24. Im Licht des Mondes

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Ich wischte mir die Tränen weg und stand auf. „Du, Diego? Ich habe gerade eine vollkommen bekloppte Idee, machst du mit?", fragte ich und grinste blöd. Er stand ebenfalls auf. „Klar, gerne! Ich bin für jeden Blödsinn zu haben! Es sei denn ich mache mich dadurch strafbar!", erklärte er ebenfalls grinsend. „Strafbar machst du dich nicht... Aber nass!", quiekte ich mit neuer Energie, dreht mich um und rannte zum Steg runter und sprang in das nachtkühle Wasser. Als ich wieder auftauchte, zog sich Diego gerade sein Hemd und seine Schuhe und Socken aus. „Was bist du denn für ein Spielverderber!", rief ich lachend. Er warf mir einen frechen Blick zu und sprang zu mir ins Wasser. „Wo bin ich denn ein Spielverderber?", fragte er mich dann, als er direkt vor mir wieder auftauchte. Ich legte meine Arme um seinen Hals.

„Hast du gesehen, dass ich irgendetwas ausgezogen habe?", fragte ich scheinheilig. „Nein, ich habe nicht gesehen, dass du dir was ausgezogen hast. Du kleine Irre bist ja auch Barfuß durch den Wald gelaufen!", antwortete er sofort auf meine Frage und legte seine Hände sanft auf meine Taille und zog mich an sich. Ich war froh, dass wir uns an einer Stelle befanden, die nicht so tief war und wo wir stehen konnten. Mich durchlief ein warmer und angenehmer Schauer und war echt froh, das Diego mich fest hielt.

„Du siehst so wunderschön aus im Mondlicht...", sagte Diego mit einem verliebten Blick. Ich spürte, wie ich rot wurde und löste mich von ihm. Ich wollte weg schwimmen, doch er hielt mich sanft fest und zog mich vorsichtig zurück. „Du brauchst doch nicht rot werden!", murmelte er grinsend. Ich sah ihm in die Augen und behauptete dann: „Das bildest du dir bestimmt nur ein! Kommst du? Ein wenig schwimmen muss doch auch drin sein!", sagte ich und löste mich wieder von ihm und schwamm langsam weg.

Er holte aber sehr schnell auf und schwamm vor mich, sodass ich wohl oder übel anhalten musste... „Du hast etwas vergessen!", sagte er mir und ich sah ihn verwirrt an. „Ach ja? Was denn?", fragte ich nachdenklich, aber ich kam nicht darauf was er meinte. Vorsichtig kam er näher und küsste mich sanft. Überrascht erwiderte ich den Kuss und musste lächeln. Nach einigen Sekunden löste sich Diego von mir. „So, jetzt können wir schwimmen!", sagte er und schwamm grinsend davon. Ich sah ihm perplex hinterher. Doch ich riss mich zusammen und folgte ihm. Ich tauchte unter und stupste Diego sanft an den Bauch.

Er schlug spielerisch nach mir, aber verfehlte mich. Immer und immer wieder tauchte ich unter ihn und stupste ihn an. Doch auf einmal packte er mich unter die Arme und zog mich an die Oberfläche. „Du bist echt frech, weißt du das?", fragte er mich grinsend und ich nickte lachend. „Und du kannst verdammt gut tauchen...Du warst mehrere Minuten unter Wasser ohne Luft zu holen...", redete er weiter. „Ja, ich habe damals mal gelernt, wie man sich über mehrere Minuten, den vorhandenen Sauerstoff einteilen kann...

Nein, Spaß... Ich konnte schon immer gut die Luft an halten... Ich schaffe es ganze 4 Minuten lang nicht zu atmen, deshalb kann ich auch so gut tauchen!", erklärte ich ihm. Langsam ließ er mich los und wir schwammen zum Steg zurück. Als ich mich aus dem Wasser auf den Steg kämpfte, spürte ich wie ein Schwall Wasser aus meinen Klamotten lief. Klitschnass, erschöpft und glücklich, ließ ich mich auf den Steg fallen und blieb dort liegen und beobachtete die Sterne. Diego legte sich zu mir. „Das sollten wir öfters machen! Das war echt lustig!", sagte Diego leise und sah mich an. Ich nickte nur und beobachtete die Sterne weiterhin.

„Ich liebe dich, Clara! Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt!", sagte Diego überzeugt und streichelte sanft meine Wange. Ich drehte nun doch mein Kopf zu ihm. „Du bist echt süß, weißt du das? Ich meine, du könntest jedes Mädchen haben, doch du interessierst dich nur für mich richtig... Alle anderen verletzt du... Ich liebe dich auch, Diego... Denn du verurteilst mich nicht... Hoffentlich!", sagte ich und murmelte das letzte Wort. „Warum sollte ich dich denn verurteilen? Ich habe Angelo schließlich selbst kennen gelernt!", antwortete Diego entrüstet. Doch er kannte ja meine Narben noch nicht.

Er wusste nicht was er sagte... Ich fing an zu frieren, denn schließlich hatten wir es immer noch mitten in der Nacht und ich war klitschnass. „Clari ist dir kalt? Du zitterst ja...", stellte Diego fest und drückte mir sein Hemd in die Hand. Doch ich zögerte. Sollte ich es wirklich anziehen? Diego half mir bei der Entscheidung als er mir anschließend das Hemd anzog. „Ist dir denn nicht kalt?", fragte ich ihn zitternd. Doch er schüttelte den Kopf. „Aber es ist trotzdem besser, wenn wir jetzt zurückgehen würden! Sonst werden wir beide noch krank!", bestimmte er und zog sich Socken und Schuhe an. Danach stand er auf und half mir hoch. Gemeinsam liefen wir über die Wiese zum Gartentor. Mit einem letzten Blick auf die Lichtung verschwanden wir von dort und gingen den Trampelpfad entlang zum Brombeergestrüpp. Nacheinander kämpften wir uns dadurch.

Ich hörte Diego laut fluchen, als er von einer Dorne gestochen wurde. Ich kletterte nach ihm durch das Gestrüpp und auch ich bekam einiges ab. Als ich wieder vor Diego stand, waren seine Brust und sein Rücken blutig, doch Diego hatte nur Augen für mich. Aus der Hosentasche fischte er eine Packung Taschentücher und holte eines heraus. Er packte die Packung weg und kam langsam auf mich zu. Sanft und extrem vorsichtig wischte er mir Blut von der Stirn und von der Wange. Dann entwendete ich ihm das Taschentuch und versuchte sein Blut wegzuwischen, doch ein einziges reichte nicht. Diego hatte mehr Wunden als ich gehabt und die haben auch deutlich mehr geblutet...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt