Die Tage vergingen nur langsam. Minuten fühlten sich wie Stunden an, Stunden wie Tage und Tage wie Wochen. Doch tatsächlich war erst eine Woche seit meiner Ankunft hier vergangen. Geschlafen habe ich kaum. Die ständige Angst, Luzifer könnte sich noch einmal an mir vergehen, begleitete mich jeden Augenblick, den ich hier verbringen musste. Bislang war es nicht wieder vorgekommen.
Seitdem er mich bewusstlos geschlagen hatte, hat er mich auch nicht wieder angefasst. Er behandelte mich wie das letzte Stück Dreck, angekettet auf dem Boden in einem kleinen stickigen Raum ohne Fenster und ohne Licht. Zweimal am Tag schwang die eiserne Tür vor mir auf und herein kam eine magere Dienerin, die mir Wasser und Brot hinstellte. Diese Tätigkeit kostete ihr knappe 10 Sekunden ihres Lebens und dies ließ sie mich mit ihrem dämonischen Blick immer wissen. Am liebsten hätte sie mich wahrscheinlich in tausend Stücke zerrissen und diese dann genussvoll verschlungen. Doch war ihr das anscheinend verboten worden.
Als sie mich das erste Mal besuchte, kam sie näher an mich heran, roch an mir und zeigte mir ihre riesigen Reißzähne. Doch noch bevor sie diese in mein Fleisch bohren konnte wurde sie von Mammon zurückgeordert. Er sagte etwas von “Er braucht sie lebend.“ Nicht er “will“ sie lebend, sondern er “braucht“. Nur wofür? Ich bin nichts besonderes. Nur ein Mädchen, dessen Mutter im sterben lag und dessen Vater sie an den Teufel verkaufte. An ihn. Ich wollte nicht daran denkem, was mein Vater mir damit angetan hatte, aber ich wusste auch wofür. Es fiel mir schwer ihn zu hassen, aber auch ihn zu lieben. Was hatte er wohl Maman gesagt, als ich einfach so verschwunden war? Wusste er überhaupt wo ich war? Er war ziemlich betrunken an dem Abend, konnte sich aber trotzdem daran erinnern. Doch. Er wusste wo ich war und was passiert ist. Da war ich mir sicher. Aber wie erklärte man jemanden, dass man seine Tochter an den Teufel verkauft hatte, ohne komplett verrückt zu klingen? Vielleicht suchte er ja schon nach einer Lösung, um mich zu befreien. Ein Schlupfloch. Oder er saß gerade in seiner Stammbar und saufte sich den Kummer und die Schuldgefühle weg. Letzteres erschien mir mehr nach seinem Geschmack. Es erschien aussichtslos. Luzifer hatte Recht. Es würde niemand kommen, um mich zu retten. Auch nicht der Mann aus meinem Traum, Gabriel. Ich würde hier drinnen verrotten, es sei denn, ich würde tun was er von mir verlangte. Doch das wird nicht passieren. Und wenn er mich noch so sehr folterte. Diesen Triumph werde ich ihm nicht geben. Irgendwann wird er das Interesse an mir verlieren und er würde mich hier verdursten lassen. Für ihn war ich nur ein Spielzeug. Ein Spielzeug, welches er billig erkauft hatte und auf Dauer wertlos sein würde. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie Vielen es schon so wie mir ergangen ist. Viel zu vielen wahrscheinlich.
Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen und ein wütender Mammon trat ein.____________________________________
Zur gleichen Zeit im Thronsaal...“Mammon!“ Der zerlauste Halbdämon kommt schnellen Schrittes in den Thronsaal und sah einen gelangweilten Luzifer auf dessen Thron sitzen. “Ja, eure Hohheit?“ “Hat sie ihre Meinung schon geändert?“ Der Dämon fuhr sich nervös durch die fettigen, braunen Haare. Er wusste, dass seinem Herrn die Antwort nicht gefallen würde. “Nein, Sir. Mädchen stur.“ Nachdenklich kratzte sich der Fürst der Hölle am Kinn und blickte in die Leere. Er wusste nicht weiter. Zu gerne würde er sie foltern, ihre Gliedmaßen einzeln rausreissen, ihr die schlimmsten Schmerzen zufügen. Doch er wusste, er würde sie damit töten und das musste er auf jeden Fall verhindern. Er sperrte sie in ein enges Verließ auf Wasser und Brot. Normalerweise reichte das bei einem Menschen schon. Doch dieser ist stur. Er musste und er würde härtere Maßnahmen ergreifen, wenn er sie brechen wollte. Und zwar schnell. Nur wusste er nicht wie. Er stand auf und ging einige Schritte durch den Saa, um besser nachdenken zu können. Seine Schritte waren langsam und schwer und auch Mammon wusste, dass er etwas plante. "Warum Mädchen so wichtig für eure Hohheit?" Luzifer drehte sich augenblicklich zu dem Barbaren um und antwortete mit viel zu ruhiger Stimme: "Es gibt Dinge, die dein viel zu kleines Spatzenhirn nicht verstehen könnte. Sie ist etwas Besonderes. Mehr musst du nicht wissen." Mammon begnügte sich damit. Es war mehr, als er üblicherweise von seinem Meister erfuhr. Nichtsdestotrotz machte ihm diese ausgehende Ruhe seines Meisters nervös. Das war ganz und gar nicht seine Art. "Mammon!" Sofort zuckte der Barbar zusammen. "Haben wir je einen Menschen in den Käfig des Tartaros gesperrt?" Mammon überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. Auf den Lippen des Teufels zeichnete sich ein böses Lächeln, welches nichts Gutes verhieß. Mammon wusste was er vorhatte. Doch auch, wenn er nichts ausser Abscheu für die Rasse der Menschen empfand, war der Käfig eine viel zu abgrundtief schreckliche Folter. Aber er musste dem Befehl folgen und so brach er zügig auf, um das Mädchen zu holen.
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It Snows In Hell
ParanormalOphelia's Leben war noch nie perfekt. Eine schwerkranke Mutter, ein Säufer als Vater und ein Berg voller Schulden. Eigentlich wünscht sie sich wie jedes Mädchen nichts mehr als ein sorgenfreies Leben mit jemanden, der sie von ganzen Herzen liebte. D...