KAPITEL 8

22 1 1
                                    

Am nächsten Tag lag ich, wie gestern, in dem selben Bett, in dem selben Raum und hatte immer noch den selben Verband. Der ganze Tag zog an mir vorbei und immer wenn Liz vorbeikam, um nach mir zu sehen, tat ich so, als würde ich schlafen. Ich entschloss mich dazu, zum ersten mal aus meinem Bett zu steigen, um das Fenster zu öffnen. Die Luft in diesem Raum war schrecklich außerdem regnete es und ich liebe es, wenn es nach Regen riecht und das Tropfen beruhigt mich immer wieder. Ich schaute mich zum ersten mal richtig in diesem Raum um. Ich kenne den Raum. Ich war hier öfters gewesen aber ich habe ihn mir nicht richtig angesehen. Zum Beispiel sind mir nie die Gemälde an der Wand aufgefallen. Es waren selbstgemalte Bilder. Auf jedem stand der Name, von demjenigen, der es logischerweise auch gezeichnet hat: Jonah, Lucas, Ashley, Mary, Alexis, Marcu... Warte, Alexis? Hm, komisch. Aber es kann nicht die Alexis sein. Ein Kind musste es gemalt haben. Das war keine Zeichnung, die von einem Teenager hätte stammen können. Was sie wohl gerade macht? Ich will sie nicht sehen, es ist gut, dass ich es auch nicht muss aber trotzdem fragte ich mich, wie es ihr geht. Plötzlich ging die Tür auf und da war sie. Oh nein, oh nein nein nein nein nein. Ich, nein. Wieso kann das Mädchen nicht einmal nur in meinem Kopf bleiben. Das genügt mir. Ich will sie nicht sehen, ich will nicht mit ihr reden.
Als sie das leere Bett sah, suchte sie nach mir und hat mich, Überraschung, auch gefunden. Naja ich hab mir auch nicht wirklich viel Mühe gegeben mich zu verstecken. Hinter durchsichtigen Vorhängen, war vorherzusehen, dass sie mich finden würde. Ich hatte aber auch nicht genug Zeit, man kann mir nichts vorwerfen.
"Was machst du da?"
Was willst du nur darauf antworten Noah? Wärst du einfach stehen geblieben und würdest dich nicht wie ein Depp aufführen.
"Ich habe versucht mit dem Mond zu reden." war das klügste was mir eingefallen ist.
"Es ist Mittag, welcher Mond denn?"
Mist, ich habe total die Zeit vergessen. Vielleicht war das doch nicht so klug gewesen.
"Keine Wunder, wieso es nicht funktioniert" versuchte ich der merkwürdigem Stimmung mit Sarkasmus zu umgehen. Ich bemerkte den Zettel in ihrer Hand und ergriff meine Chance das Thema zu wechseln: "Was hast du da?"
"Oh, das. Ich war vorhin schon mal hier aber da hast du geschlafen. Es also ich habe dir einen Zettel geschrieben. Ich weiß irgendwie doof aber ich wusste nicht, ob ich dich noch sehe, wenn du wach bist, deshalb.. Aber ist ja auch egal." Sie zeriss den Zettel und warf ihn in den Mülleimer. "Du bist ja wieder wach"
Ich schaute dem Zettel hinterher und fragte mich, was wohl drinne stand und wieso sie ihn mir nicht einfach gegeben hat.
"Wie geht es dir?" fragte sie mich.
Wieso hatte nur jeder das Bedürfnis mich zu fragen, wie es mir geht. Es war doch ziemlich offensichtlich wie es mir geht. Also entweder sehen alle die Wahrheit nicht oder gehen ihr bewusst nur aus dem Weg. Na gut, wem kann ich das übel nehmen. Sie hoffen darauf, dass ich mit 'gut' antworte, damit sie sich nicht mit dem depressiven Noah auseinander setzen müssen und fragen nur aus Höflichkeit, nicht weil es sie interessiert. Wenn alle andere also Interesse vorheucheln, dann werde ich auch lügen.
"Gut, kann mich nicht beklagen"
Erstaunt über meine Antwort, weiteten sich ihre Augen und sie schaute auf den Boden. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, es war ihr unangenehm. Ich merkte es. Sie kann ja auch einfach gehen. Ich zwinge sie nicht hier zu bleiben und genauso wenig hab ich sie gezwungen eine Konversation mit mir zu beginnen.
"Bist du dir sicher?" fragte sie mich, woraufhin ich bloß meine Augen verdrehte.
"Sorry Alexis aber tu nicht so, als würde es dich interessieren. Du musst nicht hier sein, du kannst auch einfach gehen. Du musst nicht so tun, als würde es dich interessieren. Du bist genau so wie ich aus einem bestimmten Grund hier also setz dich lieber mit deinen eigenen Problemen auseinander."
Ich fasse es nicht, dass ich das gerade gesagt habe. Wieso? Ich hatte es in dem selben Moment bereut, als ich es ausgesprochen habe. Und ich hatte nicht die Möglichkeit es zu erklären.
"Alexis, ich..."
"Nein, ist schon ok. Du brauchst nichts weiter zu sagen. Ich hab's verstanden. Du bist ein Arschloch und hast dir deswegen deinen Kopf eingeschlagen. Hast du vielleicht sogar nicht anders verdient." wütend trat sie gegen den Mülleimer sodass er umfiel und sie knallte beim gehen hinter sich die Tür zu.
Ich blieb eine Weile so stehen und bin ihre Worte nochmal im Kopf durchgegangen. "Hast du vielleicht sogar nicht anders verdient" "Arschloch" wiederholte ich flüsternd. Ich hab es vermasselt. Wenigstens weiß sie jetzt, was ich bin und ich muss mir nicht weiter Sorgen darüber machen, ob ich ihr gefalle. Das ging in die Hose. Die, die ich bei unserem zweiten Wiedersehen nicht an hatte. Was mache ich mir vor? Ich werde ihr immer gefallen wollen. Was habe ich bloß getan?
Um mich ein wenig abzulenken, hob ich den Mülleimer auf und schmiss alles wieder hinein. Als ich das nächste Stück Papier aufhob, wusste ich, dass aus der Ablenkung heute nichts mehr wird. Ich suchte nach dem Gegenstück und hielt Alexis' Brief in meinen Händen.

GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt