17.: Schlaf

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Ich saß im Wohnzimmer auf der Couch und schaute mir alte Navy CIS Folgen an. Es war fünf Uhr morgens und ich konnte an nichts anderes denken, als dass ich meine Mutter vermisste. Wie oft hatten wir uns den ganzen Tag lang Crime-Serien angeschaut, Schokolade gegessen und darüber diskutiert, wie unrealistisch solche Serien waren, obwohl wir sie liebten. Oftmals hatte mein Vater sich noch dazugesetzt, meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn gegeben und sich spielerisch darüber aufgeregt, dass kein Fußball lief.
Bei der Erinnerung an die guten Zeiten lächelte ich leicht auf. Aber wenn Mama wüsste, wie es mir momentan ginge, wäre sie entsetzt. Sie wäre zu dem Typen, der mich vergewaltigt hatte, hingegangen, hätte ihn angeschrien, zur Polizei geschliffen und dafür gesorgt, dass er nie wieder aus dem Knast herauskam. Sie war eine toughe Frau gewesen, doch ich hatte den Charakter meines Vaters: Schwach, wenn es zu Problemen kommt.
Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und machte den Fernseher aus. Ein vollkommen übermüdeter Adam schlurfte ins Wohnzimmer und ließ sich neben mir auf die Couch fallen. "Hey", grinste er schwach. Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und sagte: "Du musst dringend ins Bett." Er nickte leicht und schlief fast ein. "Hallo, wach bleiben." Grinsend streichelte ich seine Wange und den Drei-Tage-Bart, der sich darauf gebildet hatte. Adam grummelte, richtete sich langsam auf und ging ins Badezimmer.
Nach ein paar Minuten kam er wieder und schaute mich verdutzt an. "Willst du nicht auch schlafen gehen?" Wie er da so stand, nur in Boxershorts, konnte ich mich echt kaum konzentrieren. "Hm? Schlafen, ja.. Schlafen ist schön." Adam war sich seiner Ausstrahlungskraft zu hundert Prozent bewusst, das konnte ich in seinen Augen sehen. "Du könntest ja zu mir ins Bett kommen? Es ist groß genug für zwei." Mit großen Augen starrte ich ihn an. Klar wollte ich mit ihm in einem Bett schlafen, aber nicht in Jogginghose. "Ich zieh mich nur kurz um." Er nickte und ging ins Schlafzimmer. Rasch lief ich in mein Zimmer und zog mir meine aktuellen Klamotten aus und behielt nur den Slip und das graue Top an, um dann in Adam's Schlafzimmer zu rennen.
Der Raum war eigentlich nicht sonderlich groß, doch trotz der Tatsache, dass das Bett ungefähr achtzig Prozent des Zimmers ausmachte, schaffte ich es, mir den kleinen Zeh an dem Fuß des Bettes zu stoßen. Auf dem linken Bein umherspringend jammerte ich leise vor Schmerz. Komisch, ich kann mich ritzen, ohne etwas zu fühlen aber den kleinen Zeh stoßen ohne fast zu heulen ging nicht.
"Du bist so tollpatschig" Ich konnte an seiner Stimme erkennen, dass er das Lachen nur mühsam unterdrückte. "Das habe ich auch schon bemerkt.", jammerte ich. Adam stand auf, nahm meinen Arm und führte mich zum Bett. "Jetzt kannst du dich setzen und hinlegen. Aber du musst noch rutschen, sonst passe ich nicht mehr rein.", sagte er leise. Ich tat was er sagte und er legte sich zu mir. Eine Weile lagen wir einfach nur da, bis er den Arm ausstreckte und mich zu sich zog. Ich schmiegte mich an seinen muskulösen Oberkörper und er streichelte mir sanft übers Haar. Er duftete nach Seife und einem ganz besonderem Eigengeruch, als wäre er heute den ganzen Tag im Wald spazieren gewesen und trüge nun den frischen Duft mit sich herum.
Nach einer Weile spürte ich, wie meine Lider schwer wurden und ich langsam aber sicher einschlief.

Narben { pausiert }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt