Die Flaschen kommen auf den Dachboden

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Steven und Slash tragen die Verstärker zurück in den Proberaum und Steven schließt die Tür hinter sich. Slash verschwindet wieder im Wohnzimmer und ehe ich meinen Mund aufmachen kann, ruft Axl: „Ich mach das Regal!"
„Vergiss es!", schießt Duff zurück, „du kannst spülen, ich mach' das Regal." „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!" Axl streckt Duff die Zunge raus.
„Das hat doch nichts damit zu tun", kontert Duff, „Du kannst ja nicht mal zwei Puzzleteile richtig zusammensetzen." „Und was hat das jetzt mit dem Regal zu tun?!" „Mehr als das mit dem Mahlen jedenfalls!" „Du weißt doch bestimmt nicht mal, wie der Bohrer angeht." „Das ist bestimmt nicht so schwer, du weißt es doch selber nicht." „Ach was..! Öh..." Axl überlegt, „Muss man da nicht an einem Hebel ziehen?" „Ich dachte, da wäre ein Knopf oder so...", vermutet Duff. Nun scheinen beide ernsthaft darüber nachzudenken.
Da kommt Izzy durch die Tür. „Ihr wisst schon, dass der Bohrer kaputt ist?" Er wendet sich an mich. „Wo sind die Müllbeutel?"
Ich lache: „Das ist eure Hütte, ihr müsst wissen, wo die sind." Trotzdem werfe ich ihm eine Rolle zu. „War zu faul, um zu suchen", entgegnet er und geht zurück ins Wohnzimmer.
„Und mit was sollen wir jetzt die Schranktür reparieren?", fragt Duff und er und Axl blicken mich an.
„Schon mal was von einem Schraubenzieher gehört?", frage ich zurück.
„Stimmt", kommt es von Axl, „Ich bekomm' den Schraubenzieher!" Ehe Duff kontern kann, mische ich mich ein: „Vergesst es! Ihr spült und ich mache den Schrank!"
„Was? Warum denn?", schmollt Duff. „Weil ich das so sage! Wo habt ihr denn Werkzeug?" Axl deutet auf die Tür zum Proberaum.
„Gut. Und ihr macht euch an den Abwasch." Ich werfe ihnen eine Flasche Spülmittel zu. „Auf geht's!" Murrend beginnen sie zu spülen und ich klopfe kurz, ehe ich den Proberaum betrete.


Augenblicklich schießt Stevens Wuschelkopf hinter seinem Schlagzeug hervor und knallt gegen ein Becken.
„Danke, aber ich brauche keine Soundeffekte, wenn ich einen Raum betrete", grinse ich, „alles klar?" „Ja ja", meint Steven und reibt sich den Kopf, „die brauchst du wirklich nicht."
Er kommt hinter dem Schlagzeug hervor. „Wo habt ihr denn euer Werkzeug versteckt?"
„Werkzeug? Wahrscheinlich in einem Schrank."
„Alles klar", lache ich und mache mich auf die Suche nach Schrauben und Schraubenzieher.
„Was ist denn kaputt?", frage ich Steven, während ich den ersten Schrank durchsuche.
„Kaputt?"
„Na dein Schlagzeug. Du hast doch gesagt, es wäre kaputt", helfe ich ihm auf die Sprünge. „Ach ja...D-das war nicht so schlimm und ich hab's schon repariert. Ich wollte grade damit anfangen aufzuräumen." „Und dir soll wirklich niemand helfen? Wenn du willst, kann dir Slash oder Izzy helfen oder..." „Nein, nein, schon gut", unterbricht er mich.
Ich schließe den ersten Schrank, weil ich dort außer Noten, alten Zeitschriften und der Querflöte nichts finde.
„Wirklich?" Ich blicke Steven an, der seltsam steif vor seinem Schlagzeug steht und mich anschaut. „Jaaa, wirklich", grinst er. „Okay", lache ich und beginne im nächsten Schrank zu suchen.
„Kannst du die Schränke hier vielleicht auch noch aufräumen?", bitte ich ihn. „Öhm klar, wenn du das willst. Wieso denn?"
„Darum."
Ich halte eine alte, weiße Tennissocke hoch. „Ach da ist die! Ich hab' die schon gesucht!", ruft Steven. „Das ist deine?" Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Aber klar!" Er nimmt mir die Socke aus der Hand und grinst. „Wehe, ich finde noch so etwas in der Art", ermahne ich ihn und suche weiter. „Kann ich nicht versprechen", lacht Steven. „Na super..."
Ich öffne eine leicht verrostete Metallkiste, in der ich finde, was ich gesucht habe. Ich nehme die ganze Kiste und schließe die Schranktüre wieder. „Viel Spaß noch beim Aufräumen", wünsche ich Steven und gehe zurück in die Küche.
„Dir auch!", lacht er und als die Tür zu ist, atmet er tief durch. Hoffentlich hat sie nichts bemerkt...
Er geht wieder hinter sein Schlagzeug, nimmt das Klebeband und legt sich so hin, dass er das Zeug gut befestigen kann. Er klebt es an die Unterseiten seiner Toms. Da wird bestimmt niemand nachschauen, wieso auch?
Nachdem er sich sicher ist, dass alles hebt und nicht abfallen wird, macht er sich wohl oder übel daran, den Proberaum aufzuräumen.

„Hier sind die Müllbeutel."
Izzy wirft Julia die Rolle zu. „Super!" Sie öffnet die Verpackung. „Izzy, Slash? Könnt ihr dann den ganzen Schmuck wegräumen? Fangt am besten mit dem Weihnachtsbaum an, dass wir den hier raushaben."
Julia reicht Slash zwei Müllsäcke. „Alles klar, komm schon Izzy, weg mit dem Pink." Die beiden beginnen, die zerbrochenen Kugeln und das Lametta einzusammeln.
„Und was darf ich machen?", fragt Sebastian grinsend. „Wir sammeln die Flaschen ein", sagt Julia und reicht auch ihm einen Müllsack. „Okay!", ruft Sebastian und stülpt den durchsichtigen Plastikbeutel über Izzy.
„Hey!", beschwert sich der Rhythmusgitarrist, als Sebastian ihn sich über die Schulter wirft. „Und wohin mit der Flasche?", fragt Sebastian an Julia gewandt mit einem unschuldigen Blick. „Lass mich runter!" Izzy versucht, sich zu befreien.
„Lass ihn nicht ersticken!", mischt sich Slash ein, „Sonst muss ich den Baum alleine aufräumen!" „Bist mir wirklich eine große Hilfe, danke", brummt Izzy, der mittlerweile aufgegeben hat und nun einfach über Sebastians Schulter hängt.
„Wo kommt er jetzt hin?", will Sebastian erneut wissen. „Tu ihn auf den Dachboden!", schlägt Slash vor, „Falls wir ihn brauchen, können wir ihn ja holen."
„Hier kommt niemand auf den Dachboden", mischt sich Julia ein, „Zumindest nicht so lange, bis es hier nicht pikobello sauber ist... Komm, lass Izzy nicht ersticken."
Sebastian setzt Izzy ab. Dieser taumelt etwas und reißt sich dann die Plastiktüte vom Kopf. Seine Haare stehen wild von seinem Kopf ab und seine Wangen sind leicht gerötet, Sebastian und Slash lachen bei Izzys Anblick.
„Na wartet ihr zwei Flaschen. Ich werde euch erst mit einer pinken Girlande erwürgen und dann kommt ihr auf den Dachboden!" Wütend streicht sich Izzy die Haare glatt.
„Ihr seid alle drei Flaschen!", lacht Julia, „Und du darfst sie erst nach dem Aufräumen erwürgen. Danach kannst du mit ihnen machen, was du willst, aber jetzt fangen wir mal an!"
Sie schnappt sich Izzys Müllbeutel und beginnt die Flaschen, die um und auf den Tisch der Eckbank liegen, einzusammeln. Sebastian hilft ihr dabei und Izzy und Slash sammeln wieder zerbrochene Kugeln ein.
„Wir haben ganz schön was weggesoffen...", murmelt Julia und bindet den randvollen Müllbeutel zu. Für alle Flaschen und Dosen sind zweieinhalb und für den Schmuck eineinhalb Müllsäcke draufgegangen.

„Gibt's jetzt eine Pause?", fragt Sebastian und lässt sich auf die Eckbank fallen. „Vergiss es!", kommt es sofort von Julia, „Du kannst gleich mal den Besen holen!" „Tja, die paar Tage haben wohl gereicht, dass unser Gast nicht mehr König ist", lacht Slash und steckt sich eine Zigarette in den Mund. „Für dich gibt's auch keine Pause, Mister!", meckert ihn Julia an, „Du und Izzy könnt endlich den Weihnachtsbaum rausschmeißen."
Jetzt lacht Sebastian, „Pech gehabt, Slash!" „Hab' ich dir nicht gesagt, du sollst den Besen holen?", will Julia von Sebastian wissen und stemmt ihre Hände in die Hüften.
„Oh." Nun ist es Slash, der lacht.


Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt