„Ihr beiden bleibt noch hier."
Er hatte sein Tempo nicht verlangsamt und ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich das nicht nur geträumt hatte. Trotzdem hielt ich es für besser, mich nicht vom Platz zu bewegen.
Als alle Lehrer den Raum verlassen hatten, herrschte eine greifbare Stille in der Halle. Nur Sormiccos saß noch auf einem Stuhl, uns direkt gegenüber. Er sah uns einfach nur an, dann verschränkte er die Arme vor der Brust.
„Was fällt euch ein, euch einfach in eine Lehrerkonferenz zu schleichen?", fragte er sichtlich aufgebracht. Ich starrte auf meine Füße und auch Nick antwortete nicht.
„Nehmt mal das Tuch ab, es ist echt anstrengend, euch zu sehen", meinte unser Schulleiter, wieder regte sich keiner von uns.
„Dann halt nicht", fuhr Sormiccos mit seinem Monolog fort. „Tja, Maggie, du solltest wohl mal wieder Recht behalten."
„Ich hab schon einmal gesagt, dass Sie sich aus ihren Gedanken halten sollen!"
Ich überprüfte meine Mauer, doch sie stand.
„Sehr wirkungsvoll, Kleine."
„Ich bin nicht mehr die Kleine, Vergen!", sagte ich. Meine Eltern hatten immer darauf bestanden, dass ich ihn beim Vornamen nannte.
„Wisst ihr, ich wusste schon immer, dass ihr etwas Besonderes seid, du und dein Bruder. Seit er verschwunden ist, Maggie, ist viel passiert. Du denkst, es waren bloß drei Jahre, ja, drei Jahre in denen das Gouverne stärker geworden ist als je zuvor."
Wut stieg in mir auf. „Mein Bruder ist tot, nicht verschwunden!"
„Denkst du das wirklich?"
Ich starrte ihn an. Natürlich dachte ich das. Meine Mutter hatte es erzählt. Und ihr traute ich immer noch mehr als Sormiccos.
„Ich hab doch gesagt: Er weiß mehr über Jannes, als er zugibt!", flüsterte Nick.
„Er hat Recht, Maggie. Aber ich konnte es weder deinen Eltern noch dir sagen, bevor du hier warst: Dein Bruder ist ein Priwier, genau wie du. Als deine Mutter dir erzählte, er sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen, war er schon längst im Regierungsgebäude."
„Du lügst!", sagte ich, obwohl ich noch immer einen kleinen Schock von der Erkenntnis, dass er wusste, dass ich ein Priwier war, hatte.
„Nein."
„Warum sollte er dort sein?"
„Er bewacht etwas sehr Wertvolles. Und vor kurzem hat er außerdem Unterstützung bekommen."
„Von wem?" Woher wusste er das alles?
„Du kennst sie bloß unter ihrem Decknamen: Elizabeth Smith. In Wirklichkeit hat sie einen weniger scheußlichen Namen: Clove Lavie."
In meinem Gehirn ratterte es. Ich kannte den Namen. Lavie...
„Hat sie etwas mit Professor Lavie zu tun?", fragte Nick, bevor es bei mir klick machen konnte.
„In der Tat", meinte Vergen. „Sie ist ihre Tochter."
„Warum hat sie einen anderen Namen?"
„Ihre Eltern hielten es für besser, wenn sie von ihren Mitschülern nicht gleich als Lehrerkind eingestuft wird. Und sie wollten nicht, dass das Gouverne gleicht darauf kommt, wer sie ist."
„Wie alt ist sie?" Es musste schrecklich für unsere Lehrerin gewesen sein, die Tochter zu verlieren. Wenn die Kinder im Gouverne waren, konnte man sie für tot halten.
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SCOODJE (Abgeschlossen)
FantasíaAls die 14-jährige Maggie an der besten Schule Phatselgs angenommen wird, ist sie alles andere als glücklich. Viel lieber würde sie noch ein Jahr zuhause wohnen und ihr erstes Schuljahr auf dem Scoodje mit ihrem besten Freund beginnen. Auf dem Inter...