17. Angelo hat einen Bruder?!

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Der Angetrunkene wollte wieder mit dem Ast auf Diego einschlagen, da spürte ich, wie meine Beine anfingen zu rennen und ich merkte, wie ich ihn kraftvoll von Diego weg stieß. „Lass ihn in Ruhe!", schrie ich mit neugewonnenen Mut. „Clara... Du musst das nicht machen!", japste Diego, der auf dem Boden lag und mich beobachtete. „Ach, eine kleine Clara...", sagte der Angetrunkene. „Ja, na und? Ist doch nichts besonders!", fauchte ich. „Mein Name ist Raoul... Und du erinnerst mich ein wenig an die Freundin von meinem Bruder... Wegen dieser Sch***pe sitzt er jetzt im Knast!", schrie er und ich zuckte zurück. „Wie hieß dein Bruder?", fragte ich vorsichtig.

„Angelo... Angelo Coraz...", antwortete sein Freund. „Ich kannte ihn nicht persönlich, aber ich habe das Gerücht aufgeschnappt, das er seine Freundin geschlagen hätte..." Ich musste schlucken und wich ein wenig zurück. „Ach, warum haben wir denn Angst?", fragte Raoul mich. „Ich... ich... ich habe keine Angst...", stotterte ich mir den Satz zu recht. Raoul lachte höhnisch. „Ja, klar... Du warst es, richtig? Du hast meinen Bruder hinter Gitter gebracht!", schrie Raoul mich an. Ich wich immer weiter zurück, bis ich aus versehen über Diego fiel. Zitternd kroch ich immer weiter weg, bis ich in einem Brombeerbusch sah und sich die Dornen in mein Fleisch bohrten. Raoul kam aggressiv näher und ich erkannte nun die Ähnlichkeit mit Angelo...

Beide konnten verdammt schnell die Fassung verlieren. Hinter Raoul sah ich, wie sich Diego auf raffte und zu uns gerannt kam. „RAOUL! Ihr Kumpel kommt ihr zu Hilfe!", hörte ich den anderen schreien. Auf einmal packte mich Raoul am Arm und zog mich an sich. Seinen Arm hatte er um meinen Hals gelegt und er hatte urplötzlich einen Revolver in der Hand, den er mir an den Kopf hielt. Ich versuchte Ruhe zu bewahren... Diego erstarrte an Ort und Stelle und sah mich nur erschrocken an. „Komm ja nicht näher! Noch ein Schritt und deine kleine Freundin ist TOT!!!", schrie er hasserfüllt. „Clara...", murmelte Diego leise. Langsam sank er auf die Knie und hob seine Hände.

„Bitte, tu ihr nichts!", sagte er flehend, aber da durch, dass ich Angelo schon zu lange kannte, war mir klar, dass dieser Raoul auch nicht viel anders ist. Ich schnappte vergebens nach Luft, da er mir die Luftröhre ab drückte. Ich wurde immer panischer und fing an rum zu zappeln. „HALT GEFÄLLIGST STILL, DU KLEINE MISSGEBURT!", schrie er mich an. Ich dachte gar nicht erst daran. Ich hielt erst still, als ich hörte wie er die Waffe entsicherte. Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich sah, dass es Diego nicht anders erging.

„Ganz ehrlich? Du hast es gar nicht verdient zu leben!", sagte Raoul zu mir und drückte mir den Revolver fest an die Stirn. Ich fing an zu zittern und schloss die Augen. „CLARA!", schrie Diego plötzlich und ich öffnete die Augen. Als ich seinem Blick folgte, wusste ich, was er meinte. Auf dem Weg liefen Polizisten und hielten nach etwas oder jemanden Ausschau. Auf ein leichtes Kopfnicken von Diego hin, fing ich an laut zu kreischen. Die Polizisten zeigten in unsere Richtung, sprachen miteinander und kamen dann hierher gerannt. „HÄNDE HOCH UND WAFFE FALLEN LASSEN!", schrie ein Polizist und zielte auf mich und Raoul. „Ich denke nicht daran!", rief Raoul in seinem angetrunkenen Zustand. Raouls Kumpel wurde von zwei anderen Polizisten festgenommen und abgeführt.

Raoul, der mich immer noch festhielt, hatte sich nun voll und ganz den Polizisten zu gewandt, sodass Diego schnell aufstehen konnte. „Eine falsche Bewegung und die Kleine ist tot!", schnauzte Raoul aggressiv und verstärkt den Griff um meinen Hals. Ich wusste nicht, was Diego macht... Er brauchte einfach viel zu lange. Auf einmal sprang Diego vor und riss Raouls Arm mit der Waffe weg, die er vor Schreck fallen ließ. Raoul ließ mich los um sich auf Diego zu stürzen, der die Waffe zu den Polizisten schoss. Geschickt wich Diego aus und setzte selbst gezielte Schläge.

Nach wenigen Sekunden griff dann die Polizei ein und Diego kam zu mir gerannt. Zum ersten Mal hatte ich keine Angst vor ihm. Ich fiel ihm weinend um den Hals. Er drückte mich fest an sich und gemeinsam sanken wir zu Boden. „Ich hatte verdammt viel Angst um dich!", sagte Diego mit zitternder Stimme. „Ich hatte auch Angst... Wer hätte denn denken können, dass Angelo einen Bruder hat?", schluchzte ich und klammerte mich noch fester an Diego. „Ich weiß es nicht...", murmelte Diego leise. Ich fühlte mich bei ihm sicher... Ich merkte, dass ich Diego vertrauen konnte und, dass ich ihm auch etwas bedeutete...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt