Hicks
Beim Frühstück blieb der Platz neben mir leer. Wir wunderten uns schon, wo Astrid blieb. Sie tauchte aber nicht auf. Vielleicht hatte sie ja verschlafen? Oder einfach den Wecker nicht gehört? Während die anderen schon mal zu den Wagen gingen, wartete ich noch ein bisschen am Tisch, doch nach fünf Minuten lief ich zu ihrem Zimmer. Ich klopfte an, bekam aber keine Antwort. Leise öffnete ich die Tür und lugte hinein. Sie lag total dösig auf ihrem Bauch, hatte einen Arm runter hängen und ein Eimer stand neben ihrem Bett.
»Astrid«, sagte ich leise und kniete mich neben ihr Bett. Sie brummte nur. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Stirn; sie war kochend heiß. »Du hast Fieber.«
»Ich weiß«, nuschelte sie in ihr Kissen. »Komm mir besser nicht zu nah, der Eimer steht da auch nicht ohne Grund.«
»Wir sollten dich zum Arzt bringen, ich geh kurz meiner Mutter Bescheid sagen.«
»Nein, du musst zur Schule«, nuschelte sie kraftlos.
»Ein Tag keine Schule ist nicht der Weltuntergang. Bleib einfach liegen, ich bin gleich wieder da.«
Ich schrieb Jack, dass Astrid krank war und sie fahren sollten, während ich im Aufzug nach unten fuhr. Meine Mutter redete gerade mit meinem Dad in seinem Büro, als ich hineintrat.
»Was gibt's, Sohn?«, sagte er.
»Astrid ist krank und muss zum Arzt.«
»Oh, die arme. Ich komme mit, rufst du in der Schule an?«, sagte meine Mutter.
»Mach ich«, antwortete mein Vater und wir gingen. Astrid war am Zittern, als wir ihr aufhalfen und ins Badezimmer schleppten. Sie schlief fast ein, während ich ihre Haare kämmte. Als sie sich umzog, ging ich raus. Hinterher half ich ihr noch in die Turnschuhe, bevor wir zum Auto gingen. Ich saß mit ihr hinten, sie lehnte ihren Kopf am Fenster ab und schloss ihre Augen. Mom parkte vor dem Gebäude, in dem der Arzt war. Es war ein einfaches Gebäude, welches von Außen weiß gestrichen worden war; durch die Fenster konnte man nicht viel erkennen; an einem Schild neben der Tür stand der Name des Arztes. Astrid stützte sich an mir ab, hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt, während wir gingen.
Drinnen erklärte meine Mutter der Frau am Schalter alles, da sie Astrid erkannt hatte. Wir Idioten hatten nämlich ihre Brille vergessen.
»Ich kann das nicht tun, ich muss die Polizei rufen«, beharrte sie und griff schon nach dem Hörer aber meine Mutter beugte sich einfach über den Tresen und schlug ihn ihr aus der Hand. Ich sah mich dabei um, ob das auch hoffentlich niemand sah.
»Jetzt hören sie mir mal zu!«, zischte meine Mutter leise. »Wenn sie jetzt die Polizei anrufen, dann wird sie wieder zu ihrem Vater gebracht, der sie dann an Männer vermieten wird, die nichts anderes als Sex von ihr wollen. Noch dazu ist sie gerade erst siebzehn Jahre alt, hatte schon mehr Jobs als ich in meinem bisherigen Leben und ihr Vater ist nicht gerade sehr hilfsbereit. Wollen sie, dass das passiert? Seien sie mal ganz ehrlich, wollen sie das?«
Die Farbe ist der Frau aus dem Gesicht gewichen. Sie sah kurz Astrid an, die sie ebenfalls ansah. Dann sah sie wieder weg.
»Nein, natürlich nicht. Aber wer sind Sie?«, fragte sie skeptisch.
»Mein Mann besitzt eine Organisation, die Mädchen wie Astrid hilft. Wir haben sie bei uns aufgenommen und behalten sie bei uns, bis alles geklärt ist«, antwortete meine Mutter ruhig. Die Frau sah mich skeptisch an, betrachtete mich und sah dann wieder zu Astrid.
»Okay, sagen Sie mir Ihre Namen?«
Ich persönlich war mir jetzt nicht ganz so sicher, ob sie unsere Namen nur aufschrieb, damit sie die an die Polizei weiter geben könnte, oder wirklich dafür, dass sie eingespeichert wurden. Zuerst blieb es erst mal beim Einspeichern. Im Wartezimmer legte Astrid weiter ihren Kopf auf meine Schulter und ließ die Augen geschlossen. Meine Mutter sah mich grinsend an.
»Was?«, fragte ich, verwirrt von ihrem Blick.
»Nichts«, antwortete sie und blätterte in ihrer Zeitschrift um. Ich war froh, als wir aufgerufen wurden, zum Glück mit »Haddock!«. Astrid setzte sich auf diesen Untersuchungstisch und lehnte sich an die Wand. Sie war fast genauso weiß. Als der Arzt jedoch hereinkam, schlug sie die Augen auf.
»Nicht geschlafen?«, fragte er sie.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich.«
Er fing an sie zu untersuchen, während die Assistentin etwas in den Computer immer wieder eingab. Ich schätze mal das, was er dabei redete.
»Sie hat es schlimm erwischt, was? Vorhin war auch ein Mädchen hier gewesen, die dasselbe hatte. Legen Sie sich bitte hin, sagen Sie, wenn es weh tut.« Er tastete ihren Bauch entlang. »Ist wahrscheinlich nur eine normale Magen-Darm Grippe, geht wieder in den Umlauf. Sie können sich wieder setzen.« Dann redete er kurz mit der Assistentin. »Ich schätze mal, wenn die Polizei hier nachfragt, muss ich alles leugnen?«
»Das wäre hilfreich und sehr nett von Ihnen«, sagte meine Mutter.
»Okay. Geben sie ihr nichts Fettiges zu essen, ein trockenes Brötchen, Zwieback oder Salzstangen werden das Beste sein. Ich gebe ihnen trotzdem noch ein Rezept für einen Saft mit, der das Fieber senken sollte. Die nächsten Tage sollte sie zu Hause bleiben.« Das Rezept bekamen wir dann von der Frau an der Rezeption.
»Passen sie auf die Kameras auf«, sagte sie, als wir gerade gehen wollten. »Sie sollte am besten nicht direkt hinein gucken.« Dafür bedankten wir uns. Astrids Kopf lag wieder auf meiner Schulter, während ich sie stützte. Die Kameras könnten nur ihre blonden Haare aufnehmen, der Rest wäre zu schwer zu erkennen. Wir fuhren vorher noch zur Einkaufsallee von Berk, wo meine Mutter zur Apotheke ging. Astrid hatte sich mittlerweile hingelegt, ihr Kopf in meinem Schoß, und schlief fast ein.
Ich sah aus dem Fenster, während ich ihr langsam durchs Haar strich. Ein Mann kam mit einer Einkaufstüte gerade aus einem Laden heraus. Sein Gesicht kam mir bekannt vor und die blonden Haare ... Verdammt, das war Astrids Vater!
»Bleib unten«, sagte ich kurz angebunden zu Astrid und sah weiterhin hinaus. Er sah nicht gerade gut aus, er war dünn, seine Haare waren zerzaust, aber er sah nicht gerade betrunken aus. Und natürlich kam er auf unser Auto zu. Zum Glück fixierte er nur den Weg vor sich. Ich konnte die Augenringe erkennen, als er hinter unserem Auto entlang ging. Ich war verwirrt von seinem Anblick, sah er wegen Astrid so aus? Machte er sich Sorgen? Suchte er sie, weil er sie vermisste? Aber wieso wollte er ihr dann so schlimme Dinge antun?
»Was ist denn?«, fragte Astrid und holte mich aus meine Gedanken.
»Nichts«, log ich schnell. »Alles gut, dachte nur, dass da wieder Polizisten sind.«
Meiner Mutter erzählte ich auch nichts davon. Vielleicht irrte ich mich ja auch und würde jedem eine heiden Angst einjagen. Deshalb hielt ich meinen Mund. Bis wir geparkt hatten, war Astrid in den Tiefschlaf gesunken. Anstatt sie sinnlos zu wecken, trug ich sie in ihr Zimmer. Dort deckte ich sie warm zu. Der Fiebersaft stand auf ihrem Nachttisch und die Salzstangen packte ich hinter die Lampe. Danach verließ ich den Raum.
Mich störte niemand, als ich mich auf eine Couch im Gemeinschaftsraum legte und anfing zu lesen. Anscheinend lag ich länger dort, als ich bemerkte, denn irgendwann kam Astrid in ihre Wolldecke gewickelt.
»Du sollst doch im Bett bleiben«, sagte ich.
Sie zuckte mit den Schultern. »War mir zu dunkel.«
Sie belegte dann die andere Couch und stellte die Salzstangen, wie auch den Saft auf den Tisch in der Mitte.
»Was liest du?«, fragte sie, während sie es sich gemütlich machte.
»Die Tribute von Panem, hatte gerade nichts besseres gefunden«, antwortete ich.
»Wo bist du?«
»Irgendwo in der Arena, aber sie sind noch nicht so lange drin.«
Sie nickte, ihre Augenlider fielen zu und schon war sie wieder am schlafen. Ich las weiter, bis sie wieder aufwachte. Aber sie drehte sich nur um und schlief einfach weiter. Irgendwann legte ich mein Buch weg und sah auf mein Handy. Dann spielte ich eine Runde Candy Crush, las weiter, langweilte mich zu Tode, weil im Fernsehen auch nichts lief. Als Astrid das nächste Mal aufwachte, gab ich ihr einen Löffel vom Fiebersaft. Dieses Mal blieb sie wach, um mir Gesellschaft zu leisten, meinte sie.
»Wir können das gucken«, sagte sie und ich klickte auf ProSieben, wo Two and a Half Men lief. Das schauten wir dann, bis wir den Fernseher wieder ausschalteten. Sie kam von ihre Couch rüber zu meiner. Zusammen aßen wir ein paar Salzstangen, spielten Karten und redeten. Später, als sie wieder eingeschlafen war und dieses Mal halb auf mir lag, überkam auch mich die Müdigkeit.
Als ich wieder wach wurde, lag sie immer noch auf mir. Dann hörte ich Schritte, die auf die Tür zukamen. Jack war der Erste, der eintrat, hinter ihm Elsa, Anna und Kristoff.
»Hey, wie geht's so?«, sagte er zu mir.
»Ganz gut, wie war die Schule?«, antwortete ich.
»Das wirst du uns niemals glauben«, sagte Anna. »In Hauswirtschaft sollten wir Pfannkuchen machen, nichts leichter als das, aber Jack hier musste ja unbedingt einen auf Mr. Bean machen. Also, als Herr Balu dann mal kurz nebenan verschwand, warf er den Pfannkuchen viel zu hoch, weshalb er dann an der Decke hängen blieb. Elsa und Jack versuchten dann gemeinsam ihn von der Decke zu kratzen, leider kam dann Herr Balu wieder. Natürlich sah er das, war ja nicht gerade unauffällig, dass beide auf der Arbeitsplatte standen. Als er anfing sie anzumeckern, fiel der Pfannkuchen von der Decke und voll auf Jack drauf.«
»Das ist nicht mal alles«, sagte Eugene, der mit Rapunzel, Fischbein und Rotzbakke hereinkam. »Taffnuss' Pfannkuchen fing dann an zu Brennen. Er nahm dann die Pfanne und fing an rumzuschreien und herumzurennen. Meinst du einer hatte ihn stoppen können? Herr Balu hatte sofort Jack und Elsa vergessen, weil er Taffnuss hinterher rennen musste, der nicht zu stoppen war. Irgendwann kam Taffnuss auf die grandiose Idee, dass es dort auch Waschbecken gibt und damit auch Wasser, womit man Feuer löschen kann. Also knallte er die Pfanne hinein und ließ das Wasser laufen.«
Zuletzt kamen Raffnuss und Taffnus zusammen hinein. Raffnuss war am Lachen, während Taffnuss mit verschränkten Armen und grimmiger Mine den Raum betrat.
»Sie hat seit Hauswirtschaft nicht mehr aufgehört und wurde deswegen zweimal aus dem Unterricht geworfen«, sagte Rotzbakke und ließ sich auf eine Couch fallen. Die anderen setzten sich ebenfalls. »Und ihr?«
»Wir waren beim Arzt, haben Salzstangen gegessen, Fernseh geguckt und so«, antwortete ich.
»Was hat der Arzt gesagt?«, fragte Anna.
»Normale Magen-Darm Grippe, geht wahrscheinlich wieder im Umlauf.«
Sie nickte. Zusammen warteten wir dann auf das vertraute Piepen, damit wir essen gehen konnten. Als es endlich kam, sprangen fast alle förmlich auf. Ich musste mich irgendwie von Astrid entwirren und ging dann ebenfalls zur Cafeteria. Heute gab es Lasagne, aber so großen Hunger hatte ich irgendwie nicht, weshalb ich mir nur ein kleines Stück nahm.
Astrid war wach, als wir zurückkamen. Die anderen setzten sich an ihre Hausaufgaben, während ich wieder auf der Couch Platz nahm. Sie aß noch ein paar Salzstangen, danach gab ich ihr wieder einen Löffel vom Fiebersaft. Als die anderen fertig waren, setzten sie sich zu uns und erzählten vom Unterricht.
»Heidrun war heute nicht da«, sagte Elsa. »Anscheinend auch krank, hab ich zufällig mitgehört, als ich an ihren Freundinnen vorbei gelaufen bin.«
Hatte der Arzt heute morgen nicht etwas über ein Mädchen erzählt, welches auch bei ihm gewesen war, weil es ebenfalls Magen-Darm hatte? War das etwa Heidrun gewesen?
»Die anderen Mädchen aus dem Jahrgang waren auch seltsam drauf, haben die ganze Zeit getuschelt und Gerüchte verbreitet, glaube ich zumindest«, sagte Rapunzel.
»Die drehen im Moment total durch«, sagte Eugene.
Mir war es relativ egal, ich wollte damit nichts zu tun haben. Außerdem nervte es mich auch schon mittlerweile. In den Nachrichten berichteten sie weiterhin nichts von Astrid, was ich persönlich seltsam fand. Wieso brachten sie so etwas nicht in den Nachrichten? Oder wurde es extra geheim gehalten? Obwohl, die Frau heute morgen hatte Astrid erkannt, was also bedeutete, dass man Steckbriefe ausgehängt hatte, aber die Medien darüber nicht informierte. Irgendwie seltsam.
Nach den Nachrichten brachte ich Astrid in ihr Bett. Sie zitterte, weshalb ich sie zuerst in die Wolldecke einpackte und dann noch das dicke Oberbett drauf packte. Wir ließen den Eimer lieber noch an ihrem Bett stehen, falls ihr Magen nachts wieder loslegte. Ich selbst ging dann zu meinem Zimmer, wo ich Ohnezahn auf meinem Bett fand. Er fing an zu schnurren, als ich mich zu ihm legte. Irgendwann schlief ich ein mit ihm als mein Wärmekissen.
Als ich aufwachte, zitterte ich am ganzen Leib und mir war einfach nur kalt. Ich kroch unter meine Bettdecke und sah auf die Uhr; kurz vor drei Uhr morgens. Zuerst wurde mir mulmig warm, aber dann wurde es zu einer strahlenden Hitze, weshalb ich die Decke wieder weg schlug. Es dauerte nicht lange, bis mir wieder kalt wurde und die Decke zurückholte. Ohnezahn fing sich zu beschweren an.
»Ja, ist gut, tut mir leid«, sagte ich in die Dunkelheit hinein. Ich spürte ihn über meinem Kopf, wo er es sich gemütlich machte. Weiterhin zitternd und von Kälte-, wie Hitzewellen ergriffen, versuchte ich wieder einzuschlafen. Erst als mein verdammter Wecker klingelte, wurde ich wieder wach. Ich zitterte immer noch und mir war kalt. Erst stellte ich meinen Wecker aus, dann fühlte ich meine Stirn. Kochend heiß, ich hatte mich angesteckt. Das war ja hervorragend.
Ich traf unterwegs noch Jack und Elsa, die auf dem Weg zum Frühstück waren.
»Oh, Hicks, du siehst scheiße aus«, sagte Jack, als er mich sah.
»Danke, das weiß ich selbst«, antwortete ich und verschränkte die Arme, damit das Zittern nicht so stark war.
»Du solltest wieder ins Bett«, sagte Elsa.
Ich nickte. »Ich weiß, aber ich muss meiner Mutter vorher Bescheid sagen.«
»Nein, das machen wir, geh du lieber, du bist auch schon ganz blass«, sagte Elsa und ging mit Jack davon. Bevor ich jedoch wieder in mein Zimmer ging, schaute ich kurz bei Astrid rein. Sie war noch am schlafen und es sah nicht so aus, als hätte sie sich nochmal übergeben. Leise lief ich zu ihrem Bett und fühlte ihre Stirn, sie war wieder so warm wie gestern morgen. Danach ging ich und legte mich wieder hin. Ohnezahn legte sich unter meine Hand damit ich ihn streicheln konnte. Es dauerte nicht lange, bis meine Mutter ins Zimmer kam und meine Stirn fühlte.
»Du glühst ja, Schatz. Hast dich wohl angesteckt, was?«, sagte sie und lächelte mich verschmitzt an. »So kannst du auf keinen Fall zur Schule. Wo ist der Saft?«
»Bei Astrid auf dem Nachttisch.«
»Okay, ich hole ihn kurz, bleib liegen.« Und damit ging sie aus meinem Zimmer. Ohnezahn sah mich aus seinen großen grünen Augen an.
»Ist alles in Ordnung, bin nur krank. Jetzt kannst du mich den ganzen Tag nerven.« Er kuschelte sich an mich und ich fing an ihn hinter seinem Ohr zu kraulen. Meine Mutter kam wieder, gab mir einen Löffel vom Saft und ging danach wieder, damit ich mich ausruhen konnte. Ohnezahns Bein fing wieder an zu kicken. Irgendwann aber schlief ich ein.
Hinterher ging ich mit Ohnezahn auf dem Arm zum Gemeinschaftsraum, wo ich Astrid traf, die an einer Salzstange nagte. Ohnezahn sprang von meinem Arm und lief sofort zu ihr.
»Was tust du denn hier?«, fragte sie, als sie mich entdeckte.
»Ich bin krank«, antwortete ich und setzte mich neben sie. Sie hatte sich wieder in ihre Wolldecke gewickelt, gab mir jetzt aber ein wenig, damit ich nicht mehr ganz so zitterte.
»O man, das tut mir so leid, ich wollte dich nicht anstecken«, sagte sie und sah mich mitleidig an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ist nicht weiter schlimm. Hey, keine Schule.«
Darauf lachte sie, was sich in ein Husten entwickelte. Sie bot mir Salzstangen an, die ich gerne annahm. Wie ich mir vorhin schon gedacht hatte, hatte sie sich nicht mehr übergeben, aber Fieber hatte sie weiterhin. Wir suchten uns ein paar Filme aus, die wir jetzt suchten wollten, bis die anderen wieder da waren. Dabei redeten wir, was wir dachten, was passieren sollte oder lachten länger über witzige Stellen. Irgendwo mitten im Film schlief ich jedoch ein.
Richtung Mittag war ich wieder wach. Mein Vater brachte uns beiden Buchstabensuppe. Das erinnerte mich an damals. Immer, wenn ich krank gewesen war, hatte mir meine Schwester Buchstabensuppe gemacht und ans Bett gebracht. Manchmal, wenn ich wirklich richtig schlapp war, hatte sie mich sogar gefüttert. Nach ihrem Tod hatte meine Mutter sich das angewöhnt Buchstabensuppe zu machen, wenn wir krank waren. Ich wollte eigentlich auch nie etwas anderes dann essen.
Mein Vater ging aber schnell wieder, da er mit einem Vertreter in England telefonieren musste. Astrid und ich schlurften unsere Suppe, während wir den nächsten Film guckten. Nach dem machten wir den Fernseher aus und spielten Monopoly, was keine so gute Idee war. In dem Spiel wird man zu Erzfeinden, also wechselten wir zu UNO, was auch nicht besser war. Sie hatte keine Lust mehr, weil ich immer die ganzen Aussetz- und Uhrzeigersinnwechselkarten hatte. Die idiotischste aller Ideen war aber Mario Kart. Nach der Regenbogenstrecke hält keine Freundschaft mehr. Wir hatten Glück, die war nämlich nicht dran gekommen.
Als die anderen wieder da waren, schalteten wir die Wii aus und hörten uns die Geschichte vom heutigen Schultag an. Natürlich war Taffnuss wieder die Hauptperson.
»Ich habe keine Ahnung, wie er das hinbekommen hat, aber auf einmal stand sein Kittel in Flammen. Er rannte durch den Raum und schrie ›Wieso verfolgt es mich? Macht es weg, macht es weg!‹. Raffnuss lag vor lachen schon auf dem Boden«, erzählte Kristoff.
»Das Beste von allem war aber, als Frau Lemon mit dem Feuerlöscher zurückkam und es ihm mitten ins Gesicht spritzte«, sagte Rotzbakke. »Raffnuss lag nur noch auf dem Boden, lachte und versuchte Luft zu holen.«
»Ehrlich, ihr verpasst einfach das Beste in der Schule«, fügte Jack noch hinzu.
»Und wo sind die beiden jetzt?«, fragte Astrid.
»Frau Lemon hatte Taffnuss zum Direktor geschickt, weil er nicht aufgepasst hatte und Raffnuss, weil sie einfach ihren Bruder ausgelacht hatte, während er in Flammen stand. Herr North war aber schon so genervt, dass er sie einfach dazu verdonnert hatte die Bücher in der Bibliothek wieder einzuräumen«, antwortete Anna. »Raffnuss' Stimmung war sofort im Keller.«
»Eugene wartet noch an der Schule, dann nimmt er sie mit«, sagte Rapunzel, die an ihrem Handy war und sehr wahrscheinlich mit Eugene schrieb. Das Piepen ertönte und sie gingen zur Cafeteria. Astrid und ich blieben zurück.
Abends wurde immer noch nichts über Astrid in den Nachrichten gezeigt. Mir fiel dabei mal auf, dass ich Merida schon seit Tagen nicht mehr gesehen hatte. Vielleicht war sie ja wieder nach Schottland gegangen. Was dachte ich da eigentlich? Als ob sie freiwillig nach Hause gehen würde! Die ging uns einfach nur professionell aus dem Weg. Mir zumindest.
»Hat Merida mal wieder mit dir gesprochen?«, flüsterte ich in Astrids Ohr, woraufhin sie zusammenzuckte.
»Nein, wieso sollte sie?«, flüsterte sie zurück.
»Keine Ahnung, hätte ja sein können.«
Wir beide gingen etwas später als die anderen schlafen. Zusammen spielten wir wieder Wii, aber dieses Mal Mario Party und nicht Mario Kart. Kurz vor elf gingen wir aber auch schlafen. Das Fieber hatte sich den Tag über gesenkt, wir nahmen jeweils noch einen Löffel vom Saft und gingen dann. Ohnezahn blieb in dieser Nacht wieder bei ihr, während ich mich endlich mal breit machen konnte.
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Meine Rettung, bevor ich zur Sexsklavin wurde
FanfictionSeine etwas längeren braunen Haare fielen ihm über die Stirn; eine schwarze Brille thronte auf seiner Nase, durch die smaragdgrüne Augen sahen; wie der Fahrer, trug auch er einen Smoking, aber die angemessenen Schuhe dazu waren durch schwarze Conver...