Berlin?!

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,,Frau Professor Nicolei ich muss Ihnen mitteilen, dass eine Stelle frei geworden ist, in der Sie mehr gebraucht werden als hier." ,,Und wo soll diese Stelle sein?" ,,In Berlin." ,,Berlin?" gab ich ungläubig von mir. Ich wollte immer schon einmal nach Berlin, aber gleich dort hin zu ziehen und arbeiten, war nicht so geplant. ,,Wann soll ich dort anfangen?" ,,Nächstes Semester."
Nächstes Semester schon?! Aber in einer Woche beginnen ja schon die Semesterferien! Wie soll ich bis dahin nach Berlin ziehen. Ich brauch noch eine Wohnung und das drum und dran! ,,Sie können gehen. Alle weiteren Infos kommen die Tage mit der Post." So entließ mich also mein Direktor. Mechanisch gehe ich aus dem Büro. Als ich im Lehrerzimmer ankam, fragten mich gleich dutzende Kollegen, was unser Direktor von mir wollte. Als ich ihnen alles erklärt hatte, schauten mich alle an. Teils mit Tränen in den Augen, teils zu überrascht um irgendeine Regung zu zeigen. Nur Heinrich war die Ausnahme. Er schaute mich mit einem spöttischen Lächeln an und flüsterde mir beim vorbeigehen zu. ,,Na hat er dich endlich rausgeworfen. Ist doch nicht wirklich überraschend, bei deiner Inkompetenz."
Schnell packte ich meine Unterlagen zusammen und machte mich auf den Weg zu meiner nächsten Stunde. Eilig betrat ich das Klassenzimmer. Alle Schüler verstummten augenblicklich und standen auf. ,,Morgen Frau Nicolei!" kam es von Max, der ganz hinten saß. ,,Wir haben zwei Uhr Nachmittags Max!" machte ihn Nadine aufmerksam. ,,Ja schon, aber ich wollte nochmal ,Morgen' sagen." Nadine setzte schon zum Gegenangriff an, doch ich unterbrach sie schleunigst. ,,Ich habe euch etwas mitzuteilen. Und zwar werde ich ab nächsten Semester nicht mehr bei euch sein..." ,, Aber Sie kommen doch wieder zurück, oder Frau Professor?" Meine Schüler schauten mir traurig entgegen. ,,Ich weiß es nicht. Aber die Chancen stehen nicht sehr gut..." Nein Frau Professor! Wir brauchen Sie doch. Keiner hat uns bis jetzt Mathe so gut erklärt, wie Sie. Außerdem wollen wir nicht Herrn Mayr. Er ist immer so unfair!" Es folgte eine lange Diskussion, die ich jedoch mit den Worte ,,Hefte auf, stürzen wir uns in Mathe rein" beendete. Widerwillig wurden alle leise und begangen ihre Hefte und Bücher zu suchen.
Die letzte Woche verging wie im Flug. Zu schnell musste ich meinen Platz im Lehrerraum räumen. Alle Klasse reagierten ähnlich wie die erste. Einige machten mir sogar kleine Abschlussgeschenke. Massenhaft Schoki, Blumen und sogar ein eingerahmtes Klassenbild mit mir, auf dem alle unterschrieben haben.
Meine größte Sorge wegen einer Wohnung, hatte sich schon gelöst. Ich konnte eine kleine Wohnung finden. Sie sah gut aus, so viel konnte ich anhand der Bilder schon mal sagen. Leider ist sie ziemlich klein. Aber das beste war, ich konnte gleich einziehen. Zuhause war auch schon alles in Kartons gepackt und warteten nur darauf, in Berlin wieder ausgeräumt zu werden. Von meinen Freunden und meiner Familie hatte ich mich bereits verabschiedet. Fast alle haben geweint, da es so plötzlich war...
So konnte die Fahrt nach Berlin dann schließlich losgehen. Ich fuhr vorne im Umzugswagen mit. Mit den Kopfhörern in den Ohren sah ich meiner alten Heimat hinterher. Bald wich der Sonne Mond und Sterne. Als es schon spät war nickte ich irgendwann ein.
,,Miss? Wachen Sie auf. Wir sind da und die Kartons wurden bereits hochgetragen." Verschlafen rieb ich mir die Augen und streckte mich. ,,Was? Wieso haben Sie mich nicht aufgeweckt? Jetzt mussten Sie alle Kartons alleine hochtragen." ,,Sie schliefen noch so gut, da wollte ich Sie nicht aufwecken. Außerdem ist das doch mein Job." gab er lächelnd zurück. ,,Danke. Ich würde Sie liebend gerne auf einen Kaffee hoch bitten, aber Sie wissen schon." ,,Ich könnte sowieso nicht annehmen. Also die Kartons sind oben, der Schlüssel steckt und die Rechnung kommt mit der Post. Ich glaube das wäre es. Einen schönen Tag noch." verabschiedet sich mein Fahrer.
Ich sah den Umzugswagen nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Entschlossen trat ich auf das Wohnungsgebäude zu. Vor meiner Wohnung stockte ich. Auf ein neues Leben! Und sperrte die Wohnung auf.

Der Eine, der aus dem Ich ein Wir machte(Space Frogs Rick ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt