Kapitel 22 - Halt geben

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Manchmal reichen Wörter nicht aus... Sie beschreiben nicht das, was du fühlst. Sie können nicht ausdrücken, was du siehst. Genauso schaffen es Wörter nicht, die Nähe eines geliebten Menschen zu ersetzen. Manchmal sagt eine Umarmung viel mehr aus, als tausend Wörter es je könnten...

Harry's POV:
Ich klingelte an der Tür. Dieses dumme Gespräch... Ich will jetzt nicht mit Louis reden. Ich will bei Annabell sein, ihr zeigen, dass ich für sie da bin und dass sie nicht alleine ist. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei, sie allein gelassen zu haben... Louis öffnete lächelnd die Tür. "Hey.", sagte ich und betrat Louis gute Stube. "Wollen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich machen?", fragte er lächelnd. Ich nickte schnell, zog meine Schuhe aus und folgte ihm ins Wohnzimmer. "Es wäre schön gewesen, wenn du mir bescheid gesagt hättest, wo du warst.", flüsterte er, während er sich setzte. Ich setzte mich neben ihn und schaute ihn entschuldigend an. Ich war aber mit meinen Gedanken ganz woanders. Ich habe gedacht, Annabell würde nie mehr mit mir reden... "Es tut mir Leid.", meinte ich. Er nickte. "Schon gut. Harry ich möchte mich für mein Verhalten heute morgen entschuldigen. Ich hätte dich nicht so anschreien dürfen.", sagte Louis ernst. "Nein, es war berechtigt. Ich habe mich wie ein Vollidiot verhalten und nicht nur dich verletzt.", flüsterte ich und stützte meinen Kopf mit meiner Hand ab. Ich hätte gestern niemals mit Liam feiern gehen dürfen... "Wie meinst du das mit nicht nur mich verletzt?", fragte er besorgt. "Das Mädchen, was ich gestern nach Hause gebracht habe, ist Samantha, die Ex-beste-Freundin von Annabell.", murmelte ich. "Wie konnte ich mich nur so voll laufen lassen, dass ich auf die eingegangen bin. Eigentlich ekelt die mich an. Wie konnte ich nur?", fragte ich mich aufgebracht und strich durch meine Haare. "Annabell hat es heraus gefunden.", schlussfolgerte Louis leise. Ich nickte. "Die hat Annabell ein Foto geschickt.", murmelte ich. Ich bin so ein Idiot! "Und wie hat Annabell reagiert?", fragte Louis besorgt. "Sie ist zusammengebrochen. Wäre ich nicht zu ihr gekommen... Sie hatte einen Asthmaanfall.", stotterte ich vor mir her und hatte sofort das Szenario vor Augen, wie sie dort vor mir stand. Ihre Atmung ganz flach, ihr kleiner Körper am zittern und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um das Bild aus meinem Kopf zu kriegen. Ich hatte noch nie so Panik! "Oh Gott...", murmelte Louis. "Ich hatte so Angst, Louis.", flüsterte ich leise. Er nickte verständnisvoll. "Zum Glück hat sie es geschafft, mir noch zu sagen, wo ihr Spray war. Ich bin wie ein Irrer hoch gerannt und habe ihre ganze Tasche ausgekippt und alles auf dem Boden verteilt bis ich endlich ihr Spray gefunden hatte. Ich bin herunter gerannt und habe ihr das Spray vor den Mund gehalten und gedrückt. Danach hat sie sich wieder beruhigt. Ich wollte sie gar nicht mehr loslassen, weil ich Angst hatte, sie sonst zu verlieren.", erzählte ich und starrte dabei die Wand an, während sich vor meinen Augen die Erinnerungen abspielten. "Du hast richtig gehandelt.", sagte Louis stolz. "Ich habe sie hoch in ihr Zimmer gebracht und uns einen Kakao gemacht. Dann wollte ich ihr erklären, was geschehen ist.", fing ich an. "Ich habe ihr von Dad erzählt.", murmelte ich. "W-warum?", fragte Louis verwundert. "Ich wollte, dass sie mich versteht und Louis das tut sie. Sie liest aus mir wie aus einem offenen Buch.", sagte ich lächelnd, als ich daran dachte, wie sie auf meinem Schoß saß und schüchtern erklärte. "Das ist schön.", sagte Louis lächelnd. "Ich habe auch von dir erzählt.", gab ich zu. Neugierig schaute er mich an. "Louis, du bist wie mein Dad. A-also n-nicht wie er... D-du b-bist wie ein richtiger Vater für m-mich.", stotterte ich. Er begann stolz zu lächeln und drückte mich kurz an sich. "Annabell hat genau mein Problem auf den Punkt getroffen.", erzählte ich weiter. "Verlustsängste.", sagte ich leise und Louis schaute mich an, als würde bei ihm gerade ein Licht aufgehen. "Ich habe Angst euch zu verlieren oder zu verletzen. Deswegen baue ich mir soviel Druck auf, dass ich im Endeffekt scheitere und doch jeden verletze. Ich versuche cool zu tun, um das alles zu überspielen, aber das bin ich nicht. Ich will ich sein, für Annabell und für dich.", erklärte ich und lächelte schüchtern. "Ich glaube, ich habe Annabell echt gerne.", sagte Louis plötzlich grinsend. Verwirrt schaute ich ihn an. "Sie hat guten Einfluss auf dich. Sie schenkt mir den richtigen Harry.", sagte er glücklich. "Wie wäre es mit einem Filmabend wie früher?", fragte Louis lächelnd. "Gerne.", sagte ich glücklich. Das habe ich echt vermisst... Wir haben lange nichts mehr zusammen unternommen.

Spät Abends nach zwei Filmen und einer riesigen Tüte Popcorn hatte ich mich schlafen gelegt. Mitten in der Nacht riss mich mein Handyklingeln aus meinem erholsamen Schlaf. Irritiert tastete ich nach meinem Handy und setzte mich auf. Annabell... Sofort ging ich ran. Ich hatte kein gutes Gefühl. "Annabell?", sagte ich verschlafen und unterdrückte ein Gähnen. Plötzlich hörte ich sie schluchzen. Oh Gott, was ist passiert? Sofort war ich hellwach. "Annabell, was ist los?", fragte ich besorgt. "Ich...", begann sie, aber ihre Stimme brach. Ihre Atmung war sehr flach. "Ich bin gleich bei dir.", sagte ich ernst und legte auf. Sofort sprang ich auf und rannte zu meinem Schrank. Ich nahm den erstbesten Hoddie und irgendeine Jogginghose heraus, die ich mir schnell überzog. Dann nahm ich meine Sporttasche, warf irgendwelche Klamotten und mein Handy hinein und rannte ins Bad, wo ich Waschzeugs und meine Zahnbürste in die Tasche warf. Schnell zog ich sie zu und rannte hinüber in Louis Schlafzimmer. Verschlafen saß er auf seinem Bett und musterte mich gähnend. "Was ist los?", fragte er besorgt. "Ich muss zu Annabell. Sie hat angerufen. Sie hat geweint. Ich muss zu ihr.", sagte ich ernst und man hörte meine Panik in meiner Stimme. Er nickte. "Pass auf sie auf und melde dich morgen bei mir.", sagte er und schenkte mir ein schwaches Lächeln. Ich nickte und rannte hinaus in die dunkle Nacht. Der Himmel war bewölkt. Nur der weiße Halbmond stach hervor und tauchte die Wolken um ihn herum in einen unheimlichen weiß-grau Ton. Doch daran vergeudete ich keine Zeit. Ich muss zu Annabell. Mein Laufen ging ins Joggen über und endlich kam ich bei ihr an. Sofort klingelte ich und hörte, wie sie die Tür öffnete. Ich trat gleich ein und sie fiel weinend in meine Arme. Sie zitterte am ganzen Körper und suchte verzweifelt bei mir Halt. Schnell schloss ich sie fest in meine Arme. "Alles ist gut, Annabell. Ich bin hier.", flüsterte ich beruhigend und streichelte ihr über ihren Rücken, während ich die Tür mit meinem Fuß zu kickte. Schnell schloss ich ab und hob sie sanft hoch. Vorsichtig trug ich sie hoch in ihr Zimmer. Sie weinte in meinen Hoddie und ihre Atmung war ziemlich schnell. "Alles ist gut.", versuchte ich sie zu beruhigen. In ihrem Zimmer setzte ich sie sanft auf ihrem Bett ab. "Ich bin gleich wieder da.", sagte ich und rannte hinunter in den Flur. Ich holte meine Tasche, zog den Schlüssel raus, legte ihn auf die Kommode und knipste das Licht aus. Schnell rannte ich zurück in ihr Zimmer. Was ist nur passiert, dass sie so gebrochen ist? Ich schloss die Tür und schmiss meine Tasche einfach irgendwo hin. Ich kann sie jetzt nicht fragen, warum sie weint. Ich glaube, sie braucht einfach jemand, der ihr Halt gibt und sie wird es mir noch erzählen. Da bin ich sicher. Zärtlich legte ich mich mit ihr in meinen Armen auf ihr Bett und deckte uns zu. Ich zog sie fest in meine Arme. "Alles ist gut. Ich bin hier, Annabell.", flüsterte ich. Ihr Körper beruhigte sich langsam und das Zittern ließ nach. Etwas erleichtert streichelte ich ihr beruhigend durch ihr Haar. "Es war so schrecklich.", flüsterte sie. "Ich bin hier. Du brauchst keine Angst haben.", sagte ich sofort. "Es war nur ein Traum, nur ein Traum.", redete sie sich leise ein. "Es ist nicht real, Annabell. Ich bin hier bei dir.", flüsterte ich. "Ich war lebendig begraben.", murmelte sie. Was?! Erschrocken zog ich sie hoch, damit ich sie ansehen konnte. "Ich habe geschrien, aber niemand hat mich gehört.", flüsterte sie und Tränen rannten ihre Wangen hinunter. Zärtlich wischte ich sie fort. "Plötzlich habe ich Dad's Stimme gehört.", murmelte sie und sah mich zwar an, aber ihr Blick war leer. "Er hat gesagt, dass er mich auch vermisst und mich auch liebt.", flüsterte sie und neue Tränen begannen zu laufen. "Komm her. Der Traum ist vorbei. Alles ist gut.", flüsterte ich beruhigend. Sie schlang ihre kleinen Arme um mich und wisperte: "Bleibst du?" "Ich lasse dich nicht allein.", flüsterte ich und küsste zärtlich ihre Stirn.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt