Kapitel 16

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Daniel zog mich leicht zu sich und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Seltsame Sachen, die mein Cousin mit mir machte, oder war das normal? Vielleicht war es ja für ihn normal und er tat das mit jedem Mädchen ..? Den Gedanken verwarf ich lieber gleich wieder und konzentrierte mich auf den Film, nachdem ich nach einigen gescheiterten Versuchen, mich aus seiner Umarmung zu befreien, aufgegeben hatte. Allerdings merkte ich schon nach der ersten halben Stunde, dass ich total müde war und nach spätestens einer Stunde war ich schon tief und fest am Schlafen.
Als ich wieder aufwachte, war alles dunkel. Im ersten Moment wusste ich nicht mehr wo ich war, bis mir wieder einfiel, dass ich bei Daniel war. Doch wo war Daniel?
Ich stand auf und stellte fest, dass ich nicht dort aufgewacht war, wo ich eingeschlafen war. Ich befand mich in seinem Zimmer und nicht in seinem kleinen Wohnzimmer. Ich warf einen Blick auf die Uhr und sah, dass es viertel vor elf war. Leise machte ich den Rollladen hoch und blinselte einmal, als das Licht in mein Gesicht fiel. Neben dem Fenster stand ein Pool. Seit wann hatte Daniel einen Pool?
Ich suchte nach meinem Handy, um meine Nachrichten zu checken. Als ich es fand, machte ich das Internet an. Ich hatte eine Nachricht von Mara, eine von meiner Mutter und, zu meinem Überraschen, eine von Phil. Erst las ich die von meiner Mutter, in der stand, dass sie mir viel Spaß mit Mara wünschte und ich mich melden sollte, wenn sie mich abholen sollte. Ich antwortete schnell und öffnete dann Maras Nachricht. Es waren ein paar verrückte Bilder und die Frage, was ich nun gemacht hatte. Nachdem ich auch ihr geantwortet hatte, öffnete ich Phils Chat.
Hey Layla! Hast du Lust mich mal besuchen zu kommen? Bald sind ja Ferien ;)
Fröhlich tippte ich schnell, dass ich ihn natürlich besuchen wollte und legte mein Handy wieder zurück auf Daniels Schreibtisch. Anschließend ging ich aus seinem Zimmer und fand ihn auf dem Sofa. Ich setzte mich zu ihm und murmelte ein 'Guten Morgen'. Daniel drehte sich zu mir und lächelte mich an.
"Hunger?", fragte er. Ich nickte und lief mit ihm in die Küche. Ich half ihm den Tisch zu decken und Kaffee zu kochen.
"Wann kommen deine Eltern?", wollte ich wissen, während ich das Nutellaglas auf den Tisch stellte.
"Heute Abend. Wann musst du zu Hause sein?"
"Vor heute Abend", grinste ich und setzte mich hin, da alle Sachen auf dem Tisch standen. Daniel setzte sich neben mich und schüttete ihm und mir eine Tasse Kaffee ein. Er versuchte unauffällig eine Tablette in seine Tasse zu werfen, aber ich sah es trotzdem (Ja, weil ich meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden konnte). Ich schüttelte den Kopf und nahm ihm die Tasse weg.
"Gib's mir zurück, ich brauch das", sagte er ruhig, doch mir entging nicht der scharfe Unterton.
"Tust du nicht", antwortete ich trocken und fischte mit meinem Löffel nach dieser Pille.
"Wo ist der Müll?", fragte ich. Daniel deutete mit seinem Finger auf seinen Mund, weshalb ich alle Türen ausprobierte und schließlich den Mülleimer fand. Dann gab ich ihm die Tasse zurück. Daniel legte seinen Kopf schief und griff wieder in seine Hosentasche. Er grinste, während ich die Augen verdrehte. War das sein Ernst?! Aber jetzt ignorierte ich es und aß weiter.
Den restlichen Tag machten wir nichts besonderes, wir schauten Filme und kochten unser Mittagessen, und als Abschied umarmte er mich, bevor ich in den Bus stieg und nach Hause fuhr. Stephen war nicht zu Hause, aber meine Mutter. Als ich hereinkam, ein knappes "Hallo" rief und in mein Zimmer verschwinden wollte, winkte sie mich heran und klopfte neben sich auf das Sofa. Langsam setzte ich mich und sah sie fragend an.
"Alles in Ordnung bei dir?", fragte sie mich. Ich lachte auf. Ja ne, ist klar.
"Ja, was sollte nicht in Ordnung sein!?", rief ich sarkastisch und sprang auf. Meine Mutter hielt meine Hand fest und zog mich wieder aufs Sofa. Doch ich leistete Widerstand und schaffte es, stehen zu bleiben.
"Es ist für uns alle schwer, so eine Veränderung", meinte sie und schaute mich unschuldig an.
"Klar", sagte ich trocken und schüttelte ihre Hand ab. Auf dem Weg zu meinem Zimmer machte ich einen Zwischenstop in der Küche und nahm mir eine Packung Kinderriegel mit. Dann schloss ich die Tür ab und warf mich auf mein Bett. Mum hatte es wohl frisch bezogen, es roch so gut. Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Handy und schickte Mara eine meiner 5-Minuten Sprachnachrichten, in der ich ihr von der Zeit bei Daniel erzählte. Dann machte ich meinen Laptop an und schaute mir ein paar YouTube Videos an, bis ich von meinem Bruder zum Essen geholt wurde.
Stephen war wieder da und meine Laune erreichte innerhalb kürzester Zeit den Tiefpunkt. Obwohl - falsch. Es wurde noch schlimmer. Es gab Gulasch.
"Was ist los?", fragte ich, noch bevor ich mich hingesetzt hatte.
"Das wirst du gleich erfahren, aber nimm doch erstmal Platz", antwortete Stephen und lächelte mich schmierig an. Ich starrte ihn lange an, bis ich mit der Zunge schnalzte und mich auf meinem Stuhl niederließ. Er schöpfte mir das Essen auf den Teller und ich nahm mir eine Semmel.
"Also, was ist?", fragte ich trotzig und tunkte ein Semmelstückchen in die Soße. Meine Mutter schaute hilfesuchend zu Stephen, der dann zu reden begann.
"Wir haben uns gedacht, dass es vielleicht am besten ist, wenn wir dich auf ein Internat schicken. Lukas ist gerade im Abschlussjahr, deshalb bleibt er hier, aber für dich ist das bestimmt gut!"
"Ein Internat? Wollt ihr mich verarschen?", fragte ich fassungslos und fing an zu lachen. Ich in einem Internat, guter Witz. Weil aber niemand mitlachte, wurde ich stutzig.
"Das ist doch ein Witz, oder?" Ich schaute meine Mutter an, doch sie wich meinem Blick aus, weshalb wieder Stephen sprach. Meine Mutter war so ein Feigling.
"Es ist kein Witz. Wir wollen das Beste für dich, und das Internat bietet sehr viel."
"Das Beste. Natürlich", meinte ich sarkastisch. "Das könnt ihr komplett vergessen. Ich geh auf kein Internat. Außerdem wüsste ich nicht einmal, wo hier eins sein sollte."
"Nicht hier. Das Internat, das wir dir rausgesucht haben, ist ein Sportinternat in Frankfurt."
"Frankfurt. Auf keinen Fall! Das ist in Hessen und ewig weit weg von hier!"
"Es wird dir gut tun!" Stephen wirkte langsam genervt, aber das war mir egal. Ich würde da auf keinen Fall hingehen.
"Du hast noch Zeit. Erstmal bekommst du dein Halbjahreszeugnis, dann sind Ferien und dann gehst du nach Frankfurt."
"Hast du's nicht kapiert?! Ich werde auf kein Internat gehen!" Ich wurde zum Ende hin immer lauter, betonte jedes Wort und war von meinem Stuhl aufgesprungen. Wütend warf ich die restliche Semmel in meine Soße, sodass ein wenig rausspritze, und rannte nach unten. In Blitzgeschwindigkeit zog ich meine Schuhe und Jacke an und rannte davon in Richtung Friedhof. Das war eine blöde Idee. Es regnete und schneite zugleich und da ich zu Fuß ging, war ich ziemlich lange unterwegs, bis ich endlich ankam. Meine Kleidung war durchweicht und mir war eiskalt. Als ich mich vor Dad's Grab niederließ, fing ich an zu heulen. Jap, ich heulte viel zu oft. Aber was fiel Stephen überhaupt ein? Er zog einfach mal ein, benahm sich wie mein Vater, schlug mich und schickte mich dann 400 Kilometer weit weg in ein Internat. Also der hat das mit einer glücklichen Familie noch nicht wirklich verstanden.
Meine Jogginghose war komplett mit Matsch beschmiert, als ich nach einer gefühlten Stunde aufstand und nach draußen zu meinem Fahrrad. Wie erwartet war auch das Fahrrad matschig und ich stöhnte einmal auf, bevor ich mich darauf schwing und nach Hause fuhr. Dort angekommen ging ich mit den Klamotten unter die Dusche und zog sie dann aus. Nachdem ich den Dreck runtergewaschen und mich unter dem warmen Wasser komplett entspannt hatte, lief ich in mein Zimmer, zog mir gemütliche Sachen an und fiel schon gleich in den Schlaf.
Ich sitzte auf dem Beifahrersitz neben Stephen. Wir sind auf dem Weg nach Frankfurt, um mich in das Internat zu bringen. Meine Mutter muss arbeiten und hat sich nur kurz verabschiedet, obwohl sie mich jetzt lange nicht sehen wird. Es schneit und es ist relativ duster, obwohl es zehn Uhr vormittags ist. Ich umschließe den Kaffee mit beiden Händen, um sie zu wärmen. Gerade fahren wir von der Autobahn runter zu einer Raststelle, damit wir uns die Beine vertreten können, da wir schon drei Stunden fahren. Als ich aussteige, sehe ich auf der anderen Seite des Parkplatzes einen Mann mit einer Pistole auf uns zukommen. "Stephen!", schreie ich und weiche einen Schritt zurück. Ich kreische auf, als ich an jemanden stieß. Und als ich erkenne, an wen ich da gestoßen bin, kreische ich erneut auf. Das ist Dad! Doch er beachtet mich gar nicht, sondern schaut nur auf den Mann mit der Pistole. Er ist näher gekommen und steht vor uns. Aber anstatt auf meinen Vater zu zielen, hält der Typ die Knarre auf mich. "Nein!", ruft Stephen von der anderen Seite des Autos und kommt zu uns. Zu meinem großen Überraschen, zog er auch eine Pistole aus seinem Gürtel und hält sie auch auf mich. Überrascht weiche ich noch einen Schritt zurück und stoße erneut gegen meinen Vater. Stephen hält kurz Augenkontakt mit dem Typ und schaut dann wieder zu Dad und mir. Und plötzlich dreht er sich schnell um und schießt dem Mann in den Arm, sodass er aufschreit und die Waffe fallen lässt. Aber zu spät. Der Mann hat schon abgedrückt und die Kugel traf mich in der Brust.
Und dann wachte ich wieder auf und war sehr überrascht, dass mein Vater überlebt hatte und ich gestorben war. Und dass Stephen versucht hatte, den Mann aufzuhalten, ich hätte ihn genau andersrum eingeschätzt. Aber das war schließlich nur ein Traum. Zwar ein seltsamer im Vergleich zu den anderen, aber nichts desto trotz nur ein Traum..

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Ich bin mit dem Kapitel total unzufrieden ... Wahrscheinlich werde ich es noch umschreiben, aber erstmal muss das reichen :D

Aber er ist mein Cousin!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt