The Transition

313 22 4
                                    

__________„Vergesst, wer ich war. Vergesst meinen Namen."__________


15. Juli 2014

Alaska:


Harry fortgehen zu sehen macht es mir leichter. Es macht mir leichter, dass sein grüner Blick nicht noch einmal zurückzuckt, um den meinen zu suchen. Ich wüsste nicht, was passieren würde, wenn er mich jetzt ansehen würde- sich unsere Blicke ein letztes Mal kreuzen würden und ich was auch immer in seinem finden würde.

Harrys Mienenspiel, die Emotionen, die sich heute wie auf einer Leinweind auf seinem sonst so verschlossenen Gesicht abspielen- ich würde sie nicht ertragen.

Ich würde die Schuld nicht ertragen, die mich damit überrollen würde. Ich habe keine Ahnung, was Eileen ihm gesagt hat, doch ich bin ihr beinahe dankbar, dass sie ihn genug abgeschreckt zu haben scheint. Dass er vermutlich nicht wieder kommen und sich verabschieden wird.

Ich hoffe, sie hat ihn genügend verletzt. So, dass ich ihm nicht noch mehr wehtun muss. So, dass mein Weggehen vielleicht sogar angenehm für ihn ist. Eine Erleichterung.

Ich kann den Gedanken an einen gebrochenen Harry nicht ertragen. Er hat es nicht verdient. Nicht nach allem, was er für mich getan hat. Genauso wenig, wie es Zayn verdient hat, oder Niall, der immer noch wenige Schritte vor mir steht und mich anklagend mustert. Ich würde ihm gerne sagen, dass es mir leidtut. Das es mir leidtut, dass seine Freunde derart leiden müssen. Aber ich kann es nicht. Bei Gott, ich vermag keinem von ihnen eine Entschuldigung zu geben, denn zwangsläufig weiß ich, dass es nicht die Wahrheit sein würde. Ich habe Harry geküsst. Ihn in einem verzweifelten Moment an mich gezogen, um seinen unverwechselbaren Geruch in mich aufzusaugen, der nichts als Stärke bedeutet. Stärke, gepaart mit einem seltsamen Gefühl der Wärme. Ich versuche, nicht weiter darüber nachzudenken, was seine Nähe mit mir macht.

Stattdessen konzentriere ich mich wieder auf Davenport, die immer noch in der etwas abgegrenzten Nische lehnt und mit leerem Blick den edlen Teppichboden mustert. Ihre hohen Wangenknochen sind blass, ihre Augen dunkel. Ihr Schädel- mit dem streng nach hinten gekämmten Haar- erinnert an einen Totenkopf, der mich aus der dämmrigen Umgebung anlächelt. Und ich spüre bereits, dass es mein Ende ist. Doch seltsamerweise macht mir der Gedanke keine Angst mehr. Ich heiße ihn beinahe willkommen, in Betracht der Tatsache, was ich alles angerichtet habe.

Der Schmerz in Zayns Augen reißt mich schließlich aus meiner Starre und endlich kann ich wieder reagieren.

Entschlossen mache ich den kleinen Abstand zu meiner Vorgesetzten zunichte. Ihr Blick huscht von dem Boden hinauf zu meinem Gesicht und zu meiner Überraschung sehe ich für eine Sekunde etwas von dem gleichen Schmerz darin aufblitzen, den ich auch in Zayns dunklen Augen erkundete.

„Heaven", in einem gequälten Seufzer entweicht ihr mein Name und für eine Sekunde flackert ihre Hand auf die Höhe meiner Wange.

Zuerst denke ich, dass sie mich schlagen will, doch das Zittern ihrer Finger verrät, dass es nicht das ist, was sie zutun gedenkt.

„Es tut...", setzt sie an und Himmel, auf einmal tut sie mir beinahe leid. Alles was diese Frau kennt, ist ihr Job. Sie steckt alles in ihn: Ihre Leidenschaft, ihre Zeit, ja sogar ihr Schlaf ordnet sich ihm unter, wie ein Bettler seinem König. Sie sieht so blass aus in dem kalten Flurlicht. Beinahe ängstlich und kaum älter als ich. Ich möchte sie trösten. Möchte meine Arme um ihren zierlichen Körper schlingen und gleichzeitig möchte ich ihren Kopf zwischen meine Hände nehmen und ihn gegen die dunkle, holzvertäfelte Wand hinter uns knallen. Ich möchte sie anschreien. Möchte ihr alles ins Gesicht schreien, was sie mir angetan hat.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now