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Hi ihr Hübschen☺ Los geht es mit der Lesenacht. Ich bin schon so aufgeregt und irgendwie auch traurig das es bald vorbei ist..

Lügen ist falsch. Das sagt man uns jedenfalls. Andauernd, von der Geburt an .
"Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit ist immer das Beste, Ehrlichkeit währt am längsten" usw.
Tatsache ist : Lügen ist Notwendigkeit. Wir belügen uns sogar selbst, weil die Wahrheit weh tut. Wie sehr wir auch versuchen etwas zu ignorieren oder es zu leugnen, irgendwann brechen die Lügen zusammen, ob uns das nun gefällt oder nicht. Aber hier ist die Wahrheit über die Wahrheit : Sie tut weh. Also lügen wir.
-by Meredith Grey

"Unser ganzes Leben verbringen wir damit, uns Sorgen über die Zukunft zu machen. Wir planen die Zukunft. Als würde uns das vor der Wucht der Zukunft bewahren.
Aber die Zukunft ändert sich dauernd. In der Zukunft wohnen unsere tiefsten Ängste und unsere größten Hoffnungen. Aber eins ist gewiss: Wenn sie sich am Ende offenbart ist die Zukunft nie so wie wir sie uns vorgestellt haben."
-by Meredith Grey

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Die Liebe ist etwas magisches. Sie überrascht uns dann, wenn wir es am wenigsten erwarten. Sie ist dann da, wenn wir sie eigentlich überhaupt garnicht gebrauchen können. Wir wollen sie am liebsten garnicht an uns rann lassen, da wir Angst vor den Konsequenzen haben. Weil wir unsere Freunde getröstet haben, als sie wegen der Liebe geweint haben, als sie völlig verzweifelt vor uns gestanden haben und dann in Tränen ausgebrochen sind. Diese schmerzvollen Augen, aus denen sie uns verletzt angesehen haben. Das wir die rettenden Arme waren, in die sie sich legen konnten. Und wie wir stundenlang geschwiegen haben, weil uns klar war, dass nichts in der Welt diesen Schmerz, den sie nun empfanden, heilen konnte. Man hat die Augen geschlossen, damit man nicht selbst in Tränen ausbricht, weil dieser Anblick einfach unertragbar war. Aber auch wenn lieben schmerzvoll ist, dann macht es uns doch zum glücklichsten Menschen der Welt.

An diesen Abend lag ich lange wach und habe nachgedacht. Über mich, Lori, meinen Vater, Tyler und den Rest der Welt. Mir erschien alles so falsch. Letzten Endes hat mir das alles nichts gebracht, außer tiefe Augenringe und nur noch mehr Fragen. Ich wusste tief in mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, und doch zerriss es mich. Mein Handy lag griffbereit auf meinem Nachschrank und ich wollte mit jemandem sprechen. Lori. Ich wollte ihre Stimme hören, wie sie mir sagt das es vorbei geht und sie immer an meiner Seite ist, doch das war sie nicht. Nicht mehr. Doch jetzt genau, wollte ich ihre Stimme hören, ihr glockenhelles Lachen, ich wollte sie einfach wieder in meinem Leben. Wollte ihr sagen, dass es mir wieder gut geht und das ich sie vermisse, ich wollte ihr die Wahrheit sagen. Und in einem Anfall von Hochmut rief ich sie mit unterdrückter Nummer an.

Zwei mal klingelte es in der Leitung, ehe sich ihre helle Stimme fröhlich, aber auch müde meldete. "Hallo, wer ist da?", durch meinen Körper schoss diese gewohnte Wärme, wenn ich mit ihr telefonierte. Eine Weile hörte ich nur ihren Atem, ehe sie auf einmal tief die Luft einzog. Ich konnte sie Schlucken hören. "Hennah du bist es, oder?", jetzt lag in ihrer Stimme ein matter Unterton. Mein Schweigen war Antwort genug, jedenfalls für sie. "Ich weiß nicht was ich sagen soll. Warum rufst du an? Ich meine, glaubst du, dass das alle für mich einfach ist. Du bist von einem auf den anderen Tag weg und davor ist es ja auch nicht gerade gut zwischen uns gelaufen. Hast du eigentlich einmal auch nur an mich gedacht! Wie es mir geht oder was ich fühle. Gott, du hast mich so fertig gemacht. Ich bin deine Freundin und du tust mir das an. Was habe ich denn falsch gemacht, du hättest zu mir kommen können, ich bin doch immer für dich da!", ihre Stimme war lauter geworden, doch zum Schluss klang sie völlig übermüdet und zum ersten mal erlebte ich die sonst so fröhliche Lori anders. Aufgewühlt, sauer, enttäuscht, aber vor allem kraftlos. Sie hörte sich an, als hätte sie Wochenlang nicht geschlafen. Ein beben ging durch meinen Körper und ich konnte die Tränen und das Schluchzen einfach nicht mehr unterdrücken. Ich wollte, dass sie mich in den Arm nahm und mir sagt das alles gut wird und ich mir nicht so viele Sorgen machen soll. Der Stimme auf der anderen Leitung ging es nicht anders, einzelne Schluchzer drangen durch den Lautsprecher. "Ich- Es- Es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht anrufen sollen.", auf der anderen Seite hörte man nur noch das schwere Atmen und den versucht, die Tränen zu bändigen. Wir brauchten beide einfach noch Zeit. Das was wir erlebt haben, konnten die paar Wochen einfach nicht gut machen, es brauchte weitaus mehr als 7 Wochen. "Du hast recht. Ich brauche Zeit Hennah. Zeit zum nachdenken und ob es überhaupt wieder so wird wie früher. Es tut mir leid, aber ich kann das jetzt nicht.", damit war unser Gespräch beendet und ich vernahm nur noch das rauschen in der Leitung.

Leere. Tiefe Leere umschloss meinen kalten Körper. Ich fühlte rein gar nichts, ich fühlte mich taub und wie in Watte gepackt. Was hatte ich auch erwartet? Das sie froh ist, meine Stimme zu hören, dass sie mich genauso vermisst hat, wie ich sie. Ich habe sie hintergangen und bin verschwunden, lange bevor mein Vater mich hier her geschickt hat. Wahrscheinlich bin ich schon vor Jahren einfach abgehauen und habe nur meine Hülle zu Hause gelassen. Es war meine Schuld das Lori so müde klang, sie hatte das nicht verdient. Eine erneute Welle von Tränen ließ meinen Körper erzittern. Dieser Anruf hatte mich mehr aufgewühlte, als ich gedacht hatte. Ich hatte mir vorgemacht, dass ich das schaffen könnte. Das ich es ertragen würde ihre Stimme zu hören und das was sie mir zu sagen hatte, doch in Wirklichkeit, war das eine Lüge. Ich konnte es nicht ertragen, weil ich wusste, dass sie mir sauer war. Weil ich auch wusste, dass sie wegen mir gelitten hatte, ich hatte ihr viele Schlaflose Nächte bereitet. Und nun hatte ich die Gewissheit, dass auch sie auf eine schreckliche Weise zerbrochen war. Auf eine Weise, die ich nicht mehr heilen konnte. Ich könnte warten und mit der Zeit würde sich die Wunde endlich schließen, doch eine falsche Bewegung. Eine zu feste Umarmung, ein falsches Wort und die Wunde reißt wieder auf. So als wäre sie nie geschlossen gewesen. Und diese Erkenntnis traf mich härter als alles andere.

The Way of Life (Anorexia Nervosa)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt