__Do you ever feel like running away? Just suddenly leaving. No note, no warning.__
16. Juli 2014
Alaska:
Ab dem Moment, in dem die Tür hinter Harry ins Schloss fällt, kehrt die Angst in meinen Körper zurück, als hätte er sie einfach in dem stillen, kühlen Raum gelassen. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass er sie mit sich genommen hätte.
Bei jedem Geräusch, jedem Piepen oder vorbei wandernden Schritten auf dem Flur zucke ich zusammen.
Für einige Stunden versuche vergeblich, zurück ins Land der Träume zu finden. Mehrmals drifte ich kurz weg, nur um dann hochzuschrecken und auf der steifen Bettdecke nach seiner Hand zu suchen. Und schließlich halte ich es einfach nicht mehr aus. Ich brauche einen neuen Plan. Irgendetwas zu tun. Dieser Zwischenfall, der mich ins Krankenhaus gebracht hat, hat nämlich leider nichts an meiner aussichtslosen Situation geändert- außer vielleicht der Feststellung, dass ich doch irgendwie an meinem verkorksten, armseligen Leben hänge. Einem Leben, an das ich mich nun mit vereinten Kräften klammere.
Ein Teil von mir überlegt immer noch fieberhaft, wohin ich mich flüchten soll, während der Andere es längst aufgegeben hat, nach einem Versteck zu suchen.
Wenn man ein ruhiges, erfülltes Leben leben möchte, muss man erst mit seiner Vergangenheit abschließen, das ist mir jetzt klar geworden. Ich kann nicht länger die unheimlichen Schatten ignorieren, die mich immer wieder heimsuchen. Ich kann nicht länger weglaufen und so tun, als würden sie nicht existieren. Ich muss endlich anfangen, gegen sie zu kämpfen.
Ich habe keine Ahnung, wann genau ich beschließe, mich zu stellen. Ob es schon gestern Nacht war oder erst heute morgen. Es passiert einfach. Vielleicht, weil meine Situation wirklich ziemlich aussichtslos ist. Vielleicht, weil ich keinen Ort finde, an den ich gehen kann und vor allem, weil ich die Menschen aus meinem Umfeld nicht umsonst verletzt haben möchte. Ich habe eine zweite Chance bekommen. Ich atme immer noch. Ich lebe.
Trotzdem- einige Dinge sind bereits geschehen und ich kann nichts daran ändern. Ich kann sie weder rückgängig machen, noch sie zurücknehmen und damit irgendwie Harrys, Zayns oder Nialls Schmerz lindern. Oder den von Logan und Finnley, die Zuhause in London sitzen und keinen Schimmer haben, dass sie mich vermutlich niemals wieder sehen werden. Ich habe ihnen allen wehgetan. Und trotzdem, ich wünschte, ich könnte noch einmal ihre Stimmen hören. Den vertrauten Klang aus Sorge und einem Gefühl der Zuneigung, das ich nur als „Zuhause" beschreiben kann. Bei dem Gedanken an Log und Finn und die warme, kleine Zwei-Zimmer-Wohnung mit den zusammengewürfelten Möbeln, die entweder der Schiene Flohmarkt oder Ikea entsprungen sind, bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Hastig schlucke ich dagegen an und zwinge mich, mich in meinem Bett aufzusetzen.
Vor etwa einer halben Stunde kam die Krankenschwester in mein Zimmer, um mir ein Tablett mit einer breiigen Pampe vorbeizubringen, die sie „Mittagessen" nannte und um meine Verbände zu wechseln.
Die Nadel steckt allerdings immer noch in meiner Armbeuge...
Ich schließe die Augen und hole tief Luft, als ich entschlossen nach dem Schlauch greife und ihn mit einem schnellen Ruck aus meiner Haut zerre.
Ich unterdrücke einen Aufschrei, als ich das spitze Teil aus meiner Haut winde. Ich wimmere bei dem Verlust der Nadel, der einen Höllenschmerz meinen Arm entlangjagen lässt, doch ich presse mir weiterhin tapfer die andere Hand auf den Mund und ersticke damit jedes Geräusch, das daraus entkommen will.
Als ich mich nach wenigen Sekunden des Schmerzes dazu zwinge, auf meine Armbeuge hinab zu sehen, atme ich erleichtert auf. Die Stelle, wo vor wenigen Wimpernschlägen noch die Nadel steckte, ist lediglich leicht gerötet, aber ansonsten unversehrt.
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Your Voice in My Head (H.S.)
Fanfiction"Don't let people treat you like a cigarette, they only use you when they are bored and step on you when they are done. Be like drugs- let them die for you." Das einzige, was den abgehobenen Superstar Harry Styles zunächst mit der mysteriösen Alaska...