Kap. 14 - Quer durch Südamerika Teil 2

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Bei Sonnenuntergang erreichen wir unsere letzte Station. Die Anden ragen hoch und bedrohlich über uns auf. Schweigend essen wir, füllen unsere Vorräte auf und lassen die Pferde versorgen. Nach dem langen Ritt sind wir müde und nach Gesprächen ist uns nicht zumute. Früh verabschieden wir uns in unsere Zelte. Kurz vor Sonnenaufgang verlassen wir das Lager still und heimlich. Während ich auf die anderen warte, schaue ich zu den Anden. Nun gibt es kein Zurück mehr. Es ist kühl und der Wind zerrt an meiner Kleidung. Ich lege eine Hand auf den Talisman an meinem Hals und die Steine darin beginnen zu schimmern. Für einen kurzen Moment verlieren meine Augen ihren Glanz, dann höre ich Schritte hinter mir. Kilik und die anderen stehen hinter mir. Wir setzen die Kapuzen unserer Umhänge auf und gehen den Bergen entgegen. Wir folgen einem Pfad die Berge hinauf.

„Ich hoffe ihr könnt gut klettern." Ist das einzige was ich sage, bevor wir wieder in Schweigen versinken. In meinem Rücken spüre ich, wie die Sonn aufgeht. Einige Stunden folgen wir dem Pfad. Eine bedrückende Stille liegt über uns, doch keiner weiß, wie er diese Stille brechen soll. Es ist Kilik, der es schließlich wagt, die Stillezu brechen.

„Sag mal Fyn. Es leben nicht wirklich Menschen dort oben, oder?"

„Warum nicht? Seit Generationen leben Menschen in den Anden. Selbst auf den höchsten Bergen. Solange es Gras und ebene Flächen gibt um Häuser zu bauen und Tiere zu ernähren."

„Also wenn sie unter dem Einfluss des Kishin und möglicherweise noch in Begleitung einer Hexe sind, kann ich auf menschliches Leben hier oben verzichten." schaltet sich Ox ein.

„Ich glaube nicht, dass uns ein paar Menschen Probleme bereiten würden." meint Harvar.

„Klar, weil du ja auch kein Problem damit hast, sie einfach zu töten." erklärt Kilik.

„Ich tue nur was nötig ist, um meinen Auftrag zu erfüllen."

„Niemand wird getötet, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Das gilt für euch alle!" sage ich scharf. Bei Sonnenuntergang haben wir ein kleines Plateau erreicht, auf dem wir für die Nacht campieren. Wir können das Lager auf der Ebene kaum noch sehen.



Nach dreitägigem Marsch immer weiter aufwärts, erreichen wir die erste Siedlung. Sie ist verlassen. Und auch die darauf folgenden Dörfer und Wohngebiete sind wohl schon seit längerem unbewohnt. Unsere Umhänge haben wir schon längst abgelegt und in unseren Taschen verstaut, denn der Wind wird immer stärker, je höher wir kommen.

„Was ist hier nur passiert?"

„Gar nichts ist passiert." Die anderen schauen mich fragend an. „Sie haben hier oben nur keinen Nutzen. Sie wurden nach unten beordert, um uns zu schlagen und Land zu erobern."

„Das klingt alles so...unmöglich. Als würde man die Geschichte eines alten Krieges erzählen."

„Es ist Krieg Ox." meint Kilik. Ich schaue die Berge hinunter.

„Und das wird sich so schnell auch nicht ändern." sage ich leise, mehr zu mir selbst, als zu den anderen. 18 Tage haben wir gebraucht, allein um uns an den Anden durch Peru zu schlagen. Immerhin 3 Tage weniger, als man normalerweise braucht. Der Weg gespickt von Kletterpartien abseits der Pfade. Nicht selten sind wir auch einen Abhang hinunter gerutscht. Alles in allem sind wir aber heil an der Grenze zu Ecuador angekommen. Mit meiner Magie habe ich unsere Verletzungen auf einige Schrammen und Prellungen begrenzt. Ich bin dankbar für jede gefährliche Abenteuertour, die ich bis dahin schon gemacht hatte, denn eins ist sicher: von unserer kleinen Gruppe habe ich noch den Sichersten Tritt. Aber auch Fire und Thunder halten sich gut. Spielerisch springen sie von einem Absatz zum nächsten. Es scheint, als könne ihnen gar nichts passieren. Eines Abends, die Sonne geht gerade unter, bemerken wir Rauch und Geräusche vor uns. Instinktiv gehen wir hinter ein paar Felsen in Deckung.

„Na toll. Es lief so gut."

„Jetzt mecker doch nicht. Wir wissen noch gar nicht, was da ist." Ich schiebe mich an dem Fels vorbei und schleiche gebückt weiter vor. Die anderen folgen mir. Vor uns fällt der Boden steil nach unten ab auf eine Art Plateau. Ich gebe den anderen ein Zeichen auf mich zu warten und krieche nach vorn. Am Rand des Absatzes lege ich mich flach auf den Boden. Unter mir stehen einige Steinhäuser. Es sieht aus wie ein kleines Dorf. In der Mitte befindet sich eine Feuerstelle, von der Rauch aufsteigt. Ein paar Wachen sitzen am Feuer und unterhalten sich. Sie sehen aus wie normale Menschen doch ich spüre, dass ihre Seelen alles andere als rein sind. Vorsichtig schiebe ich mich vom Rand weg und schleiche zu den anderen zurück.

„Und?" fragt Ox.

„Wachen. Verfallene des Kishin." lautet die knappe Antwort.

„Wie viele?" harkt Harvar nach.

„Vier sitzen am Feuer. Weiter werden in den Häusern sein."

„Verdammt! ... Was machen wir jetzt?" Da ich auf Kiliks Frage keine Antwort habe, sehe ich mich um. Im Dämmerlicht finden meine Augen einen kleinen Pfad über dem Dorf vorbei. Er ist schmal und wenn jemand nach oben schaut würde man uns sehen, aber es scheint keinen anderen Weg zu geben.

„Dort lang." Ich zeige nach oben. Suchend schauen sie in die Richtung, in die mein Finger zeigt.

„Ungeschützt und schmal findest du nicht?"

„Wenn du lieber durch das Dorf gehen willst, nur zu."

„Nein Danke." Vorsichtig schleichen wir geduckt zu dem Pfad nach oben. Seitwärts und mit den Rücken an die Wand gepresst, schieben wir uns Stück für Stück den Weg entlang. Einzelne Steine lösen sich unter unseren Füßen. Jedes Mal halte ich den Atem an und bete zu den Göttern, dass die Wachen unter uns am Feuer nicht nach oben schauen. Kurz vor dem Ende des Pfades, traten meine Füße ins Leere. Ich falle. Und schreie. Ich höre, wie die anderen hinter mir ebenfalls schreiend zu Boden fallen.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt