Adult Love (LeFloid FF)

5. Florian Mundt, 26 Jahre alt und Psychologiestudent

In diesem einen kleinen Moment, den ich damit verbrachte ihr hinter her zu schauen, realisierte ich blitzschnell, dass ich was tun musste. Jetzt. Sofort. Sonst würde sich die Gelegenheit vermutlich nie mehr bieten. Die Braunhaarige hatte sich vielleicht ein paar Meter von unserem Gesprächsort entfernt, als ich sie einholte und kurz zurück hielt.

"Sorry. Das mit dem Fragen.", kam es etwas verlegen aus meinem Munde. "Ich wollte nicht... naja .. nicht so aufdringlich nachhaken. Eigentlich geht es mich ja auch nichts an. Es war nur in dem Moment das Erstbeste, was mir eingefallen ist." Fuck. Flo, du hast echt ein Talent Scheiße zu labern. Es war nur in dem Moment das Erstbeste, was mir eingefallen ist. Klang ja mal gar nicht danach, dass ich versucht hatte sie irgendwie in dem Gespräch zu halten. Kein bisschen...

Die Braunhaarige lachte leise, aber herzlich. "Kein Problem.", gab sie zurück. "Ich will dich jetzt eigentlich auch nicht weiter aufhalten, aber kann ich's vielleicht mit 'ner Einladung zum Mittagessen wieder gut machen?" Kaum hatten meine Stimmbänder die Luft in meiner Kehle so zum Schwingen gebracht, dass sie diese Frage formten, fühlte ich mich auch schon wie ein fünfzehnjähriger Junge, der gerade seinen Schulhofschwarm um ein Date gebeten hatte: Peinlich berührt und darauf hoffend, dass sie ja sagen würde.

Und Tatsache, sie grinste leicht und nickte. "Irgendwo in der Stadt oder Unigelände?", hakte ich etwas verlegen nach. "Ich mag unsere Mensa eigentlich recht gerne.", kam es von ihr zurück. "Dann in 'ner Stunde bei der Mensa?" Sie nickte abermals und strahlte dabei genauso wie damals, als ich ihr mein Handy gereicht hatte, ehe sie sich erneut umdrehte und nun wirklich ihrer Wege ging.

Normalerweise mochte ich mein Studienfach und normalerweise machte mir studieren auch irgendwie Spaß, auch weil ich die Vorlesungen in der Regel unheimlich interessant fand, nur in der folgenden Stunde stand meine Welt ein bisschen Kopf. Anstatt fasziniert meinem Prof zuzuhören und meinem Standard entsprechend aktiv an der Vorlesung teilzunehmen, konnte ich mich kaum richtig konzentrieren und obwohl das Thema der Vorlesung an sich recht interessant war, hätte ich regelrecht einschlafen können bei dem Gedöns unseres Professors und der langweiligen Präsentation, weshalb ich die Vorlesung auch etwas früher verließ und mich stattdessen auf den Weg zur Mensa machte.

Gerade zur Mittagszeit war viel los und da ich fast zehn Minuten zu früh dran war, hockte ich mich vor der Mensa auf die Stufen, beobachte die Leute und hört Musik. Nicht ohne ständig einen Blick auf die Uhrzeit zu haben. Schließlich war die Stunde vorbei und ich beobachte von Sekunde zu Sekunde etwas angespannter die Menschen, suchte nach einem braunen Haarschopf. Auch mit meiner Musik wurde ich nicht mehr glücklich. Kaum hatte ich ein Lied gefunden, das zu passen schien, drückte ich bereits nach nicht mal der Hälfte des Liedes weiter, weil es doch nicht passte. Meine Gedanken kreisten sich darum, ob sie auftauchen würde oder letztlich nur ja gesagt hatte, damit sie mich, seltsamen Spinner mit Cap, los war. An sich unwahrscheinlich, schließlich hatte ihre Mimik und Gestik so unglaublich ehrlich und aufgeschlossen gewirkt, trotzdem erschien es meinem Gehirn mit jedem Moment, in dem sie nicht auftauchte, wahrscheinlicher.

Ich wartete also.Und fast eine halbe Stunde über der Zeit erschien sie dann doch.

Bevor sie etwas hätte sagen können, war ich aufgestanden und begrüßte sie freundlich. Vermutlich musste ich in dem Moment ein wenig wie ein übermütiger Welpe gewirkt haben, gefühlt hatte ich mich bei ihrem Anblick jedenfalls so.

"Sorry, dass ich so spät bin, aber die Vorlesung hat länger gedauert und dann musste ich mit dem Prof noch was besprechen wegen 'ner Hausarbeit von letzter Woche.", versuchte sie sich für ihre Verspätung zu entschuldigen, doch ich winkte ab. "Macht nix. Kenn ich ja selbst" Eine kurze Pause entstand. "Wollen wir reingehen?", meinte ich, als sie noch kurz anscheinend dankbar dafür, dass ich kein Drama daraus machte, für einen Moment verschnaufte und dann nickte.