Ich habe niemals gelebt

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Ich saß zusammengekauert in der Zelle, weinte aber nicht, nach der einen Träne habe gar nicht mehr geweint. Erst vor kurzem war mir aufgefallen, dass mein Bein, in dem zuvor zwei Pfeile steckten, vollständig verheilt war, doch das half mir nicht weiter, ich war wieder bei null, nein ich wurde noch weiter zurückgeworfen als zu null, ehr minus zwanzig. Diesmal hatte ich auch niemanden zum Reden, es hätte mir gereicht, wäre mir gegenüber ein Sprachunfähiges Monster, aber ich vermute, dass es beabsichtig war, damit ich mir hier keine neue super Armee aufstellte. Warum wiederfuhr mir so viel leid, warum grade mir? „Warum?", fragte ich noch mal laut. „Warum was?" Erschrocken sah ich hoch, vor meiner Zelle stand Skuld samt Schwestern. „Was tut ihr hier?", ignorierte ich die Frage. „Wir sind hier um dir zu sagen, dass deine Arbeit getan ist", erklärte mir Skuld. „Welche Arbeit ist getan?", fragte ich. „Du solltest die Schuld ausgleichen, die sich die Welten aufgeladen haben", sagte Verandi, „Das ist getan" Wutentbrannt sprang ich auf. „Ihr habt das geplant, ihr habt mich das erste Mal nach Askard geschickt, ihr seid schuld an dem ganzen leid!", schrie ich während ich immer näher zum Gitter lief. Die Göttinnen sahen sich an und zuckten dann synchron die Schultern. Ich fluchte. „Warum ich", fragte ich. „Du bist was Besonderes, nicht wegen deinen Fähigkeiten, die dir Fenrir gegeben hat, nein in dir schlummert noch was anderes", sagte Skuld. „Was?" „Das wirst noch früh genug erfahren" Alle drei lösten sich in Luft auf. Ich schrie verzweifelt auf und setzte mich auf meinen angestemmten Platz auf der Liege.

„Ihr werdet erwartet", sagte eine Wache mit einem hasserfüllten Blick. Sicherlich hatte ich Freunde von ihm umgebracht, vielleicht sogar verwandte. Jetzt, da ich wusste, dass die Schuld bei den Schicksalsgöttinnen lag und nicht bei den Asen, tat mir meine ganze Aktion furchtbar leid. Na gut, vielleicht lag es auch daran, dass es ohne Loki im Kerker unerträglich langweilig ist und ich in den vergangenen zwei Tagen fast alles für ein Buch gegeben hätte. „Es tut mir leid", sagte ich nach einer Weile. Zu der einen Wache waren noch sieben weitere gestoßen, welche jetzt alle erstaunt zu mir runter sahen. „Tut es nicht", erwiderte eine kühl und alle starrten wieder nach vorne. Auch ich beließ es dabei, ich wollte mir meine Ausreden führ den Gerichtssaal sparen, den wir auch bald erreichten. Die Tür wurde geöffnet und ich schritt samt Eskorte hinein. Ich war schon mal hier gewesen, nur damals saß noch Odin auf dem Thron, Thor stand auf der einen Seite, Frigga auf der anderen. Jetzt sah es anders aus, der Thron wurde von Thor besetzt und rechts stand Loki, welcher mich schuldbewusst ansah. „Ich habe dir vertraut, habe dich geliebt und so dankst du mir das? Ich habe dir mehr gegeben als du dir je erwünscht hast, nicht nur eine, nein gleich drei Kronen und was tust du, du verrätst mich", es überraschte mich das ich nicht schrie oder weinte, nein, stattdessen redete ich so gelassen, als würde ich über das Wetter reden. Thor räusperte sich. „Da das jetzt geklärt ist, können wir bitte zur Sache kommen, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!" Ich schwieg und sah ihn erwartungsvoll an. „Hast du irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen?", fragte er. Das ging aber mal schnell. Ich grinste ihn an. „Schicksal", sagte ich, „Das Schicksal hat mich hintergangen und mich ausgenutzt" Thor zog die Augenbraue hoch. „Du sagst also, die Schicksalsgöttinnen haben dich dazu gebracht, drei Welten zu erobern und zu versuchen, die anderen auch noch zu erobern?", fasste er skeptisch zusammen. „Ja, genau das", ich grinste immer noch, ich wusste nicht warum aber mich amüsierte diese Situation. „Schicke mich bitte nicht wieder in die Kerker, ich würde keine weiteren vier Jahre überleben", bettelte ich, obwohl ich ahnte, dass es wenig bringen würde. „Wollte ich so wie so nicht. Vielleicht töte ich dich", überlegte Thor. „Nein!", rief Loki geschockt. Thor wandte ihn seinen Blick zu. „Ich befürchte, deine Urteilskraft ist getrübt, bitte verlasse den Raum", befahl Thor kühl, so kannte ich ihn gar nicht, doch es war definitiv Thor, da das ganze Schloss ja gesichert war. „Was soll ich nur mit dir machen?", fragte Thor und schüttelte seinen Kopf. „Du hast so viel Leid verbreitet, obwohl du noch ein Kind bist, du hast in wenigen Wochen das geschafft, was die Mächtigsten nie gekonnt haben. Dafür hast du meinen Respekt!" Er senkte den Kopf. „Doch deine Taten müssen bestraft werden und ich bin nicht gewillt, dein viel zu kurzes und leidvolles Leben zu beenden, darum wirst du ein neues Leben bekommen, neue Familie, neues Haus und neue Erinnerungen. Ab diesen Moment gibt es keine Zira Stark mehr und sie hat niemals existiert" Er klopfte mit seinem Zepter auf. Ich habe niemals gelebt, war mein letzter Gedanke als Zira Stark. 

Mehr oder weniger allein (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt