26. Ein bedeutendes Telefonat

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Als ich wach wurde fiel das Sonnenlicht durch das Fenster auf mich und Diego. Sein Arm lag noch immer über meinem Brustkorb und seine Finger waren noch immer mit meinen verschränkt. Ich lächelte glücklich und zog seinen Arm fester an mich. Ich hörte wie Diego gleichmäßig atmete und ging davon aus, dass er noch schlief. Doch als ich meinen Kopf drehte, sah ich in seine klaren braunen Augen. „Guten Morgen, mi Princesa!", sagte er freundlich. „Guten Morgen!", murmelte ich etwas verschlafen. Vorsichtig und langsam ließ ich seine Hand los. Sanft streichelte Diego über meine Wange und brachte mich so noch mehr zum lächeln. „Du siehst schön aus...", sagte er leise und strich mir vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. „Bestimmt nicht... Jetzt muss ich fürchterlich aussehen!", widersprach ich gleich. „Nein, du siehst einfach wunderbar aus...", erwiderte er. Ich sah ihn kurz an und stand dann auf. Dabei rutschte mein Oberteil ein wenig hoch, doch ich zog es gleich panisch wieder runter.


„Ist alles in Ordnung, Clari?", fragte er vorsichtig nach. „Ja, es ist alles in Ordnung", murmelte ich ausweichend, nahm mir ein gelbes Sommerkleid und verschwand schnell im Bad. Ich duschte schnell und bemerkte erst bei Haare einschäumen, das ich Kratzer im Gesicht hatte. Ich sog scharf die Luft ein, als mir Shampoo in die Wunden lief und es anfing zu brennen. Bei meinem Körper fuhr ich jede Narbe einzeln mit Duschgel nach. Seufzend spülte ich den Schaum von mir und stellte das Wasser ab. Tropfend verließ ich die Dusche und trocknete mich ab. Beim anziehen ließ ich mir viel Zeit und sah dreimal nach, ob man meine Narben auch nicht durch mein Kleid sieht. Meine Haare steckte ich fein säuberlich mit Haarklammern fest und ließ die nassen Strähnen lockig in meinen Rücken fallen. Ein wenig hellrosa Lidschatten, ein kleines bisschen Wimperntusche und hellrosa Lipgloss und Voliá, eine perfekt gestylte Clari lächelte mich, aus dem Spiegel heraus, an. Ich öffnete die Badezimmertür und ging gut gelaunt dir Treppe nach unten.

Diego saß halbschlafend am Küchentisch und versuchte die Zeitung zu lesen. Ich stellte mich hinter ihm um heraus zu finden, was er unbedingt lesen wollte. „Argentinierin sucht Schwester!", las ich laut vor und Diego erschrak aus seinem Halbschlaf. „Clari... Woher...? Wann kamst du in...?", fragte er mich überrumpelt. „Ich komme aus dem Bad und bin erst seit einigen Minuten hier in der Küche... Du hast nicht viel verpasst...", erzählte ich ihm belustigt und nahm ihm grinsend die Zeitung aus der Hand. „Argentinierin sucht Schwester... Die 20 Jahre alte Argentinierin Lara Corsalez de Rosa sucht ihre zwei Jahre ältere Schwester... Die beiden waren über 18 Jahre getrennt und nun fand das junge Mädchen heraus, dass sie adoptiert wurde. Lara kann sich nur an einen kleinen See erinnern... Wenn sie Informationen haben, die zu Laras Schwester führen melden sie sich unter dieser Nummer...", las ich weiter vor. „Wenn das Mädchen nicht Lara heißen würde und ich nicht wüsste, dass Leyla tot ist, würde ich ja glatt behaupten, dass das da meine Schwester ist, aber wie gesagt, Leyla ist tot... Du hast das Kreuz selbst gesehen!", seufzte ich traurig.

Diego nickte müde und gähnte laut. Ich schlug ihm leicht an den Hinterkopf und ging mit der Zeitung einmal um ihn und den Tisch herum und setzte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Mit verschlafenen Augen musterte Diego mich. „Hast du dich für mich so rausgeputzt oder trägst du das immer so?", fragte er mich interessiert. „Ähm, ich trage das immer so...", antwortete ich unsicher. Müde legte er seinen halben Oberkörper auf den Tisch und schloss ein wenig die Augen. „Es steht dir wirklich gut!", murmelte er gähnend. „Hast du heute Nacht überhaupt einmal geschlafen?" fragte ich grinsend. Er versuchte den Kopf zu schütteln, jedenfalls deutete ich das merkwürdige Gewackel so. „Willst du dich nicht noch etwas hinlegen und schlafen?", fragte ich weiter, doch er reagierte schon gar nicht mehr. Ich schüttelte grinsend den Kopf und suchte das Telefon. Mit der Zeitung in der Hand wählte ich die Nummer, die in dem Artikel stand. Es tutete dreimal, dann nahm jemand ab. „Guten Tag, hier ist Lara Corsalez de Rosa... Mit wem spreche ich?", fragte eine junge Frau, anscheinend die Lara, gezwungen ruhig auf der anderen Seite der Leitung.

„Guten Tag, Senorita Corsalez de Rosa. Ich heiße Maria Clara Alonso und ich...", sagte ich und wurde von einem lauten Kreischen unterbrochen. „Okay, alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte ich vorsichtig nach. „Ja, ja, es ist alles okay... Es ist nur... Oh mein Gott! Ich rede mit Clara Alonso!", sagte sie aufgeregt. Ich fing an leise zu lachen. Ich ließ den schlafenden Diego in der Küche zurück und ging ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich auf die Couch. „Darf ich meinen Satz zu Ende sprechen?", fragte ich belustigt. „Ja, darfst du... Äh ich meine, dürfen Sie...", meinte Lara. „Sie können mich ruhig duzen. Ich beiße nicht... Also ich melde mich wegen dem Zeitungsartikel..." Nochmaliges Kreischen und ich musste einfach lachen. „Wollen Sie... Sorry, ich meine, willst du damit ernsthaft behaupten, dass du...", fragte Lara vorsichtig nach. „Da muss ich dich leider enttäuschen, denke ich... Ich hatte zwar eine zwei Jahre jüngere Schwester, aber sie starb von 18 Jahren an meinem Geburtstag... Sie hieß Leyla und da hätten wir gleich noch einen Punkt, warum Sie es nicht sein könnten...", erklärte ich entschuldigend. „Oh... Schade... Es wäre echt cool gewesen, wenn mein größtes Vorbild, schon immer meine Schwester gewesen wäre... Aber du kannst mich auch duzen, denn ich beiße auch nicht!", antwortete Lara und ich hörte sie leise lachen.

„Aber, Lara... Was würdest du davon halten, mich mal besuchen zu kommen?", fragte ich sie grinsend. Wieder fing sie an zu kreischen, aber dieses Mal hörte ich sie auch weinen. „Ja!", schluchzte sie glücklich. „Das wäre echt toll!" Ich grinste glücklich. „Wann hättest du denn mal Zeit?", fragte ich sanft nach. „Ich weiß nicht... Ich kann gerade nicht klar denken!", murmelte sie lachend. „Was sagst du zu 13 Uhr? Du kommst doch aus Buenos Aires oder nicht?", fragte ich ein wenig neugierig. „Ja, komme ich...! Morgen, 13 Uhr oder wann?", fragte mich Lara schniefend. „Naja, ich dachte eher an heute...", antwortete ich zufrieden. Dieses Mal kam kein Kreischen... Ich hörte sie nur noch weinen. Langsam wurde es mir ein wenig zu viel und mir liefen selbst die Tränen. „Hey, Lara... Hör auf zu weinen, bitte... Ich fange auch schon an!", erzählte ich und wischte die Tränen weg. „Nein, Clari... Nicht weinen...Also heute 13 Uhr... Wo?", fragte sie mich. „Kennst du das Café Starlight? In der Nähe von den Disney Studíos?", fragte ich und merkte wie meine Stimme an fing zu zittern.

„Ja, das kenne ich... Da gehe ich gerne hin, immer in der Hoffnung, dich mal dort anzutreffen!", gab Lara zu und lachte leicht. „Na, dann wird dein Traum heute in Erfüllung gehen...", versprach ich ihr und verabschiedete mich. Nachdem sie sich ebenfalls verabschiedet hatte, legte ich auf und atmete tief durch. Dann stand ich auf und machte mir etwas zu essen. Diego lag noch immer auf dem Küchentisch und schlief. Ich fing an zu essen und als ich fertig war, stupste ich Diego so lange an, bis er die Augen auf schlug. „Was ist denn, Clari?", fragte er mich verschlafen und leicht genervt. Grinsend nahm ich seine Hände und zog den verschlafenden Diego auf die Beine. Er sah mich verwirrt an. „Meinst du, Lipgloss würde mir auch stehen?", fragte er mich grinsend. „Wir können es ja mal ausprobieren...", lachte ich und brachte ihn ins Schlafzimmer, wo er sich schlaftrunken auf das Bett setzte und mich erwartungsvoll beobachtete. Schnell verschwand ich im Bad und suchte denselben hellrosafarbenen Lipgloss raus wie vorhin. Bevor ich wieder mit dem Lipgloss zurück ins Schlafzimmer ging, trug ich nochmal ein wenig nach.

Dann lief ich grinsend zurück zu Diego. Er hatte Bilder von mir und Angelo gefunden, bevor er anfing mich zu schlagen. „Ihr seht da echt glücklich aus!", murmelte er traurig. „Ja, da waren wir es ja auch noch...", antwortete ich und nahm ihm die Bilder aus der Hand. „Also, du willst es wirklich wissen?", fragte ich ihn dann. Er grinste schief. Mit dem Lipgloss in der Hand stellte ich mich vor ihn. Er spielte sanft mit einer losen Locke, die sich aus den Klammern befreit hatte. „Vergiss das Dingen, ich kenne einen einfacheren Weg!", meinte er dann. Er zog mit sanft auf seinen Schoß und küsste mich dann. Ich erwiderte sofort und aus einem vorsichtigen, sanften Kuss wurde auf einmal ein wilder, intensiver. Ich ließ mir alles gefallen, doch vorbei war es erst, als Diego vorsichtig versuchte mein Kleid zu öffnen...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt