Wozu lügen?

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Durch den Fall aufgeschreckt riss Minai die Augen auf. Sie befand sich im Zimmer der vier in ihrem Bett. Hanako war bereits weg und Fia schlief noch, aber das bemerkte Minai gar nicht, denn sie drehte sich sofort zu Aoris Bett, in dem Aori auch lag und noch friedlich schlief. Ein Stein fiel Minai vom Herzen und sie lächelte ihre noch schlafende Freundin erleichtert und zufrieden an.

„Zum Glück geht es dir gut..."

Sie blieb so eine ganze Weile sitzen und bemerkte auch nicht, dass Fia aufwachte. Diese musterte Minai leicht verwirrt und drehte sich dann um, um nach Hanako zu schauen, aber zu ihrer großen Überraschung war diese nicht da. Sie kratzte sich am Kopf und drehte sich dann wieder zurück zu Minai.

Vorsichtig fragte sie: „Wo ist Hanako?Hast du sie rausgehen gesehen?"

Minai zuckte heftig zusammen und drehte sich erschrocken zu Fia um, welche sie genau so erschrocken ansah. Dann atmete Minai aus, als hätte sie die Luft angehalten und antwortete: „Hast du mich erschreckt! Ich hab gar nicht gemerkt, dass du wach bist. Hanako schläft doch noch, oder?"

Verwirrt schaute sie an Fia vorbei, um ein leeres Bett aufzufinden. „Oder auch nicht... Keine Ahnung, vielleicht musste sie mal aufs Klo..."

Fia sah Minai besorgt an, als würde sie das für sehr unwahrscheinlich halten. Dann fragte sie zaghaft: „Hast du schlecht geträumt?"

Minai wurde sofort blasser, das konnte Fia selbst bei dem schwachen Licht von Minais Nachttischlampe erkennen. „N-nein... Wieso?" antwortete Minai schweißgebadet.

„Nur so. Vergiss es." „Sie ist echt keine gute Lügnerin..." dachte sich Fia und legte sich schließlich wieder hin.

In der restlichen Nacht konnte sie ruhig und ohne Alpträume durchschlafen. Als sie am nächsten Morgen wieder durch den schrillen Wecker aufwachte, gähnte sie zuallererst einmal ausgiebig und sah sich dann verschlafen nach rechts und links zu ihren Mitbewohnerinnen um. Minai und Aori schliefen noch halb, grummelten aber beide mürrisch unter ihren Decken.

„Komisch. Hanako ist immer noch nicht da..."

Verunsichert stand sie auf und nahm sich ein paar frische Anziehsachen, dann ging sie alleine ins Bad. Dort war sie ebenfalls nicht. Als sie fertig war lief sie noch einmal durch das gesamte Wohnheim und suchte jeden noch so kleinen Winkel ab, fragte fast alle anderen Bewohnerinnen, ob sie Hanako gesehen hätten, aber sie war einfach nirgends aufzufinden. Enttäuscht ging Fia also zurück in ihr Zimmer, in dem Minai und Aori, mittlerweile ebenfalls fertig angezogen, auch waren.

„Guten Morgen!" meinten beide, als sie Fia reinkommen sahen.

„Guten Morgen." meinte diese immer noch leicht enttäuscht und verwirrt. „Hanako ist immer noch nicht da... Ich mache mir wirklich Sorgen um sie." sagte sie besorgt zu Minai.

Aori sah die beiden verwirrt an, als hätte sie sagen wollen: „Hab ich was verpasst?", aber das hatte sie ja auch, da sie letzte Nacht die ganze Zeit geschlafen hatte.

Minai sah Fia nun auch besorgt an. Sie wollte Aori eigentlich nichts von der nächtlichen Unterhaltung mit Fia erzählen, aber nun führte wohl kein Weg mehr daran vorbei. „Ich dachte, sie wäre bei dir?"

Fia schüttelte nur den Kopf. „Ich hab das ganze Wohnheim abgesucht, aber ich hab sie nirgendwo gefunden."

Aori wollte gerade nachfragen, was überhaupt los war, doch dann klopfte es an der Tür des Zimmers.

„Ja?" rief Minai verwirrt und starrte auf die Tür.

Sie öffnete sich und dort stand Mira Nygus - vor ihr Hanako. Sie hatte immer noch ihren hellblauen Schlafanzug an, hielt ihre dünne, nun vollkommen verschmutzte Weste in einer Hand und sah beschämt zu Boden, Miras Hände hielten sie anden Schultern fest.

„Hanako!" rief Fia überrascht und ging sofort auf sie zu. „Wo warst du?! Ich hab dich überall gesucht!" Ihre Stimme klang aufgeregter und besorgter als sonst.

Hanako antwortete nicht, also fragte Fia die Lehrerin: „Nygus-sensei, wo war Hanako und warum bringen sie sie jetzt zurück?" Sie wollte einfach unbedingt wissen, was passiert war, schließlich hatte es in ihrem letzten Traum ein paar Andeutungen gegeben, die ihr gar nicht gefallen hatten.

Mira antwortete und es hörte sich so an, als würde sie selbst nicht 100%-ig glauben, was sie sagte: „Als ich eben auf dem Weg zur Shibusen war, hab ich sie zusammengekauert unter einem Baum auf einer kleinen Wiese am Rande der Stadt gefunden. Ich habe sie gefragt, was los sei und warum sie da wäre, aber sie hat bis jetzt noch kein Wort gesagt, also dachte ich, ich bringe sie erst mal wieder zurück ins Wohnheim. Und von deiner Reaktion her schätze ich, dass ihr auch nicht wisst, was passiert ist?"

Fia sah Hanako einfach nur total entgeistert an. Die Kleine verzog das Gesicht, als hätte sie Schmerzen und wagte es nicht, irgendjemanden anzusehen.

„Regelt das einfach mal untereinander. Wenn ihr wollt, könnt ihr später auch zu mir kommen, ich kläre das mit Stein ab. Lasst euch am besten Zeit, so lasse ich euch auf keinen Fall in den Unterricht!"

Mit diesen strengen, aber auch zugleich fürsorglichen Worten verließ Mira den Raum wieder. Nun starrten alle verbliebenen Hanako an, was ihr sichtlich sehr unangenehm war.

„Jetzt mal ernsthaft, was ist hier eigentlich passiert, würde mir das bitte mal einer erklären?!" informierte sich Aori, die sich völlig außen vorgelassen fühlte.

„Also..." fing Minai unschlüssig an. „Ich bin letzte Nacht kurz aufgewacht und Fia war auch wach, da haben wir uns schon gewundert, wo Hanako ist, aber ich dachte, sie wäre vielleicht aufdem Klo oder so..." fiel ihr dann schnell ein, was aber nur der halben Wahrheit entsprach.

Fia sagte dazu nichts und ging stattdessen vor Hanako in die Hocke, um mit ihr ungefähr auf Augenhöhe zu sein. Sie hielt sie an den Armen fest, sodass sie sich nicht wegdrehen konnte und versuchte mit aller Kraft, Hanako in die Augen zu schauen, doch diese wehrte sich und schloss die Augen. Enttäuscht richtete sich Fia wieder auf und konnte Hanako zumindest dazu bringen, sich zu waschen und anzuziehen, damit sie zu Nygus konnten.

Aori's Partners [Soul Eater FF || German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt