Who can say where the road goes,
Where the day flows?
Only time...
('Only Time' – Enya)Jetzt, München 2013
Es war fast Ende September und leichter Nieselregen prasselte aus den grauen Wolken herunter. Ich ging durch die leeren Straßen Münchens, stets den Blick auf den Boden gerichtet und über den Kopf hatte ich die Kapuze meines blauen Pullis gezogen.
Ich war ziemlich erschöpft, ausgelaugt, aber dachte nicht daran, jetzt schon nach Hause zu gehen.
'Nach Hause.'
Ein Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlte, wo man sich gerne aufhielt und von der Außenwelt ein wenig Auszeit nehmen konnte, wenn einem gerade danach war.
Ja, diese Bedeutung hatte mein ‚zu Hause' auch früher für mich gehabt - aber das war lange her.Jetzt war ich fast 21 und verbrachte am liebsten so wenig Zeit wie möglich in der kleinen und schäbigen Wohnung, in der sowieso fast nur Ärger und Kummer auf mich wartete. Für einige Stunden dem Ganzen zu entfliehen, war praktisch so etwas wie mein Licht in der rabenschwarzen Dunkelheit. Deshalb genoss ich den Regen, ich fühlte mich mit ihm lebendiger und irgendwie, fand ich, passte er zu mir.
Seit fast vier Jahren lebte ich nun in München und es war beinahe alles schief gegangen, was hätte schief gehen können. Dabei war ich in der Hoffnung nach München gekommen, Dortmund und alles, was damit zusammenhing, hinter mir zu lassen und ein neues, besseres Leben anzufangen.
Am Anfang war auch alles ganz gut gelaufen. Ich hatte ein Stipendium für die Uni bekommen, eine nette kleine Wohnung und einen ganz akzeptabel bezahlten Studentenjob. Doch vor lautem Dortmund-hinter-mir-lassen, hatte ich nicht mitbekommen, wie mein Vater langsam aber sicher zerbrach.
Er verlor seine Arbeitsstelle, wurde verbittert und nun war er hoch verschuldet. Ich hatte keine andere Wahl gehabt, als ihn zu mir zu holen, bevor er noch auf der Straße landete. Da ich ab da für uns Beide sorgen musste und irgendwie versuchen musste, die Schulden abzubezahlen, kam der Zeitpunkt, an dem ich keine Zeit mehr für die Uni hatte und abbrechen musste.Seit gut zwei Jahren, quälte ich mich den ganzen Tag durch meine verschiedenen Jobs und zu Hause wartete mein Vater, der dem Alkohol verfallen war.
Ich dachte trotz allem nicht daran, wieder abzuhauen und ihn allein zu lassen. Es war meine Schuld, dass er so geworden war. Ich hätte nicht einfach so gehen und ihn mit dem Verlust meiner Mutter allein lassen dürfen. Er hatte sie wirklich sehr geliebt, er tat es immer noch und deshalb konnte ich ihm keinen Vorwurf machen.
Weiter in meinen Gedanken, überquerte ich die Straßen.
Plötzlich fiel mein Blick auf ein Plakat an einer Bushaltestelle. Es war ein Plakat des FC Bayern und zeigte die Mannschaft mit ihren drei Titeln.Ich wendete schnell meinen Kopf ab und lief weiter.
Mit Fußball hatte ich nichts mehr am Hut - klar bekam man irgendwas mit, wenn man in München wohnte, aber ansonsten hielt ich mich vom Fußball so fern wie möglich. Meine Leidenschaft für diesen Sport hatte ich definitiv mit ihm verloren.
Ich wollte nicht ständig an ihn erinnert werden, wollte vergessen, was er mir angetan hatte. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis ich über ihn hinweg gekommen war, aber inzwischen hatte ich es geschafft - dachte ich zumindest.
Es war wie eine verheilte Narbe, sie tat nicht mehr weh, aber blieb eben doch da.
Über ihn wusste ich nur, dass es mit seiner Profikarriere mehr als gut geklappt hatte, ansonsten hatte ich nichts mehr von ihm gehört.Meinem besten Freund.
Mein Magen fing an zu knurren, weil ich den ganzen Tag nur am Morgen Müsli gegessen hatte. Kurz überschlug ich im Kopf meine Alternativen. Ich konnte nach Hause und Nudeln oder so kochen, oder ich gönnte mir ausnahmsweise etwas Anderes.
Nach einigem Ringen mit mir selbst, entschloss ich mich dazu, dass ich mir einen Döner holte.
Jetzt wollte ich noch nicht nach Hause, außerdem war der Tag heute so anstrengend gewesen, dass ich mit den Nerven am Ende war.
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Maybe tomorrow (Mario Götze)
ФанфикBella und Mario waren mal die besten Freunde gewesen. Mehr als das. Doch ihre Freundschaft überlebte Marios Verrat nicht und die Beiden sahen sich nie wieder. Bis jetzt. Alles ist anders, außer diese besondere Verbindung aus ihrer Vergangenheit. Abe...