Newt's Story

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Newt's Story

Heute ist der Tag.

Heute tue ich es.

Ich blinzele in die Morgensonne, die wie jeden verdammten Klonk-Tag auf diese verfluchte Lichtung scheint.

Aber heute scheint sie mich auszulachen, scheint mich zu verhöhnen wollen, in dem sie mich extra stark blendet.

Heute ist mir das aber klonkegal, denke ich und fühle eine Art Überlegenheit.

Heute habe ich die Kontrolle.

Die Kontrolle über meine Gedanken, die angekrochen kommen, wenn ich alleine bin.

Dann übernehmen sie die Kontrolle und reißen mich herab in die Dunkelheit.

Aber heute bin ich stärker als sie.

Scheinbar seelenruhig knote ich mir meine Schnürsenkel zu, während ich vor der Hütte der Läufer stehe.

Dann überprüfe ich, ob die Wasserflasche und das Essen, was ich von Bratpfanne bekommen habe, auch sicher verstaut und verschlossen sind.

Dann jogge ich los, in Richtung Westtor.

,, Wir sehen uns später, du Strunk!", brüllt Minho und wirft mir von der anderen Seite der Lichtung einen gespielt emotionalen Kussmund zu.

,, Gut, dass!", erwidere ich sarkastisch und zeige ihm meinen Mittelfinger. ,, Ich vermiss dich schon, Prinzessin."

Er lacht und ich verziehe das Gesicht, bemüht, den aufwallenden Schmerz in meiner Brust zu ersticken.

Bald ist es vorbei.

Bald muss ich das hier nicht mehr ertragen.

Dann laufe ich los, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Schnell lasse ich hinter der ersten Biegung der Wände des Labyrinths die Lichtung hinter mir, eigentlich wie jeden Tag. Aber heute ist es, als würde ich einen Todfeind zurücklassen.

So ist es ja auch.

Ich hasse es.

Ich hasse alles.

Die Lichtung.

Das Labyrinth.

Die Griewer.

Die Käferklingen und die verdammten Arschlöcher, die uns hierher verfrachtet haben, aus welchem Grund auch immer.

Ich hasse jeden einzelnen Tag.

Und ich kann es nicht mehr ertragen.

Ich kann einfach nicht mehr lächeln, während wir hier vor die Hunde gehen.

Ich kann nicht mehr für Ordnung sorgen, während in meinem Kopf pures Chaos herrscht.

Ich schaffe das nicht.

Die Tatsache, dass unser letzter Fluchtversuch aus dem Labyrinth zwei von den besten Lichtern das Leben gekostet hat...

Dass wir wieder zwei Namen durchstreichen konnten.

Es hat einfach keinen Sinn mehr.

Ich jogge weiter und es kommt mir geradezu lächerlich ironisch vor, dass mein Körper heute mit Bestleistungen glänzt, fast wie um mich zu überzeugen, dass ich es nicht tun soll.

Dann erreiche ich Sektor 3.

Eine seltsame Ruhe durchflutet mich.

Heute nicht, denke ich, als meine Finger wie gewohnt nach Stift und Papier tasten, um die Änderungen des Labyrinths aufzuzeichnen.

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