getroffen hast."
Jack Frost nickte, begleitete North zu seinem Schlitten, stieg ein und beide flogen durch ein magisches Portal zu dem See.

Die Sonne fiel auf die, zu Tropfen gefrorenen, Blätter der Trauerweide. Wie Diamanten glitzerten und leuchteten die Äste. Ein leichter Wind streichelte zart die filigranen Zweige und erzeugte so eine süße Melodie. Der See war von einer mächtigen Eisschicht bedeckt und spiegelte das Sonnenlicht wider. Alles um sie herum schimmerte in einem zarten Blau.
"Wow, wie wunderschön!", staunte North, als er den Schlitten gelandet hatte. Jack musste schmunzeln.
Ja, es ist wunderschön hier.
"Ich kann verstehen, warum das hier dein Lieblingsort." North wandelte noch immer staunend umher.
Jack freute es, dass dem Weihnachtsmann sein Platz gefiel, jedoch wurde er nach einer Weile ungeduldig.
"Ähm, North? Wollen wir nicht langsam mit der Suche beginnen? Die Sonne ist schon aufgegangen.", erinnerte er ihn.
"Oh ja, du Recht. Also, in welche Richtung sind sie gegangen?"
"Ich habe nur gesehen, dass sie hier über den Hügel gegangen sind. Danach konnte ich sie nicht mehr sehen." Jack flog in die Richtung, an deren Horizont sich der Hügel erhob.
"Komm, North!"
"Jack, warte! Ich kann nicht fliegen!", rief der Weihnachtsmann ihm hinterher.
Jack ließ sich vom Wind wieder auf dem Boden absetzen und wartete auf North. Gemeinsam folgten sie dem Weg, den das Königspaar gegangen war, doch nach einer Weile war sich auch Jack Frost nicht mehr sicher, wohin sie nun gehen sollten. Die beiden waren irgendwo im Wald gelandet und hatten keinen Anhaltspunkt mehr, der auf den König und die Königin hindeutete.
"Und jetzt?", fragte Jack.
"Hm...", überlegte North. "Ha, Idee!!!", schrie er plötzlich so laut, dass Jack, der über die mysteriöse Hüterin nachdachte, vor Schreck zusammenzuckte.
"Du fliegen über Bäume und hälst nach Schloss oder so Ausschau!"
Begeistert, und mit leuchtenden Augen, wie ein kleines Kind an Weihnachten und Ostern zusammen, unterbreitete North ihm diese Idee. Jack nickte nur und flog, mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, über die Baumkronen des Waldes.
Bäume, Schnee, ein Fluss, Felder und einige Berge... Wie finden wir die beiden, oder besser die drei, bloß wieder?
North und Jack waren wirklich inmitten eines riesigen Waldes. Es war nichts weiter zu sehen, außer einer verschneiten Winterlandschaft. Kein Dorf, keine Stadt, kein Schloss. Er drehte sich noch einmal um sich selbst, um zu prüfen, ob er nicht doch etwas übersehen hatte. Nichts. Jack Frost ließ sich von seinem Freund, dem Wind, wieder in Richtung Waldboden tragen. Doch kurz bevor er in die Baumkronen eintauchte, wurde er von etwas geblendet. Sofort flog er, so schnell er konnte, in die Richtung, aus der dieses gleißend helle Licht kam.
Schon bald erreichte er eine Stadt, die an einem großen Fjord lag, welcher an einer riesigen Gebirgskette verlief. Das Wasser glitzerte in der morgendlichen Sonne, wie die feinsten Eiskristalle. Er war kaum eingefroren. Auf einer Landzunge, die mitten in den Fjord ragte, stand ein großes prachtvolles Schloss mit weißen, vom Schnee bedeckten, Dächern und hellen Mauern. Ganz oben, auf der Spitze des höchsten Turms, war ein glitzerndes Zierelement, in Form einer Schneeflocke, befestigt.
Das muss mich wohl geblendet haben.
Da Jack nun endlich ein Schloss gefunden hatte, kehrte er zu North zurück.
"Jack, wo warst du?!", fragte der Weihnachtsmann in einem vorwurfsvollen, und gleichzeitig besorgten, Tonfall.
"Ich habe das Schloss gefunden, nach dem wir gesucht haben!", verkündete er froh.
"Hast du sie gesehen?", fragte North.
"Naja nicht wirklich... Okay, ich habe ein Schloss gefunden, aber ob König Adgar und Königin Idun darin wohnen, weiß ich nicht.", gab er zu.
"Gut. Wir gehen dort hin. Das immerhin einzige Spur.", beschloss North Pole.

"Hier nichts, da auch nichts! Wie sollen wie bei all diesen Büchern etwas finden?!", motzte der Osterhase ungeduldig.
"Ach, Hase. Jetzt hör auf rumzumeckern und hilf uns lieber weiter beim Suchen!", trieb Tooth den, fast doppelt so großen, Hasen an.
Währenddessen versuchte Sandy vergeblich die Aufmerksamkeit der beiden für sich zu gewinnen.
"Ich helfe doch schon die ganze Zeit mit, aber wir finden doch eh nichts!", meckerte er weiter.
"Jetzt reiß dich aber mal zusammen, Hase! North hat uns gebeten, nach weiteren Informationen zu suchen, also werden wir auch genau das tun!", herrschte Toothiana nun den Osterhasen an.
Genau in diesem Moment ging der Sandmann zu einem kleinen Tisch, auf dem mehrere Bücher lagen, und stieß diesen einfach um. Mit einem gewaltigen Gepolter fiel der Tisch um.
"Sandy?!", riefen Hase und Toothiana gleichzeitig, doch der Sandmann schaute sie nur genervt an. Er zeigte auf das Buch in seiner rechten Hand und ließ ein Baby über seinem Kopf erscheinen. Tooth flog begeistert zu ihm hin.
"Du hast etwas über die neue Hüterin herausgefunden?"
Sandy lächelte und nickte eifrig.
"Na dann lass mal sehen, Keule!", forderte ihn der Osterhase auf.
Der Sandmann legte das Buch auf den kleinen Tisch, nachdem Hase diesen wieder aufgestellt hatte, und schlug es auf. Er zeigte auf eine Seite.
"Hm... Sie hat also besonders starke Kräfte...", murmelte Hase.
"...Und die sind nicht mehr die Gleichen, die sie damals hatte...", fügte die Zahnfee hinzu. Doch Sandy deutete noch immer aufgeregt auf den unteren Teil der Seite.
"Hey! Hier steht, dass die neue Hüterin bis zu ihrem vierten Lebensjahr kaum Kräfte besitzen wird und dass diese erst danach wachsen. Es wird also schwierig für uns, sie überhaupt zu finden...", schlussfolgerte Hase.
"...Und außerdem steht hier noch, dass sie bis zu ihrem 21. Geburtstag so sterblich wie jeder andere Mensch sein wird... Wir müssen sie unbedingt beschützen!"
"Wie sollen wir sie schützen, wenn wir nicht wissen, vor was wir sie behüten sollen?", fragte Toothiana.
Sandy zuckte nur mit den Schultern. Er wusste es nicht.

Erschöpft hielt Idun ihre kleine Tochter in den Armen.
"Sie ist so wunderschön!", lächelte ihr Mann, der sich neben sie auf ihr Bett gesetzt hatte.
"Ja das ist sie, Adgar."
Sanft küsste der König seinem Kind auf den Kopf. Mit großen, kugelrunden eisblauen Augen schaute sie ihre Eltern an.
"Elsa.", flüsterte die Königin.
Adgar lächelte. "Ein bezaubernder Name."
"Sie hat deine Hände."
"Und dein bildhübsches Gesicht.", küsste er seine Frau und legte die Kleine behutsam in ihre Wiege.
Auf und ab ließ er das Babybett schaukeln, sodass die kleine Elsa einschlief. Der König nahm seine Frau an der Hand und begleitete sie aus dem Zimmer.
"Lassen wir sie schlafen. Es was heute für euch beide sehr anstrengend. Komm, wir gehen in unser Gemach."

Jack sah am Fenster zu, wie der König zusammen mit der Königin den Raum verließ. Er wartete noch einen Augenblick, um sich zu versichern, dass sie nicht doch wiederkamen.
"Psst! Hey, North! Kommst du?"
"Ja ja, komme schon!", rief er.
Mühselig kletterte North Pole das Gemäuer hinauf, bis er auf dem Balkon, vor dem Kinderzimmer mit den riesigen Fenstern, ankam.
"Geschafft!", atmete er auf. Erschöpft wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
"North, schau doch mal!", flüsterte Jack aus dem Inneren des Zimmers. Er hatte sich neben die Wiege des kleinen Mädchens gestellt und betrachtete sie. Mittlerweile war North neben ihn getreten.
"Sie sieht so süß aus."
"Jack, wir müssen sie von nun an im Auge behalten. Ihre Macht darf nicht in falsche Hände geraten.", meinte der Weihnachtsmann in einem tiefen Flüsterton, "Und du wirst das tun. Aber du darfst nicht zeigen dich und nicht helfen!"
"Warum nicht?"
"Weil sie muss lernen Kräfte selbst zu kontrollieren.", erklärte North.
Jack nickte bestätigend. "Okay."
Der Weihnachtsmann lächelte ihn an und klopfte ihm so stark auf die Schulter, dass sie unter dem Gewicht seiner Hand absackte.
"Lass uns gehen, Jack."

Woche um Woche verging, in der Jack jeden Tag durch das Fenster nach der kleinen Elsa sah. Bis jetzt, sie war nun schon einige Wochen alt, hatten sich keine außergewöhnlichen Fähigkeiten gezeigt. Jack war sich sicher, dass sie die Hüterin ist und verbrachte so viel Zeit, wie nur irgendwie möglich, bei ihr, um nicht einen ihrer Schritte zu verpassen.
Die Monate vergingen, doch nichts geschah. Aus den Monaten wurden Jahre und noch immer war nichts geschehen. Die Hüter suchten währenddessen eifrig weiter nach Hinweisen, wie sich die Legende weiterentwickeln würde, doch sie waren erfolglos. Kein einziger Hinweis und auch der Mond wollte oder konnte ihnen nicht helfen.
Doch eines Tages geschah etwas, was von nun an immer häufiger werden sollte: Elsa nutzte das erste Mal ihre Kräfte.
An dem Tag, als ihre Schwester Anna geboren wurde, war Elsa schon vier Jahre alt. Sie freute sich schon die ganze Zeit über auf ihr Geschwisterchen und nun war es soweit. Sie war so außer sich vor Freude darüber, dass ihre Schwester Anna geboren war, dass es um sie herum anfing leicht zu schneien.
Jack sah ihre Fähigkeit und war sprachlos, doch tief in seinem Inneren machte sein Herz einen Sprung. Endlich gab es jemanden, der ihn verstehen würde.
Von nun an zeigten sich Elsas Fähigkeiten immer häufiger und sie wurden von Tag zu Tag stärker...

Die verlorene HüterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt