Persephones erwählte

Kapitel 19

Ich erstarrte und schluckte. Das hatte ich mir eingebildet oder? Mark hatte Tims Schwester getötet? Das konnte ich mir nicht vorstellen, so gemein er auch war, er war bestimmt kein Mörder.
"Was ist passiert?" fragte ich leise. Mark lachte hysterisch auf.
"Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du direkt die Flucht ergreifen würdest." Er schüttelte kurz den Kopf.
Dann beugte er sich leicht vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien ab. Ich sah ihn gespannt an. Einerseits hatte ich ein wenig Angst vor der Wahrheit, andererseits war ich total neugierig. Mark holte tief Luft.
"Also es ist so: Meine Gabe liegt nicht darin, dass ich ein großes Talent für Jagtwaffen habe, sondern darin, dass ich die Waffe quasi mit meinem Gedanken steuer. Zum Beispiel beim Bogen.
Der Pfeil trifft das, an das ich denke.
Es hat gedauert, bis ich das richtig verstanden habe und gelernt hatte. Ich hab immer zusammen mit Tim und Dana trainiert. Die beiden ware meine besten Freunde. Und einmal beim Training fand Dana es sehr witzig mich die ganze Zeit zu ärgern. Auch während ich schoss. Ich konnte es damals nicht gut kontrollieren. Ich habe einen kurzen Moment an Dana gedacht und-" Mark unterbrach und rieb sich mit den Handflächen über die Augen.
"Der Pfeil drehte mitten in seiner Flugbahn um und traf sie direkt ins Herz. Sie war sofort tot." flüsterte er am Schluss. Mir traten Tränen in die Augen, wenn ich bedachte was er alles erleben musste. Die Sache mit seiner Schwester, seinem Vater, mit Jennifer und schließlich die Schuldgefühle für Danas tot. Und Tim, sein bester Freund, gab ihn anscheinend auch noch die Schuld an etwas was ein Unfall gewesen war. Das alles musste schrecklich für ihn sein. Das alles mit sich herumzuschleppen. Deshalb stieß er auch alle von sich.
Ohne zu überlegen legte ich meine Arme um seine Schultern und umarmte ihn. Er erwiderte es zwar nicht, stieß mich aber auch nicht weg.
"Es tut mir so leid, was dir alles passiert ist. Das sollte keiner Erleben, so viel schreckliches."flüsterte ich und Mark nickte nur.
Plötzlich fuhr ich erschrocken zusammen und Mark sprang auf, sodass ich auf den Boden fiel. Aus den Lautsprechern, die in jeden Raum hingen, dröhnte ein Geräusch, wie ein Feueralarm. Mark zog mich auf die Füße und schnappte sich einen Dolch und Pfeil und Bogen.
"Was ist das?" schrie ich gegen den Alarm.
"Das bedeutet jemand ist hier eingebrochen. Und das nicht um unsere X-box zu klauen. Du bleibst bei mir verstanden?" Ich nickte. Der Alarm wurde langsam leiser bis er ganz verschwand. Mark zog mich weiter durch den Gang.
Ich schreckte zusammen als neben mir noch jemand auftauchte, aber es war nur Tim. Seine Wafffe war ein Kurzschwert. Eine gehetzte Melina kam uns entgegen und Mark hielt sie an den Armen und checkte sie schnell nach, ob sie verletzt war. Offenbar war sie es nicht.
"Was ist da, Melina?"
"Hades Höllenhunde." Keuchte sie aufgeregt und Mark stieß einen Fluch aus. Auch Tim schien nicht begeistert.
Dann hörte man ein lautes Heulen, bei dem sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitete.