Ihm war kalt. Und dass er in einem geschlossenem Raum saß - es war mitten im Sommer - machte diese Tatsache nicht zunichte.
Draußen schien die Hitze unerträglich, doch ihm war kalt. Furchtbar kalt.
Das Licht schien spärlich durch die grob mit Laken zugehangenen Fenster und ließ die Umgebung nur ein Stück weit erahnen. Seine Augen huschten unruhig durch den Raum, nicht auf der Suche, sondern um sich alles genau einzuprägen.
Vorsichtig, um nicht all zu viele Geräusche zu verursachen, stand er vom steinernen Boden auf und ging um die vielen am Boden liegenden Gegenständen herum. Er ließ sich auf einem Stapel alter Zeitungen, die das Datum von vor zwei Monaten enthielten, nieder.
Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Er hat nicht mal die Möglichkeit, sie auch nur zu bewegen, so sehr schnitt der Kabelbinder ihn in die Haut und schnürte sein Blut ab. Ansonsten konnte er sich zum Glück frei bewegen. Wäre auch noch zu schön gewesen, müsste er hier gefesselt und geknebelt auf dem Boden hocken.
Bei den Gedanken an die letzten Minuten, wurde ihm ein wenig schwindelig und er lehnte sich nach hinten, stieß mit dem Hinterkopf an die Wand und verharrte so. Er konnte nichts tun. Er war hier gefangen und musste warten. Warten, bis erneut jemand durch diese massive Eisentür in diesen unaufgeräumten, voll gestellten Lagerraum kam.
Und das nicht um ihn zu befreien - nein. Die Hoffnung darauf hatte er schon tief vergraben. Daran glaubte er nicht. Stattdessen würde dieser jemand hier hereinspazieren, auf ihn herabsehen und wer weiß was mit ihm anstellen. Er wusste es nicht. Wollte es auch gar nicht wissen.
Das einzige was er wusste war, dass ihm kalt war. Furchtbar kalt.
*
Er musste eingenickt sein, denn als er die Augen öffnete, bemerkte er, dass es dunkler draußen geworden war. Das klickende Geräusch, dass verursacht wurde, wenn ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, ließ ihn aufhorchen. Sein Blick wanderte automatisch zu der Tür an der gegenüberliegenden Wand. Es brauchte etwas, bis ein immer größer werdender Lichtstrahl verriet, dass sie geöffnet wurde.
Nach einigen Sekunden fiel die Tür wieder leise zurück in den Rahmen. Schritte ertönten. Schritte, die sich langsam aber sicher einen Weg durch diesen Irrgarten aus unnützen Utensilien und altem Müll bahnten. Er hatte den Kopf gesenkt, wollte die Person nicht ansehen.
Als die Schritte aufhörten, vernahm er ein leises Kichern. Eine Hand schob sich unter sein Kinn und zwang ihn mit sanfter Gewalt, den Kopf zu heben. Seine dunklen Augen blickten starr und emotionslos in diese hellblauen, wie Eiskristalle schimmernden Augen. Sie fesselten seinen Blick.
Ihn überkam erneut eine Welle der Kälte, als die Hand an seinem Kinn sich nach oben bewegte und über seine Wange strich. Langsam, sanft und genießerisch.