Freaky France

Eigenarten von französischen Jugendlichen

Wenn ihr nach Frankreich fahrt, muss euch eins klar sein. 98% der jugendlichen Franzosen über 16 Jahre rauchen. Die anderen 2% gelten eigentlich als Außenseiter. Mir egal, denn als Ausländerin ist man in Frankreich sowieso Außenseiter.
Jetzt aber wieder zum Rauchen: Ich habe mal einen Abend mit fünf Teenies bzw. „knapp über Twentys" verbracht und am Tag danach roch meine Jacke bestialisch nach Zigaretten und ich habe mich sozusagen geweigert, sie noch einmal anzuziehen, bevor sie nicht gewaschen wurde. Die haben echt eine Zigarette nach der anderen gedreht und dann genüsslich daran gezogen und kleine Rauchkringel in die Luft gepustet. Alle. Außer mir... Denn ich kann rauchen nicht ab.
Ich verstehe nicht, wie man sich auf diese Weise  freiwillig seinen Körper zerstören kann. Nur um cool zu sein?! Dazu ist das Risiko auf diverse Krankheiten zu hoch.

Aber versuche einem Franzosen mal klar zu machen, dass du es unangenehm findest, wenn er in deiner Gegenwart raucht. Er wird einen Scheiß drauf geben, schließlich ist es sein Leben und damit kann er machen, was er will. Dass er auch meinen Körper durch das Passivrauchen in Mitleidenschaft zieht sei mal so dahingestellt, aber die Franzosen können ungemein egoistisch und selbstverliebt sein...

So jetzt aber Schluss mit dem Hate auf Raucher.
Die französischen Jugendlichen sind auch sehr verspielt. Gegen Kartenspiele oder so habe ich ja nichts. Aber nicht nur das haben wir gespielt, ich wurde dazu gezwungen, mit ihnen (wohlgemerkt sie waren 17 bis 25) Verstecke zu spielen. Jap, richtig gelesen. Cache-cache nennen sie das. Und dann musste ich zwei Mädchen suchen die auf einen Baum geklettert waren... Bei uns in Deutschland hätte man jemanden mit dieser Idee komisch angeguckt und allenfalls belächelt. Aber meine lieben französischen Freunde waren voller Tatendrang, Energie und Freude dabei.
Manchmal weiß man echt nicht, was in ihnen vorgeht.
Ich überlege gerade, ob meine zwei „Gastgeschwister"? auch Verstecken spielen, wenn sie abends noch einmal weggehen. Immerhin war einer von ihnen diesen Abend dabei. Zwar ist er schon 19 und hat inzwischen seinen Führerschein, aber ansonsten scheint er doch noch ziemlich kindisch zu sein...
Einmal wurde ich morgens durch seinen Gesang geweckt. Normalerweise singt er nicht. Zumindest nicht so... das war ziemlich bizarr. Aber anscheinend macht ihm das Spaß, denn hier in einer Jugendherberge, in der es keine getrennten Waschräume, aber zum Glück auch keine Gemeinschaftsduschen (nur aneinandergereihte Duschkabinen) gibt, hört man ihn morgens oft singen. Natürlich unter der Dusche, klar, da hat ja jeder mal angefangen. Das hört sich so ähnlich an wie „Lars duscht" aus der MDR Jump Morningshow... Nur damit ihr eine Vorstellung habt. Aber wenn er sich Mühe gibt, klingt es gar nicht mal so schlecht, im Gegenteil, der Gesangsunterricht hat sich gelohnt.

Später haben wir ein Persönlichkeitenratespiel gespielt. Dabei wurde es jede Runde um einen Grad schwerer. Zuerst noch ganz normal, einer hat die Person seiner Gruppe erklärt und diese musste dann raten, wer gemeint ist.
Danach durfte man nur noch ein Wort sagen, die Karten und Personen sind aber die gleichen geblieben. Schon da gab es lustige Dinge... Madonna wurde mit „pute" beschrieben. Die Übersetzung lasse ich lieber weg.
Letztendlich war Pantomime an der Reihe. Da sollte ich lieber auch auf eine genaue Beschreibung verzichten. Speziell trifft es wahrscheinlich ganz gut. Was erwartet man auch, wenn zum Beispiel Michael Jackson, Napoleon I., Hitler und Bambi dargestellt werden sollen. Leider haben sie meine Darstellung von Angela Merkel aber nicht verstanden. Mag daran liegen, dass sie nicht in Deutschland wohnen. Denn Deutsche wissen, wen man meint, wenn man sich die Hände in einem Dreieck vor den Bauch hält... Stattdessen wurde mit einer Schärpe „Präsident" verdeutlicht und tja. Aber Leute, nee das hat nichts mit Merkel direkt zu tun, dass könnten alle möglichen sein :/

Dann das Essen. Immerhin ist Frankreich bei vielen ausschließlich durch die großen und ausgedehnten Mahlzeiten bekannt. Ich weiß, ich weiß, das ist ein Klischee, aber es stimmt. Vor allem das Abendbrot wird hoch gewertet und es gibt fast immer eine Vorspeise (Suppe oder sowas) und ein Dessert.
Was alles in ihren Mägen verschwindet... das sind wahrhaftig Unmengen von Essen. Hat du Pech oder isst zu langsam schaut dann dein Sitznachbar ganz begierig auf deinen Teller, wenn du fertig bist. Einmal sagte man mir „Nicht wundern, in dieser Familie mögen wir das Essen, und wir essen viel." Ohja, das war wirklich nicht gelogen, wie ich spätestens eine Woche später mitbekommen habe.

Wie fröhlich sie waren, als wir nach einem Picknick im Park nach Hause gekommen sind und doch noch Kuchen und Vanillesoße oder Himbeertiramisu da waren. Da haben sie vor Freude sogar angefangen einen Kanon zu pfeifen, während sie sich den Nachtisch serviert haben. Das war sehr drollig...

Auch Alkohol ist in Frankreich nicht unbeliebt. Ein bisschen Rotwein oder Rosé gehören doch zu jedem guten dîner dazu... Deshalb stehen die Tetrapacks (wer zum Teufel kommt eigentlich auch auf die Idee, Wein in Tetrapacks abzufüllen, geschweige denn zu kaufen?!) auch offen rum.
Sehr zur Freude meiner Gefährten, die daraus natürlich auch ihren Nutzen ziehen wollen. Das tun sie auch. Ich wurde schließlich nicht umsonst auf einem Spaziergang von einem Schwankenden angerempelt... Er war noch keine 24 Jahre alt. Ach je. Das kann noch heiter werden, wenn ich so versuche, mir die nächsten Monate hier vorzustellen.

Ich möchte noch ein Thema ansprechen, und zwar die Namen. In Frankreich scheint es nicht üblich zu sein, sich Spitznamen zu geben. Auf jeden Fall wurde ich sehr komisch angeguckt, als ich denen verklickern wollte, dass ich nicht mit meinem vollen Vornamen angeredet werden möchte. Dieser ist nämlich relativ lang: Caroline. Und bei den Franzosen kommt meist nur Carolin raus. Da dachte ich mir halt, wenn sie ihn schon abkürzen, dann richtig mit Caro. Aber das war wohl leider eine Sackgasse.
Die Franzosen sind halt stolz auf ihre Namen, ich kenne einen, der beharrlich auf seinen Doppelnamen besteht...

Schon das ist ein kultureller Unterschied.