13. Schmerzfrei und schmerzvoll

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"Why still bother, when we all ignore each other.", schallte es aus meinen Kopfhörern, während ich in eine kleine Seitenstraße einbog und meine Gedanken überall waren nur nicht dort, wo sie hätten sein sollen -nämlich auf der Straße. Alexa, der Streit zwischen Frodo und Vanessa, alles schien mir fast gleichzeitig durch den Kopf zu gehen. Doch meine Gedanken blieben immer wieder an den Ereignissen der letzten Stunde hängen. Dieser Streit ...

Ich seufzte. Am liebsten hätte ich ja etwas getan, Streitschlichter gespielt, aber das war eine Sache der Beiden und die ging mich nichts an. Es war schließlich ihre Beziehung und nicht die meine und da hatte ich mich auch nicht einzumischen. Auch wenn ich natürlich für die beiden hoffte, dass es nichts allzu Ernstes war, sie sich gerade in diesem Moment aussprachen und alles wieder seiner gewohnten Wege gehen würde, nur leider sah die Realität meist anders aus als das, was man sich wünscht oder erhofft, denn seien wir mal ehrlich: Im Prinzip bestanden zwei ... nein halt, drei Möglichkeiten. A) Fremdgegangen. B) Schwanger. C) Fremdgegangen und Schwanger.

Alles keine "Kleinigkeiten", keine Kinkerlitzchen, die man einfach so runterschlucken konnte. Doch was brachte es sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen? Frodo würde mir schon schreiben, wenn er mich brauchte. Ich selbst konnte im Moment nichts anderes tun als für ihn da zu sein und zu hoffen, dass sich das mulmige Gefühl in meiner Magengegend nicht bestätigen würde, sich alles wieder gerade biegen ließ und unserer Freundeskreis nicht die nächste "große" Trennung über sich ergehen lassen musste, war es doch damals bei mir und Ina schon schwer gewesen und das obwohl sie selbst sich ja immer möglichst außerhalb des Rampenlichts aufgehalten hatte und großteils einen eigenen Freundeskreis, in dem sie sich wohl fühlte, gehabt hatte. Frodo und Wanne dagegen hatten jeweils ihren eigenen Youtubechannel, teilten sich den selben Freundeskreis und waren fester Bestandteil des Berliner Youtuberclusters. Das konnte nicht gut ausgehen - vor allem nicht, wenn auch noch die Aufmerksamkeit der Community auf sie fiel. Ich seufzte. Um ehrlich zu sein, war ich damals mit Ina eigentlich ganz froh gewesen, dass daraus kein großes Drama gemacht worden war und wohl kaum jemand außerhalb meines Freundeskreises wusste, dass ich sozusagen wieder Freiwild war, was ich auch nicht anders hätte haben wollen. Ich hatte keine Lust zu viel Aufmerksamkeit, was mein Privatleben anging, weil, auch wenn einige Menschen das wohl weder verstehen konnten, noch wollten, aber es war eben immer noch MEIN Privatleben und das ging niemanden etwas an außer mich und vielleicht noch meinen engsten Freundeskreis. Mit einem kurzen Kopfschütteln unterbrach ich meine Gedanken für einen Moment. Jetzt war nicht der Zeitpunk, um über die Vergangenheit nach zu denken oder sich eine das "Was wäre wenn.." für die Zukunft auszumalen.

Im Halbdunkeln ging weiter es die kleine Straße entlang, während ich versuchte mich wieder mehr auf das hier und jetzt zu konzentrieren als auf die vergangen Stunden, doch schon im nächsten Moment passierte es. Ich unterschätzte die Höhe des Bordsteins, über den ich hatte fahren wollen, um wieder auf den Gehweg zu kommen. Das Board blieb ruckartig stehen. Ich nicht. Stattdessen folg ich vorne über, ruderte für den Bruchteil einer Sekunde mit den Armen und versuchte mich irgendwie abzufangen, doch meine Knie bremsten mich ungewollt zu vor ab.

"Scheiße!", fluchte ich vor mich hin, als ich vorsichtig aufstand und zu meinem Board humpelte, das etwas nach hinten auf die Straße gerollt war. Ich griff nach meinem Handy, das sich zum Glück zum Zeitpunkt des Unfalls halbwegs sicher in meiner Hosentasche befunden hatte. Das Display schien in Ordnung. Kurz checkte ich die Lage (nachdem ich auf meinen Handy die Taschenlampenfunktion angemacht hatte): Die Hose war kaputt. Ein Knie schien aufgeschlagen und blutete. Das andere dagegen schien verschont geblieben zu sein und auch meine Handinnenflächen sahen für einen Sturz noch ganz ordentlich aus.

Ich griff nach meinem Board und spürte sofort ein unangenehmes Brennen, als ich dafür leicht in die Knie ging. Zähne zusammen beißen. Es waren nur noch zwei Blocks, die ich jetzt wohl oder übel noch hinter mich bringen musste und auch wenn ich liebend gern das letzte Stück noch gefahren wäre, hielt ich es doch für keine allzu gute Idee mein eh schon blutendes Knie noch mehr zu belasten, weshalb ich mein Board, dem es gut zu gehen schien, vorsichtig aufhob und zurück zum Gehsteig ging. Den Schmerz versuchte ich so gut wie möglich einfach auszublenden, was mir halbwegs gelang.

Adult Love (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt