"Das darf nicht sein. Warum sie? Warum will Gott mich bestrafen? Ich war doch immer ein guter Mann. Habe ihn angebetet. Diesen verlogenen, hinterhältigen..." Er hörte auf, um einen Schluck aus seiner halbleeren Whiskyflasche zu nehmen, dabei verschüttete er fast alles und kaum ein Tropfen gelang in seinen Rachen. "Wo ist dieser GOTT von dem alle reden? Der den Armen beiseite steht in schlechten Zeiten! Der Heiler unserer Herzen!" Mit fuchtelnden Armen wand er sich dem einfachen Wandkreuz zu und betrachtete es einen Moment lang stillschweigend ehe er seine Hasstirade fortsetzte. "Ich habe dich angebetet! An dich geglaubt! Anderen Menschen von deiner Herrlichkeit berichtet! Und so dankst du es mir? Du hast meine Frau leiden lassen. Jahrelang. Und nun nimmst du sie mir? Die Liebe meines Lebens." Er ließ sich schluchzend auf den Boden sinken und vergrubt sein Gesicht in seinen Händen. Dann nahm er einen weiteren Schluck aus seiner Flasche und stand taumelnd wieder auf. "Aber weißt du was? Ich brauche dich nicht. Niemand braucht dich. Denn du existierst nicht und wenn doch, dann scheiß ich auf dich du verlogenes Arschloch!" Die letzten Worte schrie er nun gegen das schlichte Holzkreuz und warft wutentbrannt seine Whiskyflasche dagegen. Ein lauter Knall ließ ihn zusammenfahren. Verwirrt und nach hinten taumelnd betrachtete er das nun brennende Kreuz vor ihm.
"Was in Gottes Namen..." "Nein, nicht Gott, aber fast." Erschrocken von der plötzlichen Stimme im Raum, drehte sich der Mann mittleren Alters um und blickte in das Gesicht eines großgebauten Mannes, dessen braune Haare locker über seine Schultern fielen. Sein schwarzes Hemd war an den meisten Stellen zerrissen und bedeckte nur noch wenige Teile seines muskulösen Körpers. Auf seiner ausgewaschenen Jeans waren dunkle Blutflecken zu sehen, dem Anschein nach sogar noch frisch.
Nicht wissend was hier vor sich ging, wich Jean nach hinten aus, stolperte jedoch über seine unzählig leergetrunkenen Flaschen und kam mit einem dunpfen Knall auf dem Boden auf. Das Lachen des fremden Mannes ließ ihn erschaudern, hatte er doch schon eine leise Ahnung wen er da vor sich hatte. "Wer sind Sie?" "Warum fragst du mich das, wenn du die Antwort schon längst kennst, Jean?" Antwortete der Fremde mit viel zu kräftiger Stimme und schauet sich dabei ruhig in dem Zimmer um. Viel mehr außer einem Schreibtisch, auf dem Jean seine Arbeit erledigte, einem Aktenschrank und den leeren Flaschen gab es jedoch nicht zu begutachten. Bis sein Blick auf einem eingerahmten Bild an der Wand hängen blieb. Es zeigte Jean mit seiner Frau und seiner Tochter bei einem Picknick an einem schönen Sommernachmittag. Schon beinahe vorsichtig strich er mit seinen Fingern über das Gemälde, den Blick von der zierlichen Gestalt nicht abwendend. "Meine Frau und Tochter. Meine Frau ist..." "...Totkrank und mein geliebter Vater erhört deine Gebete nicht. Ich weiß." Der Mann auf dem Boden schluckte schwer und versuchte Halt auf seinen Beinen zu finden, was ihm aber nicht so leicht gelang. Erst nach einigen Versuchen stand er aufrecht da und ging langsam und mit zittrigen Beinen auf den Braunhaarigen zu, war er sich doch noch nicht sicher, ob er sich nicht alles nur einbildete. Vielleicht hatte er ein oder zwei Flaschen zu viel heute. Nach diesem Abend würde er es bestimmt wieder etwas langsamer angehen.
Er streckte seine Hand aus, um ihn zu berühren, damit er wusste, ob er nun vollkommen den Verstand verlor, doch er hielt in seiner Bewegung inne, als der Fremde erneut das Wort ergriff: "Ich mache dir ein Angebot. Ich werde deine Frau heilen und ihr könnt glücklich bis ans Ende eurer Tage miteinander leben. Also... mehr oder weniger. Das hat natürlich seinen Preis." Die Augen des Mannes weiten sich augenblicklich und er trat noch näher an das menschgewordene Böse heran. "Alles. Egal was es ist. Ich werde alles dafür tun." Der Fremde drehte sich nun zu dem völlig aufgelösten Mann um und deutete mit seinem Finger auf das blonde Mädchen auf dem Bild. "Ich will sie... Im Gegenzug für sie, rette ich das Leben deiner Frau." Für einen Augenblick war alles still. Nur das lodernde Feuer im Hintergrund war zu hören. Der Mann, dessen Welt gerade auseinander fiel, konnte die Forderung kaum glauben und brach beinahe in Tränen aus. "Meine Tochter? Ich kann Ihnen doch nicht meine Tochter wie ein Stück Fleisch verkaufen." Ein Nicken seines Gegenübers lieü ihn wissen, dass ihm diese Antwort nicht gefiehl, er aber auch nicht sonderlich überrascht war."Nun gut. Aber bedenke was du stattdessen verlierst." Der Fremde machte Anstalten zu gehen, als ihm der von Tränen überrannte Mann am Arm packte.
"Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Zum Beispiel..." Er hielt kurz inne um etwas Sinnvolles vorzuschlagen. " ..'meine Seele. Genau. Ich verkaufe Ihnen meine Seele!" Nicht sonderlich angetan von diesem Vorschlag drehte sich der Fremde wieder zu Jean. "Nein. Du bist wertlos. Aber sie..." Wieder strich er über das Bild des schönen Mädchens. Langes, blondes Haar, das ihr über die Schultern fiel, Augen so blau wie das Meer und ein Lächeln, das dem eines Engels glich. Er musste sie haben. Schon alleine wegen ihrer Bedeutung. "Ich will sie oder es gibt keinen Handel. Überleg es dir gut, Mensch."
Wie gelähmt blickte Jean seinem Gegenüber in die dunklen Augen. Konnte er seiner Tochter soetwas antun? Seinem eigen Fleisch und Blut? Aber es würde seine Frau retten. Die Liebe seines Lebens. Durch sie fand er wieder einen Sinn im Leben. Er würde es nicht verkraften sie zu verlieren. Neben ihrem Sterbebett zu stehen, völlig machtlos. Phia würde es bestimmt verstehen, dass er so gehandelt hatte. Sie musste es verstehen. Und ihm hoffentlich eines Tages vergeben.
"Und? Wie lautet deine Entscheidung?" Innerlich stand seine Entscheidung schon fest, doch musste es sich noch ein letztes Mal vergewissern.
"Wird es ihr gut ergehen?" Ein Lächeln zeichnete sich auf des Teufels Lippen, als er seinen erneuten Triumph erkennt. Seiner Ansicht nach war das viel zu einfach. Ein Vater sollte das Leben seiner Kinder mit seinem Leben schützen. Aber ihm sollte es ganz Recht sein. Immerhin musste er sich nicht allzu sehr anstrengen. "Natürlich." Wie in Trance kamen die folgenden Worte, die das Leben des Mädchens von Grund auf verändern sollten, zum Guten oder zum Bösen, über die Lippen des niedergeschlagenen Mannes.
"Dann soll es so sein. Meine Tochter gegen das Leben meiner Frau." Sie gaben sich die Hand, um den Handel zu besiegeln und mit einem Mal war alles um sie herum schwarz. Nur leuchtend rote Augen waren in der Finsternis zu erkennen. Die darauffolgenden Worte klangen unmenschlich, dämonisch und brannten sich zu diesem Zeitpunkt in Jean's Gedächtnis ein:
"Ein Deal ist ein Deal. Brichst du ihn, wirst du es bereuen." So schnell wie die Dunkelheit gekommen war, war sie auch wieder weg und mit ihr der fremde Mann und das Feuer am Kreuz._______________________________________
So nun ist es endlich soweit. Ich habe damit begonnen das Buch komplett neu zu überarbeiten. An dem Titel, dem Cover und dem ersten Kapitel habt ihr bestimmt schon gemerkt, dass sich Einiges verändert hat. Eigentlich ist es ein völlig neues Buch mit dem selben, vorhergesehenen Ausgang seines Vorgängers.Ich hoffe es gefällt euch. Lasst es mich in den Kommentaren wissen und nun viel Vergnügen beim Lesen. :)
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It Snows In Hell
ParanormalOphelia's Leben war noch nie perfekt. Eine schwerkranke Mutter, ein Säufer als Vater und ein Berg voller Schulden. Eigentlich wünscht sie sich wie jedes Mädchen nichts mehr als ein sorgenfreies Leben mit jemanden, der sie von ganzen Herzen liebte. D...